Wenn am 8. Mai ab 10 Uhr die „Städtische Galerie im Lenbachhaus“ in München nach einer Generalsanierung wieder für Besucher zugänglich ist, feiert auch eine neue Museumsbeleuchtung öffentliche Premiere: Osram entwickelte zusammen mit einem Lichtkünstler und einem Ingenieurbüro ein einzigartiges, dynamisch steuerbares Ensemble aus fünf LED-Typen in vier Arten von Leuchten.
Einer der vier Leuchtentypen in der Galerie: 250 solcher Osram-Spotlights mit LEDs in fünf Farben und rund 60.000 vorgesetzten Linsen auf einer Streuscheibe von nur 14 cm Durchmesser sorgen für die individuelle Anstrahlung der Kunstwerke. (Foto/Grafik: Osram-PR)
Vergessen Sie (fast) alles, was Sie Anfang des Jahres über die vermeintlich unheilvolle Wirkung von LED-Beleuchtung in Museen gelesen und gehört haben. Die Studie, die solches Ungemach beweisen sollte, fand nämlich völlig ohne LEDs statt. Die beteiligten Forscher bestätigten bereits Ende Januar, dass stattdessen eine 175 Watt starke Xenon-Lichtquelle verwendet worden war. Diese hatte tatsächlich einen gewissen schädlichen Einfluss auf bestimmte Farben bei Ölgemälden von van Gogh. Allerdings ergaben alle anderen bisherigen Untersuchungen mit verschiedenen Leuchtdioden-Typen, dass LED-Leuchten insgesamt erheblich „kunstfreundlicher“ sind als Tageslicht, Glüh-, Halogen- und Leuchtstofflampen.
Mit speziell ausgewählten und “getunten” LED-Leuchten kann im Gegensatz zu herkömmlicher Beleuchtung ein sehr guter Kompromiss aus Farbtreue und Schädigungspotenzial erzielt werden. Abhängig von Tageszeit, Tageslichteinfall und Besucherfrequenz können mit intelligenter Steuerungselektronik Farbtemperatur, Lichtstrom, Abstrahlwinkel und Lichtstärke dynamisch angepasst werden. Hier hilft auch die bessere Fokussierbarkeit von LED-Strahlern, die weniger Streulicht als etwa Halogen-Reflektoren entwickeln. Einzelne Leuchten können zudem problemlos zeitweise heruntergedimmt werden, wenn gerade keine Besucher im Raum sind.
Individuelles Licht für jedes Kunstwerk
Dank mehrfarbiger Multi-LED-Module und angepasster Steuerelektronik ist es sogar möglich, für jedes Gemälde und jede Tageszeit individuelles Licht zu mischen. Sollte beispielsweise eine spezielle historische Ölfarbe allergisch auf grüne Wellenlängen reagieren, könnte dieser Anteil gezielt herunter geregelt werden. Die Investition für ein so ausgefeiltes Konzept ist zwar anfangs erheblich größer als mit traditioneller Beleuchtung; sie amortisiert sich aber durch den bis zu 90 Prozent geringeren Stromverbrauch bereits in wenigen Jahren.
Beim Umbau der Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München gingen Planer, Bauherr (Stadt München) und Zulieferer deshalb in die Vollen: Das Licht aus fünf „Oslon“-LED-Typen (warm-weiß, kalt-weiß, rot, grün und blau) kann hier mit Hilfe von Konstantstrom-geregelten DMX-Dimmern, Schaltnetzteilen und einer Tablet-PC-Steuerung gemischt werden – nicht statisch mit konstanter Farbtemperatur, sondern digital und flexibel zwischen einem „Morgenrot-ähnlichen“ Warm-weiß (3.000 Kelvin) und Tageslicht-adäquaten Kalt-weiß (6.000 K) – jeweils voll dimmbar. Für fast 100 Beleuchtungs-Nuancen wurden Mischungen programmiert, die immer einen Farbwiedergabeindex (CRI) über 95 erreichen. Das kommt der Farbtreue CRI 100 von Halogenstrahlern sehr nahe.
Hunderte Leuchten im Einsatz
Eingesetzt wird diese Technologie mit insgesamt über 170.000 LEDs in vier Leuchtentypen: Rund 190 Voutenleuchten in den Deckenkehlen, etwa 825 Module in „Lichtdecken“, 250 Spotlights (siehe Bild oben) und ca. 180 „Shed“-Leuchten. Diese ergänzen in den Obergeschossen des Lenbachhauses das Tageslicht aus den Oberlichtern (engl. „Sheds“). Direkt unterhalb der Fenster strahlen sie – wie das natürliche Licht – zunächst in die „Sheds“ und dann indirekt in die Ausstellungsräume.
Die Position und Ausrichtung der „Shed“-LED-Leuchten in den Oberlichtern des Lenbachhauses.
Projektleiter Michael Reithmeier erklärte zu diesem individuellen Beleuchtungskonzept laut Osram-Newsletter, dass die größtmögliche Schonung der Kunstwerke eine zentrale Rolle gespielt habe:
„Nicht nur wegen wiederkehrender kritischer Berichterstattung in einigen Medien ist dieses Thema von großer Bedeutung. Es geht dabei auch um konservatorische Anforderungen, die die Versicherungen der Kunstwerke an die ausstellenden Museen stellen.“
Grundsätzlich hänge die Alterung eines Kunstwerkes nicht von der Art der Lichterzeugung ab, sondern von Farbspektrum, Beleuchtungsstärke und Belichtungszeit. Kalte Farbtemperaturen seien für die überwiegende Zahl der Materialien schädlicher als warme. Daher gehe das größte Schädigungspotenzial auch von der besonders „kalten“, aber unsichtbaren ultravioletten Strahlung aus.
Ungefiltertes, UV-haltiges Tageslicht sei für Kunst die schädlichste Lichtquelle, während das LED-Kunstlicht im Lenbachhaus keine UV-Strahlung emittiere. Außerdem seien spezielle LED-Chips ausgewählt worden, die das empfindliche Material von Kunstwerken möglichst wenig beeinträchtigen – bei niedrigen Farbtemperaturen weniger als eine Glühlampe, bei höheren Farbtemperatur weniger als Leuchtstofflampen und deutlich weniger als Tageslicht.
Gemälde immer wieder neu entdecken
Damit bietet sich im Lenbachhaus ab Mai die einzigartige Möglichkeit, beispielsweise die Komposition von Gemälden zu verschiedenen Tageszeiten durch die dynamisch veränderten Natur- und Kunstlichtverhältnisse immer wieder neu zu entdecken. Wie sagte schon Wassily Kandinsky, einer der Schöpfer von „Der Blaue Reiter“:
„Wenn ich ein Kunstwerk morgens male, muss ich es mir mittags noch einmal anschauen, um zu sehen, wie die Farben im mittäglichen Licht wirken.“
Nun bin ich zwar kein Maler, hätte jedoch gerne so ein dynamisches LED-Lichtkonzept für zuhause – natürlich viel kleiner und leicht modifiziert: Stufenlose Helligkeits- und Farbtonregelung, allerdings im Bereich zwischen rund 2000 („extra-warm-weiß“) und 5000 Kelvin („neutral-weiß“). Damit wären dann alle zeitlich wechselnden Anforderungen von „Schummer-“ bis „Arbeitslicht“ abgedeckt – bisher noch ein Traum, aber vielleicht bald Alltag.
Schadet LED-Licht den alten Meistern?
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