Eine traurige Nachricht für alle Musiker kam diese Woche aus den USA: Lester William Pol(s)fuss starb mit 94 Jahren an einer Lungenentzündung. Sein Künstlername Les Paul ist untrennbar mit der von ihm entwickelten elektrisch verstärkten Solidbody-Gitarre verbunden; es wäre aber fahrlässig, sein Leben und seine Arbeit nur auf die Gibson Les Paul zu reduzieren.
Les Paul an dem von ihm entwickelten Instrument (Quelle: Wikimedia Commons)
Jeder Musiker, der in den letzten fünf Jahrzehnten irgend eine Studioaufnahme produzierte, hat von seiner Pionierarbeit profitiert. Schon 1947 zeichnete Les Paul mehrere Gitarrenaufnahmen „übereinander“ auf Wachsplatten auf; der erste Schritt zu Mehrspur-Aufnahmegeräten, wie sie dann ab den 1950er-Jahren nach seinen Plänen von Ampex gebaut wurden. Die Technik eröffnete ihm völlig neue Möglichkeiten, seine Kreativität auszuleben und auch als Solist auf acht getrennt zu bespielenden Spuren mehrstimmige Partituren aufzunehmen.
Seltsamerweise setzte sich diese Multitrack– und Overdub-Technik jedoch erst Anfang der 1960er-Jahre in großem Stil durch, als zum Beispiel die Beatles mit Vierspur-Bandmaschinen experimentierten. Danach war die Entwicklung allerdings unaufhaltsam, die Anzahl der Spuren wuchs in schwindelerregende Größenordnungen und machte Bands wie 10cc Soundkaskaden möglich, gegen die ein Sinfonieorchester wie eine armselige Kurkapelle klang. Heutzutage ist dafür keine Bandmaschine mehr notwendig, es genügt ein Laptop und eine Audio-Software.
Viele junge Musiker wissen nicht, dass man Songs früher mal auf Magnetband aufgenommen hat. Noch weniger Musiker wissen, dass es Les Paul war, der vor über 60 Jahren die ersten Grundsteine legte für Homerecording in Kellerstudios und teils erstaunlich gute Low-Budget-Musikproduktionen für myspace, youtube und Co. Und natürlich ist die Les Paul ist auch heute noch eine tolle Gitarre.