Sex and Crime vom Kultursender

Den 27. April – ein Dienstag – sollte man sich aus zwei Gründen merken: Erstens wird an diesem Tag meine Domain www.fastvoicemedia.de abgeschaltet, auf der lange Zeit meine größten Dateien gespeichert waren (vor allem die HondaNSXVideos aus meiner Hobbyrennfahrer-Zeit, mehrere tausend Mal abgerufen von Motorsport-Fans weltweit). Die sind inzwischen auf www.fastvoice.de umgezogen und eigentlich interessiert das auch wohl kein Schwein – ich wollt’s halt mal gesagt haben.

Zweitens startet am 27. April im „europäischen Kultursender“ ARTE eine Thriller-Serie, die man nicht verpassen sollte: „Im Angesicht des Verbrechens“, inszeniert vom achtfachen Grimme-Preisträger Dominik Graf. Vordergründig geht’s um Berlin, die Russen-Mafia, Sex and Crime… könnte man also vielleicht so illustrieren:

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Hartes bei ARTE: Leichte Mädchen und schwere Waffen sind ab 27. April „Im Angesicht des Verbrechens“ zu sehen (Symbolbilder aus Wikimedia Commons).

Aber natürlich geht’s in den insgesamt 480 Minuten nicht nur um faszinierende und teils verstörende Bilder aus einer brutalen und moralfreien Parallelwelt, die den meisten von uns fremd ist. Es geht auch um hohe Regie- und Schauspielkunst (etwa von Max Riemelt und Marie Bäumer), die inneren Konflikte der Figuren, den Einblick in die Strukturen organisierter Kriminalität und letztendlich um die Erkenntnis, dass niemals strikt unterschieden werden kann zwischen „gut“ (Gesetzeshüter) und „böse“ (Zuhälter und Drogenhändler). Es gibt Beides auf beiden Seiten und alle Facetten dazwischen.

Graf wollte keine „politisch korrekte Einheitsware“ produzieren, wie sie für ihn zunehmend bei den TV-Polizei-Thrillern zu sehen ist (etwa in der „Tatort“-Reihe, die er früher teils selbst belieferte). Ein sozialer Konflikt diente ihm und Drehbuchautor Rolf Basedow nicht als Vehikel für ein zähes, moralinsaures Schauspiel mit erhobenem Zeigefinger, „Im Angesicht des Verbrechens“ sollte einfach sehr gute TV-Unterhaltung werden. Der erste Erfolg bei einer Sondervorführung des Gesamtwerks zum Abschluss der Berlinale gab ihm Recht, nun darf die Mini-Serie bei ARTE zeigen, ob sie „zweifellos die deutsche TV-Serie des Jahres“ (ARTE-Präsident Gottfried Langenstein) werden kann.

Dramatisch ging es übrigens auch hinter den Kulissen zu: Die Kölner Produktionsfirma Typhoon AG musste – offenbar wegen Zeit- und Budget-Problemen bei der Produktion der Serie – im März 2010 Insolvenz anmelden.

Dass es in den zehn Folgen à 48 Minuten (an fünf Abenden dienstags und samstags je eine Doppelfolge) etwas kompromissloser zur Sache geht als in den üblichen 20.15 Uhr-Primetime-Filmen, dafür liefern schon die Anfangszeiten ein Indiz: Keine Ausstrahlung startet früher als 21.50 Uhr, man sollte also auch drei Mal an einem Werktag bis kurz vor Mitternacht Zeit haben und wach bleiben können – leider nichts für Frühaufsteher. Die Wiederholungen jeweils ein paar Tage danach etwa morgens um 3 sind da auch kein echter Trost. Immerhin kann man sich am Dienstagabend ab 20.15 Uhr die Zeit bis zur ersten Folge ein wenig mit „Dutschke“ im ZDF vertreiben – auch lohnenswert.

Teil 1 und 2: Di., 27.4., ab 22.05
Teil 3 und 4: Sa., 1.5., ab 21.50
Teil 5 und 6: Di., 4.5., ab 22.05
Teil 7 und 8: Sa., 8.5., ab 22.50
Teil 9 und 10: Di., 11.5., ab 22.05, anschließend: „Das Making of“ um 23.40 Uhr

2 Gedanken zu „Sex and Crime vom Kultursender

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