ARTE 2012: Neue Sendungen, neue Zeiten

ARTE-Leuchtlogo
Leuchtlogo des Senders im Foyer der Straßburger Zentrale. (Foto: W. Messer)

Ein paar Tage lang bleibt beim europäischen Kultursender ARTE auch im neuen Jahr noch alles wie gewohnt; ab dem 7. Januar 2012 (Samstag nach „Dreikönig“) startet dann aber ein neues Programmschema (Highlights als Video). Zwei Jahre nach der letzten Reform (mit der Fusion der Nachrichtensendungen „ARTE Info“ und „ARTE Culture“ zu „ARTE Journal“) müssen sich vor allem die deutschen Zuschauer geänderte Anfangszeiten für die „Journal“-Ausgaben merken: Die Mittagsnachrichten (montags bis freitags) starten um 12.50 Uhr statt 12.45 Uhr (auch wenn’s im offiziellen Programmschema noch anders steht), kommen künftig ohne Moderatoren aus und dauern nur noch zehn statt 15 Minuten.

Die Abendnachrichten haben keinen einheitlichen Sendeplatz über die gesamte Woche (bisher ab 19 Uhr), sondern finden montags bis freitags (auch an Feiertagen) zwischen 19.10 Uhr und 19.30 (also nur noch 20 statt 30 Minuten lang) sowie samstags und sonntags zwischen 19.15 Uhr und 19.30 Uhr statt.

Die französischen Zuschauer haben’s etwas einfacher: Für sie starten die Abendausgaben ab 7. Januar konsequent um 19.45 Uhr (Video zum Programmschema). Es wird also keine gemeinsame deutsch-französische Nachrichtensendung mit einem zweisprachigen Moderatorenpaar mehr geben, sondern getrennte Versionen mit jeweils eigenen Präsentatoren (Leïla Kaddour-Boudadi im wöchentlichen Wechsel mit Marie Labory für Frankreich, Nazan Gökdemir und Jürgen Biehle für Deutschland). Die vorherige einheitliche Sendezeit war offensichtlich vor allem für die französischen Seh- und Essgewohnheiten deutlich zu früh. Dort startet die TV-„Primetime“ traditionell später als bei uns; die abendlichen Spielfilme und Dokumentationen beginnen deshalb auch bei ARTE France in der Regel erst um 20.40 Uhr statt um 20.15 Uhr (ARTE D).

Erhebliche Unterschiede in der neuen Programmierung gibt es auch bei den Sendeplätzen des neuen (werk-)täglichen Kulturmagazins „28 Minuten“: Das beginnt für Frankreich immer direkt nach den Abendnachrichten um 20.05 Uhr, für Deutschland sind dagegen wechselnde Zeiten spätabends oder in der Nacht vorgesehen, wo vermutlich nur noch hartgesottene Kulturliebhaber dran bleiben. Identisch sind dagegen die deutschen und französischen Plätze für die neuen Magazine „Square“ (Kulturgespräch am Sonntag um 11.45 Uhr) und „Abgedreht!“ (Kultur abseits des Mainstreams, sonntags in der Regel um 17.45 Uhr, französischer Titel: „Personne ne bouge!“).

Musikfreunde sollten sich vor allem den Samstagabend vormerken: Zwar entfallen die Pariser „One Shot Not“-Studiokonzerte mit Manu Katché und Alice Tumler, dafür gibt’s ab 22 Uhr die Programmfläche „Tracks Night“ mit der bereits bekannten „Tracks“-Reihe und den neuen Formaten „ARTE Creative“ und „ARTE Live Web Pop“ bzw. „Introducing @ARTE live“. Gleich zum Einstieg in das neue Schema gibt es übrigens am 7. Januar ab 23.55 Uhr eine sehr spezielle Folge der „Durch die Nacht mit …“-Reihe: Hip-Hopper Casper trifft in Berlin die Sängerin Lena Meyer-Landrut. So viel sei schon verraten: Es war nicht gerade „Liebe auf den ersten Blick“.

Indizien oder gar Beweise für eine vom „Spiegel“ im Vorfeld befürchtete „Verflachung“ des Programms und für ein „Flöten gehen des eigenen Anspruchs“ habe ich im neuen ARTE-Programmschema nicht gefunden. Ich fände es aber völlig okay, wenn der in Deutschland bisher eher homöopathische Marktanteil dank der neuen Sendungen und Sendezeiten ein wenig höher klettern würde.

(Disclaimer: Ich bin ab und zu als Off-Sprecher für ARTE „Journal“ und andere Produktionen des Senders tätig.)