Im Test: „HD95-LED“-Lampen von Müller-Licht – Premium zu Mini-Preisen?

Als „unser neues Premiumlicht“ bewirbt der norddeutsche Anbieter „Müller-Licht“ seine „HD95-LED“-Lampenserie. Trotz bescheidener Preisempfehlungen zwischen knapp 5 und 8 Euro sollen die „Birnen“, „Mini-Globes“, „Kerzen“ und Reflektor-Strahler eine „hervorragende Lichtqualität“ bieten. Drei der neun nicht dimmbaren LED-Retrofits mit GU10-, GU5.3-, E14- und E27-Sockeln habe ich ausführlich getestet und messen lassen – für drei weitere Modelle erfahren Sie die Labor-Leistungsdaten und damit auch die Antwort auf die Frage: Hat „Müller-Licht“ hier zuviel versprochen?

mueller-licht-hd95-aufmacher
Die drei Haupt-Testkandidaten – stellvertretend für das neue „HD95-LED“-Sortiment von „Müller-Licht“ (von links): Ein GU10-Reflektor-Strahler mit nominell 6,5 Watt und 380 Lumen, eine 10 W/806-lm-E27-„Birne“ und eine 5,5 W/420-lm-E14-„Mini Globe“-Lampe. (Fotos: W. Messer)

„Müller-Licht“ in Lilienthal bei Bremen erkannte ziemlich früh, dass hohe Farbtreue nicht nur teuren LED-Lampen vorbehalten sein muss. Schon im Frühjahr 2014 gab’s deshalb „HD-LED“-Retrofits zu moderaten Preisen mit einem „allgemeinen Farbwiedergabeindex“ Ra >90. Die hatten zwar anfangs noch teilweise ein paar Effizienz-Kinderkrankheiten, weil höhere Farbtreue bei gleicher Helligkeit leider etwas mehr Leistung braucht. Es war aber ein Schritt in die richtige Richtung, dem weitere folgten und zum dem jetzt noch ein größerer hinzu kommt.

mueller-licht-hd95-aufdruck-gross

„HD95-LED“ (Logo oben) bedeutet nämlich, dass der Ra-Wert der neuen, „warmweißen“ Lampenserie bei mindestens 95 liegt und außerdem laut Auskunft von „Müller-Licht“ die für weiß leuchtende LED-Chips besonders schwierige Zusatz-Messfarbe „Rot gesättigt“ (R9) mit mindestens 80 wiedergegeben wird.

mueller-licht-hd95-garantieDieses ehrgeizige Niveau war lange Zeit nur bei professionellen, sehr teuren LED-Leuchtmitteln zu finden. Jetzt ist es mit unverbindlichen Preisempfehlungen zwischen 4,99 und 7,99 Euro und drei Jahren Herstellergarantie (Packungsaufdruck rechts) auch für sparsame, private „Normalverbraucher“ in Reichweite – mit der kleinen Einschränkung, dass alle „HD95-LED“-Modelle von „Müller-Licht“ nicht dimmbar sind:

mueller-licht-hd95-uvps

Der „HD95-LED“-GU10-Reflektor-Strahler

mueller-licht-hd95-gu10-ausWenn man – wie ich – als „LED-Dinosaurier“ schon vor vielen Jahren mit der Umrüstung auf Halbleiterlicht angefangen hat, weiß man: So ein GU10-Spot war damals unvorstellbar. Über 380 Lumen Lichtstrom bzw. 600 Candela Lichtstärke mit 2700 Kelvin, Farbwiedergabeindex Ra >95, 36 Grad Halbwertswinkel, nur 5,5 cm lang (inklusive Pins) und maximal 5 cm breit, 37 Gramm leicht – und das für nur knapp 7 Euro!

Noch Anfang 2013 hatten „Premium“-LED-Strahler dieser Leistungsklasse mit „warmweißer“ Lichtfarbe nur etwas über Ra 80, waren trotzdem weniger effizient und kosteten meist zwischen 15 und 20 Euro – das nenne ich Fortschritt! „Müller-Licht“ verwendet hier, wie bei den anderen Lampen der „HD95-LED“-Serie, weißen Thermo-Hybrid-Kunststoff (Polyamid 6) für’s Gehäuse und vermutlich auch die gleichen LED-Chips. Die strahlen als „Array“ inmitten eines multifacettierten Reflektors durch eine klare Plastikscheibe mit geriffelter Mittellinse – von oben sieht das so aus (links aus, rechts angeschaltet):
mueller-licht-hd95-gu10-oben-aus-an

Das dadurch erzeugte Leuchtbild erinnert stark an das von Halogenstrahlern und besteht nicht nur aus einem markanten Lichtkegel mit scharfer Hell-/Dunkel-Grenze, sondern kombiniert mindestens zwei davon mit unterschiedlichen Winkeln. So wird insgesamt eine „weichere“, breitere Abstrahlcharakteristik mit mehr Streulicht, aber geringerer Maximalreichweite, Lichtstärke und Blendungsgefahr erzielt:

mueller-licht-hd95-gu10-leuchtbild

Tatsächlich ist der im Labor meines Blog-Kooperationspartners „David Communication“ gemessene Halbwertswinkel von 40,5 Grad (Abstrahldiagramm) etwas größer als der 36-Grad-Nennwinkel und entspricht damit ziemlich genau dem von ähnlich hellen 230 V/50 Watt/MR16-Halogenspots. Dafür spricht auch die rund 17prozentige Differenz des insgesamt ermittelten Lichtstrom-Werts gegenüber jenem innerhalb des EU-konformen 90-Grad-Bemessungswinkels für Akzentbeleuchtung: Gut 475 bzw. 394 Lumen sammelte die Ulbricht-Kugel ein (pdf-Download des Messprotokolls).

Über den Effizienznachteil können Sie noch was lesen

Dass die Gesamteffizienz von 74,2 Lumen/Watt trotz sehr ähnlicher Innereien noch deutlich unter den gemessenen knapp 90 lm/W der weiter unten getesteten, viel runder strahlenden E27-„Birne“ von „Müller-Licht“ liegt, hat übrigens überwiegend physikalisch-optische Gründe (Stichworte: „Licht-Absorption“ und „Transmissionsverlust“). Ausführlich informiert werden Sie über dieses Hersteller-unabhängige, bauartbedingte Phänomen in diesem neuen Grundlagen-Blogbeitrag.

Der Lichtfarbeindruck des „HD95-LED“-Spots ist allerdings nicht derselbe wie bei Halogenstrahlern: Trotz nominell hoher Farbtreue und Farbtemperaturen nahe des Nennwerts 2700 Kelvin liegen die Farborte aller gemessenen „HD95-LED“-Lampen mehr oder weniger oberhalb der idealen „Schwarzkörperkurve“ – in einem gelberen Bereich als bei den rötlicher wirkenden Halos, mit leichter Tendenz zu Gelb-Orange. Das ist auch subjektiv sichtbar – beispielsweise bei meinem Standard-Farbtreue-Motiv mit zwei Modell-Motorrädern auf weißem Untergrund (Weißabgleich „Tageslicht“, ohne Nachbearbeitung):

mueller-licht-hd95-gu10-farbtreue

Das satte Rot der Ducati und das Tiefblau der Yamaha werden deutlich gelb eingefärbt; das Weiß darunter sowieso. Der hohe Farbwiedergabeindex ist dennoch nicht gelogen: Ra 95,6 – dazu hervorragende 86,5 für die Zusatz-Messfarbe „Rot gesättigt“ (R9) und 98 für „Hauttfarbe Rosa“ (R13). Die Farbtemperatur 2666 Kelvin passt ebenfalls. Positiv fällt im Leuchtbild auch der ziemlich klare Schattenwurf ohne allzu große Zerfaserung oder Mehrfach-Schatten auf – Resultat einer gelungenen Reflektor-/Linsen-Optik, die offensichtlich nicht nur mit einzelnen COB-LED-Modulen wie bei den HALED-Strahlern, sondern auch mit eng angeordneten Multi-LEDs ganz gut funktioniert.

Herstellerangaben werden bestätigt

mueller-licht-hd95-gu10-pack-hintenKeine Zicken leistete sich der „Müller-Licht“-Strahler bei der Praxiserprobung: Die Einschaltverzögerung liegt unter einer halben Sekunde, danach ist bei stiller Umgebung nur ein minimales Surren auf ca. 5 cm Distanz hörbar.

Nach zwei Stunden „Einschwingen“ haben das Labor und ich übereinstimmend 6,4 Watt Leistungsaufnahme bei einem elektrischen Leistungsfaktor von rund 0,6 gemessen. Der offizielle Wert 6,5 W und die zweitbeste EU-Ökolabel-Einstufung A+ (siehe Packungsrückseite rechts) wurden also auf den Punkt bestätigt.

In meiner hängenden, offenen Testfassung zeigte das Infrarot-Thermometer an der heißesten Stelle des Gehäuses (oben am Sockel) nach zwei Stunden Dauerleuchten maximal 76 Grad an. Am unteren Rand nahe des Lichtaustritts waren es nur unkritische 25 Grad. Flimmern ist für diesen „HD95-LED“-Spot auch kein Thema: Die „Flicker Tester“-App maß bei 100 Hertz Bezugsfrequenz Index 0,0 und lag mit 4% Flimmerrate innerhalb der Messtoleranz zu Null. Das Profi-Messgerät „FM-LM“ stützte das mit nur 2% Rate – so wenig, dass keine dominante Flimmerfrequenz ermittelt werden konnte.

Mein Testurteil:

mueller-licht-hd95-gu10-pack-vorn30.000 Leuchtstunden und 100.000 Schaltzyklen Nennlebensdauer, drei Jahre Garantie, sehr hohe Farbtreue trotz ordentlicher Effizienz, mehr als ausreichende Helligkeit, Halogen-ähnliche Abstrahlcharakteristik, Flimmer- und Geräuschfreiheit, ein Stromsparpotenzial von rund 87% gegenüber einem 50-Watt-Hochvolt-Halogenspot, eine Preisempfehlung von nur 6,99 Euro: Es gibt viel, das für diesen neuen „HD95-LED“-Strahler von „Müller-Licht“ spricht, wenn Sie nicht gerade was Dimmbares brauchen.

Suboptimal ist dagegen die Spektralverteilung der LED-Chip-Beschichtung, die den Farbort etwas zu sehr in Richtung Gelb rutschen lässt. Das macht sich auch subjektiv durch einen leicht gelblichen Lichteindruck von angestrahlten Gegenständen und/oder Hauptpartien bemerkbar. Für manche kann das schon störend sein, für andere vielleicht nicht – Kunstlicht ist halt teils „Geschmackssache“.

Sicher ist: Es ginge prinzipiell besser – auch und gerade in der Ra->90-Liga. Meine strenge LED-Test-Skala packt dennoch eine der höchsten Bewertungen für nicht dimmbare Leuchtmittel aus:
drei Sterne.

Die leichte, helle „HD95-LED“-E27-Lampe

mueller-licht-hd95-e27-10w-pack-vornWenn Sie bisher dachten, die „Carus“-LED-„Birnen“ seien mit ihren rund 75 Gramm besonders leicht, dann wird Sie diese nicht dimmbare „Müller-Licht“-E27-„HD95-LED“-Lampe ziemlich überraschen: Nur 52 g brachte sie auf meine Waage – dank Hybrid-Thermokunststoff-Leichtbau und trotz 12 cm Länge sowie 6 cm Maximaldurchmesser.

Im Prinzip ist bei ihr vieles genau so wie oben beim GU10-Strahler: 2700 Kelvin, Ra >95, 30.000 Leuchtstunden sowie 100.000 Schaltzyklen Nennlebensdauer und EU-Ökolabel A+ soll sie haben. In Sachen Power, Helligkeit und Abstrahlwinkel ist sie natürlich eine ganz andere Hausnummer: Offiziell 10 Watt, 806 Lumen und 200 Grad.

Kein Lichtstromverlust nach zwei Leuchtstunden

mueller-licht-hd95-e27-pack-hintenDas Profilabor darf nach meinen Vorgaben alle Messwerte erst nach zwei Stunden Dauerleuchten ermitteln. Da kann es schon mal passieren, dass wegen der Wärmeentwicklung erheblich geringere Werte ’rauskommen als im kalten Zustand oder als die offiziellen Angaben versprechen (links sehen Sie die Daten auf der Packungs-Rückseite).

Auch „Müller-Licht“ musste das schon mal hier erfahren und hat offenbar daraus gelernt: Aus 9,6 Watt und Wirkfaktor 0,61 macht die neue „Birne“ satte 862 Lumen mit einer Farbtemperatur von 2755 Kelvin (pdf-Download des Messprotokolls) – bravo!

In meiner offenen, hängenden Testfassung hielt sich die Maximaltemperatur nach 120 Minuten in moderaten Grenzen: 67 Grad oben an der heißesten Stelle, nur Zimmertemperatur an der matten Plastikhaube unten.

Beim Einschalten gab es nur eine minimale Verzögerung, danach keinerlei Störgeräusche oder Flimmern. Die Messwerte dazu: Index 0,0 und 4% Rate bei 100 Hertz meldete die „Flicker Tester“-App (liegt innerhalb der „flimmerfrei“-Messtoleranz); das „FM-LM“-Profigerät unterbot diese Vorgabe mit nur 1% Flimmer-Rate ohne messbare dominante Frequenz. Wow – so wenig Lichtmodulation hatte bisher noch keine Testlampe!

Lichtfarbe wirkt etwas neutraler als beim GU10-Strahler

Was mich beim Lichteindruck etwas überraschte: Entweder haben die von „Müller-Licht“ für die „HD95-LED“-Lampen verwendeten Chips eine ordentliche Streuung, oder unter der Haube mueller-licht-hd95-e27-10w-aufdruckder E27-„Birne“  leuchtet ein etwas anderer Typ (links ein Teil des Lampenaufdrucks mit den offiziellen 2700 Kelvin). Die gegenüber dem GU10-Strahler um rund 90 K höhere Farbtemperatur (die unlogischerweise für „kühler“ wirkendes Licht sorgt) gibt schon mal einen kleinen Hinweis darauf, wo’s lang geht.

Der näher an der Idealkurve liegende Farbort, das höhere Hügelchen im Blau-Bereich des Spektraldiagramms sowie die etwas besseren Werte beim „allgemeinen Farbwiedergabeindex“ (Ra 96,3) und dem R9-Zusatzwert („Rot gesättigt“ = 89,8) könnten den Eindruck eines um einen Tick „neutraleren“ Lichts ebenfalls erklären. Okay, es sind nur Nuancen, um die sich das Farbtreue-Standardmotiv von dem des GU10-Spots unterscheidet:

mueller-licht-hd95-e27-10w-farbtreue

Das satte Ducati-Rot wirkt ein wenig roter, das Yamaha-Tiefblau weniger gelblich und der weiße Untergrund nicht ganz so Orange-Gelb. Natürlich ist hier auch der Schattenwurf wegen der matten, diffundierenden Haube deutlich weicher und weniger konturiert. Insgesamt kein unangenehmer Eindruck – erschien mir jedenfalls sympathischer als die Farbverschiebung des GU10-Strahlers. Bei der E27-„HD95-LED“-Lampe könnte ich mir eher einen erfolgreichen Einsatz für kosmetisch oder kulinarisch anspruchsvolle Beleuchtungsanforderungen vorstellen – immer vorausgesetzt, dass dieses Testergebnis nicht das Resultat einer Serienstreuung nach oben ist.

Beim Abstrahlwinkel ist noch Luft nach oben

Apropos Streuung: Da könnte diese „Birne“ durchaus noch freigiebiger sein … wenn’s nämlich um den Abstrahlwinkel geht. Laut den offiziellen Daten ist sie ja mit 200 Grad Halbwertswinkel sowieso kein idealer Rundstrahler. Die Labormessung ergab sogar nur 190 Grad (Abstrahldiagramm). Zum Vergleich: Eine traditionelle „Glühbirne“ schafft etwa 310°. Das Leuchtbild mit der stehend montierten LED-Lampe zeigt klar, dass der größte Teil der Helligkeit zu den Seiten und nach oben geht, während in Richtung Sockel leider leichte Lumen-Dürre herrscht:

mueller-licht-hd95-e27-10w-leuchtbild

Nein, ganz dunkel wird’s nach unten nicht; da kommt schon noch etwas Streulicht an. Es gilt aber die Faustregel bei der Montage: Dort, wo’s richtig hell werden soll, muss zumindest irgend ein Teil der Haube hinzeigen.

Mein Testurteil:

mueller-licht-hd95-e27-10w-ausWas muss eine nicht dimmbare LED-Lampe leisten, um von meiner bis maximal Fünf reichenden, strengen LED-Bewertungsskala nicht nur drei Sterne zu kriegen, so wie der „HD95-LED“-GU10-Spot oben, sondern noch ein halbes Sternchen extra? Sie muss alles ein bisschen besser können und darf dennoch nicht teurer sein.

Die neue, extrem leichte und offiziell 10 Watt starke E27-„Birne“ von „Müller-Licht“ erfüllt diese Vorgaben – mit noch etwas höherer Farbwiedergabe, angenehmerer Lichtfarbe, absoluter Flimmer- und Geräuschfreiheit, moderater Wärmeentwicklung, guter Lumen/Watt-Effizienz und: Sie kostet laut Hersteller-UVP mit 5,99 sogar noch einen Euro weniger als der kleine Strahler.

Eigentlich gibt’s nur zwei kleine Wermutstropfen: Mit stolzen 12 cm Länge – ca. 2,5 cm mehr als ähnlich helle 60-Watt-Glühlampen – könnte sie aus kurzen Leuchtengehäusen vorwitzig herausragen. Und ihr Lichtkegel ist nicht wirklich rundstrahlend. Ändert aber nichts am Gesamturteil
LED-Stern halbdreieinhalb Sterne.

Der kompakte E14-„Mini Globe“

mueller-licht-hd95-e14-mini-globe-ausKaum Platzprobleme in engen, kurzen Leuchten dürfte der dritte Testkandidat aus dem neuen „HD95-LED“-Sortiment von „Müller-Licht“ haben: Der „Mini Globe“ mit E14-Schraubsockel misst nämlich nur 81 auf 45 mm und wiegt gerade mal 24 Gramm.

Die Vorgabe des Anbieters: 420 Lumen aus 5,5 Watt mit einem Halbwertswinkel von 180 Grad. Das wäre ähnlich hell wie ein 40-Watt-Glühlampen-„Tropfen“, aber in einem deutlich engeren Lichtkegel gebündelt.

Die von uns beim Testexemplar gemessene Wahrheit: Selbst nach zwei Stunden „Einschwingen“ holt der „Mini Globe“ aus 5,4 W und mit einem elektrischen Leistungsfaktor von 0,56 noch beeindruckende 442 lm (pdf-Download des Messprotokolls).

Abstrahlung ähnlich wie bei der großen „Birne“

Auch das Abstrahlwinkel-Versprechen wird vom Goniophotometer im Profi-Labor fast auf den Punkt bestätigt: 178 Grad (Diagramm). In meinem Leuchtbild sah das so aus:

mueller-licht-hd95-e14-mini-globe-leuchtbild

Diese Charakteristik hinkt kaum hinter der viel größeren E27-„Birne“ her – nicht wirklich rundstrahlend, aber für viele Einsatzbereiche und Leuchtenarten genau richtig. Und wenn Ihnen die Lichtfarbe hier etwas gelblicher vorkommt, mag das zwei Gründe haben: Dunkleres Licht kann subjektiv „wärmer“ wirken und die gemessene Farbtemperatur von 2715 Kelvin lag geringfügig unter jener der 10-Watt-Lampe.

Diesmal kein Standard-Farbtreuemotiv

Dabei und auch beim ermittelten Farbort reden wir aber nur von minimalen Differenzen, die einem Durchschnittsbetrachter kaum auffallen dürften und die auch kein weiteres Farbtreue-Bild rechtfertigen. Die daraus resultierenden Unterschiede wären einfach zu marginal, um im Foto wirklich wahrnehmbar und korrekt interpretierbar zu sein.

Die beiden Modell-Mopeds würden zwar anders aussehen – aber hauptsächlich deshalb, weil die „Mini Globe“ viel weniger Lichtstärke zum Herausarbeiten der Details bietet. Wäre also eher Irreführung als praktische Hilfe. In der Praxis zählt ohnehin eher Ihre eigene Wahrnehmung und Einschätzung und nicht meine.

Farbtreue teils fast auf Glühlampen-Niveau

mueller-licht-hd95-e14-mini-globe-pack-hintenBleiben wir lieber bei den Papierwerten: Die Farbtreue-Vorgabe Ra >95 (siehe Packungsangaben rechts) wurde im Labor mit 97,0 bestätigt, der R9-Zusatz-Messwerte („Rot gesättigt“ = 83,2) liegt etwas unter dem der beiden anderen Testlampen, dafür ist R13 („Hautfarbe Rosa“ = 99,4) sehr nahe am Optimum. Bei einer LED-Retrofit im Preisbereich unter 5 Euro und einem Stromsparpotenzial von über 85% gegenüber einer ähnlich hellen Glühlampe ist das aktuell wohl kaum besser hinzukriegen.

In meiner offenen, hängenden Testfassung startete der „HD95-LED Mini Globe“ ohne  merkliche Einschaltverzögerung, meldete sich mit einem minimalen Surren zum Dienst (bei stiller Umgebung kaum weiter als bis 5 cm Distanz zu hören) und wurde nach zwei Stunden an der heißesten Stelle des Thermoplastik-Gehäuses (oben am Sockel) maximal 76 Grad warm. Unten, an der matten Kunststoffhaube, blieb es bei ungefährlicher Zimmertemperatur.

Nach menschlichem Ermessen ist diese E14-Lampe außerdem ähnlich flimmerfrei wie die beiden anderen „Müller-Licht“-Testkandidatinnen: Laut der mit erheblicher Fehler-Marge behafteten „Flicker Tester“-App Index 0,0 und nur 5% Flimmerrate bei 100 Hertz Bezugsfrequenz; das Profi-Messgerät ermittelte die maximale Rate von 49% bei schwindelerregenden 69 Kilohertz – starke Indizien für eine sehr hochfrequente Schaltregelung ohne negativen Einfluss auf flimmersensible Menschen.

Mein Testurteil:

mueller-licht-hd95-e14-mini-globe-pack-vornZiemlich hell leuchtet diese kompakte „Mini Globe“-Lampe von „Müller-Licht“ – sogar etwas heller als versprochen, ohne deshalb mehr Strom als vorgegeben zu konsumieren. Das ist insofern bemerkenswert, als sie einen sehr hohen Farbwiedergabeindex von Ra 97 hat, keine objektiven Schwächen zeigt und laut unverbindlicher Preisempfehlung nur 4,99 Euro kostet.

Subjektiv könnte man die etwas zu gelbliche Lichtfarbe kritisieren (ist das wirklich „Premium-Licht“?) oder den eingeschränkten Halbwertswinkel – beides ist jedoch Geschmackssache und vom Einsatzort abhängig.

Für die fehlende Dimmbarkeit werden Sie durch die Abwesenheit vieler Probleme entschädigt, die’s mit zahlreichen dimmbaren LED-Lampen und haushaltsüblichen Dimmern gibt: Einschaltverzögerung, Surren, Flackern, Flimmern etc. – findet hier alles nicht statt. Angesichts dessen und wegen des hervorragenden Preis-/Leistungsverhältnisses vergibt meine meistens unbarmherzige, bis maximal Fünf reichende LED-Bewertungsskala auch hier
LED-Stern halbdreieinhalb Sterne.

Noch drei Lampen-Messprotokolle als Zugabe

Ebenfalls im Profi-Labor von „David Communication“ waren diese drei Modelle aus der „Müller-Licht HD95 LED“-Kollektion:

  • GU5.3-Reflektor-Spot (35-W-Niedervolt-Halogenstrahler-Ersatz): 5,6 Watt (bei Gleichspannung [DC], ohne Berücksichtigung des externen Trafos); 503 Lumen insgesamt; 390 lm im 90°-Bemessungswinkel; 2715 Kelvin; Ra 96,8; R9 = 87,1; 41,5 Grad Halbwertswinkel (Abstrahldiagramm/Messprotokoll); bei DC flimmerfrei, bei AC ist die Flimmerrate abhängig vom Treiber

(Anmerkung: Die „HD95-LED“-Lampen wurden mir unaufgefordert und gratis von „Müller-Licht“ zugesandt und bleiben zum Dauertest bei mir. Laut Auskunft des Anbieters seien die Modelle „kurzfristig bei … Conrad, Amazon und ELV zu finden – eine Listung im stationären Handel erwarten wir in 2017“.)

Mehr zum Thema:

Doppeltest: Müller-Licht-LED-Lampen mit Ra >90 – nicht alles super

Blog-Leserfrage (21): Warum sind LED-„Birnen“ effizienter als LED-Spots?

Doppeltest: Müller-Licht-HD-LED contra IKEA-Ledare-„Birne“ (Update)

Stiftung Warentest nahm sechs G9-LED-Lampen unter die Lupe: Zwei Sieger

16 Gedanken zu „Im Test: „HD95-LED“-Lampen von Müller-Licht – Premium zu Mini-Preisen?

  1. Da mir beim Thema Flimmern etwas das Know-How fehlt: gehe ich recht in der Annahme, dass die 39% Flimmerrate bei 105 Kilohertz
    für die R50 im absolut unkritischen Bereich für flimmersensible Menschen liegen?

    • Die Wissenschaft streitet sich zwar noch darum, ob eventuell Frequenzen bis 1 kHz noch kritisch sein könnten. 105 kHz sind allerdings um „Lichtjahre“ von diesem Bereich entfernt. 😉

      Wenn die Lampen aus dem Labor zurück sind, messe ich aber nochmal bei 100 Hz Bezugsfrequenz, um sicher zu gehen.

      • Update: Ich habe die Werte der App nachgetragen – beide Male Index 0,0 und 4% Rate bei 100 Hz (praktisch flimmerfrei). Da ist wohl überall die gleiche oder zumindest eine sehr ähnliche Schaltregelung drin.

        • Vielen Dank…dann harre ich mal auf das Erscheinen der Leuchtmittel bei Amazon oder ELV.

          • Habe mir die R50/E14-Strahler (400249) genehmigt. Licht subjektiv sehr gut, kein Flimmern, allerdings riecht man unangenehme Ausdünstungen wenn die Lampen warm werden.
            Geruch hatte ich bisher bei noch keinen Müller-Licht-LED-Lampen – ich hoffe, das legt sich noch. :-/|

            Riechen oder rochen Ihre Testexemplare, Herr Messer?

          • Kleiner Nachtrag:
            Die Ausdünstungen haben sich nach gut einer Woche gelegt. Ich vermute als Ursache Kondensat des verwendeten Klebstoffs innerhalb der Lampe, das nun „weggeheizt“ ist.

  2. Interessant wäre auch mal zu hören, was dabei aus einem Weltempfänger mit Langwelle und Mittelwelle kommt und ob sich daneben noch eine DCF77 Uhr synchronisiert.

  3. Das war durchaus ernst gemeint. Ein ordentlicher Weltempfänger in der Nähe eines „Senders“ „hört“ eine Menge, auch wenn die EMV-Vorschriften eingehalten werden. Ein DCF77 Empfänger in der Nähe der Ablenkspulen einer Bildröhre synchronisiert auch nicht zuverlässig und ich gehe davon aus, daß Fernseher ebenfalls EMV-konform sind bzw. waren.

    Und die Müllersche Aussage „Wir vermuten, dass es sich im besagten Fall um einen Rundfunkempfänger älteren Modells handelt, welches selber nicht funkentstört, und somit anfällig ist“ muß mir auch noch jemand erklären. Aus meiner Sicht macht die wenig Sinn. Ein empfindlicher Weltempfänger, der auf der Modulationsfrequenz empfängt, wird etwas hören müssen, wenn etwas da ist.

    Aber die praktische Relevanz läßt aufgrund der Abschaltung der öffentlichen LW und MW Sender nach. Mühlacker Mittelwelle z.B. ist abgeschaltet. Deshalb interpretiere ich die Müllersche Aussage so: „Wir vermuten, dass es sich im besagten Fall um einen Rundfunkempfänger älteren Modells handelt, welcher Frequenzbänder anbietet, die heute üblicherweise nicht mehr angehört werden“. Das macht mach meiner Meinung nach für Normalnutzer Sinn. Ein Funkamatuer kann da aber durchaus eine andere Meinung haben.

    Ein ähnliches Thema haben wir auch mit den Powerline – Lan Adaptern und vielen Schaltnetzteilen.

  4. Man sollte aber nicht vergessen: Niedervolt-Halogen GU5.3-Strahler von OSRAM werden z. B. bei 35 W Leistung mit 2900 K und bei 50 W mit 3000 K Farbtemperatur spezifiziert.

    Einen LED-Strahler mit 2700 K würde ich daher als NV-Halogenersatz nicht ernsthaft als „HD“ bezeichnen wollen. Wenn die Wohnräume, die vorher mit NV-Halogen vergleichsweise farbneutraler beleuchtet wurden, nun wahrnehmbar stärker unerwünscht „nikotingelb“ gefärbt werden, helfen mir die RA > 95 als Messwert auf dem Papier auch nicht viel. Der Farbeindruck im Raum entspricht einfach gar nicht mehr dem Halogen-Original.

  5. Ja, bei billigen bzw kleinen Schaltnetzteilen ein verbreitetes Thema. Die großen Entstörkomponenten wie Common Mode Drossel werden weggelassen. Sieht man ab und an auch bei Lygte-info.dk. Bei etlichen Billignetzteilen war nie etwas vorgesehen und bei einigen offensichtlich irgenswann eingespart, wie hier bei Aukey .
    Immerhin beansprucht Müller für sich, die geltenden EMV Grenzwerte einzuhalten.

Kommentare sind geschlossen.