Warum „Blattmacher“ keine Zukunft haben

Wer als Zeitungsredakteur oder Anzeigenverkäufer nicht sowieso schon schlechte Laune hat, der kann sie sich problemlos im Netz holen, wo immer mehr provokante Beiträge darüber zu finden sind, warum diese Berufsbilder eigentlich schon mausetot sind.

So berichtet der Deutschland-Korrespondent Kurt W. Zimmermann von der Schweizer Weltwoche über seinen – offenbar erfolgreichen – Versuch, komplett auf die Zeitung zu verzichten. Seine Schlussfolgerung:

„Eine der bösen Überraschungen der jüngeren Mediengeschichte war für die Zeitungsbranche die Erkenntnis, dass Zeitungen tatsächlich keinen handfesten Nutzen haben … Für die Zeitungsmacher hat das einschneidende Konsequenzen. Journalisten können sich nicht mehr darauf verlassen, dass Zeitungslesen – wie früher – quasi eine Pflichtaufgabe ist. Es gibt im Produktmanagement keinen Unterschied mehr zwischen der Zeitungsindustrie und der Uhren-, Schokolade- und Modeindustrie. Man muss die Kunden jeden Tag von der Attraktivität der Nutzlosigkeit überzeugen. Die Swatch Group, Lindt & Sprüngli und Prada sind erfolgreich, weil sie ganz genau wissen, dass sie etwas Unnützes produzieren. Auf den Redaktionen müssen sie das noch lernen.“

Schon diese Polemik muss einem konventionellen Blattmacher einen Stich ins Herz versetzen; die kanadische Medienmanagerin Judy Sims holt aber in ihrem Simsblog gleich das ganz große Operationsbesteck ‚raus: Die 10 größten Lügen, die sich Zeitungsmanager selbst erzählen überschreibt sie ihre „Hitliste“, in der sie mit dem verbalen Skalpell jeden offensichtlichen Versuch des Selbstbetrugs seziert.

So seien Printanzeigen-Verkäufer definitiv nicht in der Lage, auch Online-Werbung zu akquirieren, Nachrichten-Sammelmaschinen wie Google News seien nicht die Totengräber des Zeitungsgeschäfts, die Demokratie werde auch ohne Zeitungen weiter bestehen und sie räumt mit dem Irrglauben auf, dass Verlagsangestellte mit den besten und kreativsten Köpfen der digitalen Welt konkurrieren könnten, ohne selbst zuvor integraler Bestandteil der Online-Community zu werden.

Werde jemand Anderes oder stirb – so könnte man Judy Sims‘ Empfehlung kurz zusammenfassen. Ich befürchte allerdings, dass „Blattmacher“ sich davon auch weiterhin nicht vom Selbstbetrug abhalten lassen, wenn sie denn überhaupt solche Beiträge lesen und verstehen.