by Wolfgang Messer | 27.2.2015 01:56
“Dichroitische” oder “Kaltlichtspiegel”-Halogenspots sehen vor allem in Seilsystemen und offenen Leuchten hübsch aus, weil sie Ihr Licht nicht nur in eine Richtung strahlen. Das klappt jetzt auch mit den LED-Glas-Spots von LCTW.
Beide haben offiziell 5,3 Watt, 345 Lumen und kosten aktuell nur rund 6 Euro: Die neuen LED-Glas-Spots von “LED’s change the world” (LCTW) mit GU10[1]– (oben links) oder GU5.3-Sockel[2]. (Fotos: W. Messer)
LED-Lampen sind ja eigentlich nur dann richtige “Retrofits”[3], wenn man das alte Glühobst ‘rauswerfen, die stromsparenden, neuen Leuchtmittel einfach so ‘reinstecken oder -drehen kann und dann weitgehend die gleiche Optik wie zuvor hat – ohne Platzprobleme, ohne Helligkeits- oder Abstrahlwinkel-Einbußen. Bei so genannten “Kaltlichtspiegel”-Halogenspots[4] geht das leider häufig nicht so einfach, weil LED-Strahler normalerweise nur nach vorne leuchten und kein Licht in Richtung Sockel spendieren.
Genau diese “dichroitische” Charakteristik bieten die beiden neuen, nicht dimmbaren LED-Glas-Spots des deutschen Anbieters “LED’s change the world”[5] (LCTW), die sich nur beim Sockel und Spannungsbedarf unterscheiden. Wer von oben draufschaut, sieht keinen Unterschied – weder aus- noch eingeschaltet:
Gut zu erkennen: Hier strahlen vier LED-Chips inmitten eines strukturierten Reflektors und unter einer Linsen-/Streuscheiben-Kombination nach oben – mit einem nominellen Halbwertswinkel[6] von 36 Grad. Tatsächlich bestätigen das die Messdiagramme weitgehend: 38,8° für die GU5.3-/12-Volt-Variante (pdf-Download[7]) und 36,4° für das GU10-Modell (pdf-Download[8]). Bis hierhin unterscheidet sich die Bauweise der in China produzierten Strahler kaum von gewöhnlichen LED-Spots. Wenn Sie sich aber mal stellvertretend den Niedervoltstrahler von unten bzw. von schräg unten anschauen, sehen Sie die Besonderheit:
Da bleibt’s auch “untenrum” und seitlich nicht zappenduster, und der ziemlich breit aufgefächerte Lichtkegel hat keine scharfen Hell-/Dunkel-Grenzen. Genau diese Halogenstrahler-ähnliche Charakteristik wie in den Leuchtbildern rechts und unten wird von vielen LED-Fans verzweifelt gesucht und selten gefunden.
Umso besser, dass auch die Dimensionen der LCTW-Glas-Spots mit den PAR16-/MR16-Halogen-Vorbildern weitgehend übereinstimmen: 5 cm maximaler Durchmesser, 5,3 cm Gesamtlänge (inklusive Pins) und 58 Gramm Gewicht beim GU10-Spot; 5 cm Breite, 4,4 cm Länge und 47 g beim GU5.3-Strahler, der sowohl Gleich- als auch Wechselspannung verträgt.
Ebenso klasse: Laut Labor werden die offiziellen Lichtstromwerte[9] von 345 Lumen leicht übertroffen. Über den Vollwinkel sind’s bei beiden Varianten über 435 lm, innerhalb des EU-konformen Bemessungswinkels[10] von 90 Grad immer noch 367 (GU5.3, pdf-Download des gesamten Messprotokolls[11]) bzw. 379 lm (GU10, Messprotokoll[12]). Die angegebene Lichtstärke[13] von 650 Candela klingt also durchaus glaubhaft. Auch die einträchtig produzierte Farbtemperatur[14] von gemessenen 2666 Kelvin entspricht weitgehend der Vorgabe; sie ist sogar etwas “wärmer” als der Nennwert 2700 K.
Bevor jetzt aber alle vor Freude den Champagner köpfen und feiern: Echte Halogen-Lichtqualität (Ra 100) kriegen Sie hier dennoch nicht. Der von uns gemessene “allgemeine Farbwiedergabeindex”[15] beträgt Ra 82 (Nennwert >80) – flankiert von einem dürren einstelligen Wert (8,4 bzw. 9,0) für die besonders anspruchsvolle Zusatz-Messfarbe[16] “Rot gesättigt” (R9). Stattdessen glänzen beide Varianten mit Top-Vorstellungen bei “Gelb-Grün” (R3 = 96 bzw. 97) und “Blattgrün” (R14 = 98,5 bzw. 98,8).
Die dominante Wellenlänge im Spektraldiagramm[17] (unten stellvertretend beim G10-Spot) liegt bei ca. 584 Nanometer im dunklen Gelb-Bereich, die Spitze etwas höher bei 605 bzw. 610 nm. Nach rechts – in Richtung Dunkelrot – fällt die Milliwatt-Kurve früh ab, nach links geht’s etwas sanfter über Grün bis zum kleinen, LED-typischen Blau-Hügelchen:
Das macht sich bei meinem Standard-Farbtreuebild mit einer roten Ducati 916 im Kleinformat auf weißem Untergrund (Weißabgleich “bewölkter Himmel”, ohne Nachbearbeitung) so bemerkbar:
Mal abgesehen von der bei “warm-weißen” Lampen üblichen Orange-/Gelb-Verschiebung: Subjektiv erschien mir die Abbildung leicht grünstichig und das Rot eher Ocker, die Farben insgesamt nicht prägnant durchgezeichnet. Licht-Feinschmecker mit hohen Farbtreue-Ansprüchen würden hier akuten Verbesserungsbedarf anmelden.
Keine großen Probleme werden dagegen besonders Flimmer[18]-sensible Menschen mit den LCTW-LED-Glas-Spots haben. Die “Flicker Tester”-App[19] von “Viso Systems” ermittelte beim GU10-Strahler im Standard-Frequenzbereich um 100 Hertz nur 10 Prozent Flimmern mit Index 0,0 (Screenshot rechts). Beim genauen Blick sehen Sie zwar zusätzlich eine sehr hochfrequente Schaltregler-Schwingung mit kleiner Amplitude – die ist jedoch weder vom menschlichen Auge noch von einer Digitalkamera wahrnehmbar.
Nicht ganz so gut, aber relativ akzeptabel waren die Flimmer-Werte für den Niedervolt-Spot. Seltsamerweise lagen sie am Wechselspannungs-Netzteil (AC, unten links) etwas niedriger als bei Gleichspannungs-Versorgung (DC, unten rechts):
Dafür lief’s bei der Geräuschentwicklung des GU5.3-Strahlers (Foto links) wie erwartet: Völlige Stille am DC-Trafo, leises Surren[20] mit AC – bei leiser Umgebung bis maximal 30 cm Distanz hörbar. Merkliche Ein- und Ausschalt-Verzögerungen produziert die Lampe selbst nicht; die gibt’s höchstens bei einer Pufferung der Stromversorgung durch das Netzteil[21] (am “Meanwell LPF-60D-12” jeweils rund eine Sekunde, mit Osram-“Halotronic” nur wenige Zehntelchen).
Im Profi-Labor zog der Spot am Osram-AC-Trafo netto 5,1 Watt bei einem elektrischen Leistungsfaktor[22] von 0,68 – gemessen nach zwei Stunden Dauerlauf. Zu diesem Zeitpunkt dürfen Sie laut meines Infrarot-Thermometers – bei hängender Montage in einer offenen Fassung – ca. 62 Grad an der heißesten Gehäusestelle[23] oben und rund 32° unten an der Abdeckscheibe erwarten.
Etwas kühler bleibt derweil die GU10-Variante (Foto rechts): 57° am Sockel, 31° am Lichtaustritt. Sie produziert keine Störgeräusche, reagiert mit weniger als einer halben Sekunde Verspätung auf Ein- und Ausschaltbefehle und nuckelt zwischen 5,2 (Labor) und 5,8 Watt (mein Hobby-Messgerät) bei einem Leistungsfaktor von 0,61 bzw. 0,68.
Beide LED-Glas-Spots sind also mindestens so sparsam und effizient[24], wie von LCTW versprochen. Wenn man unsere Messwerte heranzieht, gebührt sogar nicht nur dem Hochvolt-Modell das EU-Ökolabel[25] A+, sondern mit einem Energieeffizienzindex von knapp 0,17 auch der Niedervolt-Schwester, die offiziell nur mit “A” beworben wird (siehe Packungsausschnitt links).
Nicht überprüfen konnte ich natürlich die Nennlebensdauer[26] von 15.000 Leuchtstunden und 100.000 Schaltzyklen sowie die außergewöhnlich gute Farbkonsistenz von weniger als 4 Stufen der MacAdam-Ellipse (SDCM)[27]. Die bedeutet, dass sich die Lichtfarben von mehreren Spots der gleichen Modellreihe kaum unterscheiden.
Wenn Sie bisher noch keinen anständigen LED-Ersatz für Ihre bis zu 35 Watt starken Niedervolt- oder 50-W-Hochvolt-Kaltlichtspiegel-Halogenspots im Seilsystem bzw. der offenen Leuchte entdeckt haben, dann könnten sie jetzt mit den beiden[28] LCTW-Neuheiten[29] fündig geworden sein. In einem geschlossenen Leuchtengehäuse oder in einem Decken-Einbaurahmen wären ihre Fähigkeiten dagegen halbwegs verschenkt.
Der aktuelle “Sonderpreis” von jeweils 5,95 Euro ist wirklich günstig; auch unsere Messwerte und das gute Abschneiden bei vielen Testkriterien sprechen für die LED-Glas-Spots von “LED’s change the world”[5]. Verzichten müssen Sie jedoch auf Dimmbarkeit und exzellente Lichtqualität. Vor allem die Wiedergabe von sattem Rot schwächelt deutlich. Bis hierhin wären die beiden Strahler klare Zwei-Sterne-Kandidaten auf meiner bis Fünf reichenden LED-Bewertungsskala[30]. Wegen ihres besonderen Merkmals der “dichroitischen” Abstrahlung – mit etwas Zusatz-Licht in Richtung Sockel – gibt’s aber noch einen halben Stern oben drauf und wir landen bei
zweieinhalb Sternen.
(Offenlegung: “LED’s change the world” ist einer meiner Blog-Werbepartner und hat die Spots gratis zur Verfügung gestellt. Sie bleiben – wie üblich – zum Langzeittest bei mir)
Im Test: LCTW wechselt neue GU10-LED-Spots ein[31]
Im Test: Neue LED-Spots und -Kerzen von LCTW für unter 6 Euro[32]
Im Test: “LightMe”-GU10-LED-Spot – der Lichtstärke-Kraftzwerg[33]
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