Rätselhafte Ausfälle von LED-Spots bei Stiftung Warentest

Von Ratlosigkeit über Erstaunen bis Entsetzen reichten die Reaktionen einiger Anbieter nach dem LED-Spot-Check im aktuellen „test“-Heft der Stiftung Warentest. Bei fünf von elf Marken soll es während des Dauertests sehr frühzeitige Ausfälle gegeben haben – teils nach nur 1000 Leuchtstunden.

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Zwei der Kandidaten von Stiftung Warentest: Ein dimmbarer 7-Watt-GU10-Spot von LEDON (links) und der nicht dimmbare Bioledex-„Helso“-Hochvolt-Strahler mit 6 Watt. (Fotos: W. Messer)

Cover-test-10-2014Nein, für’s aktuelle „test“-Heft 10/2014 waren keine Katzen im Dauertest, auch wenn sich so ein Pelztier auf dem Titelblatt lümmelt (Ausschnitt links, Stiftung-Warentest-PR-Foto). Schade eigentlich, denn dann wäre die Stimmung bei LEDON, LG, Verbatim, Müller-Licht und Megaman jetzt deutlich entspannter.

Weil aber ab Seite 72 unter dem Titel „Bitte austauschen“ 16 Retrofit-LED– und vier Halogen-Spots unter die Lupe genommen werden – mit teils besorgniserregenden Resultaten -, hat der Haussegen bei den genannten Unternehmen mehr oder weniger starke Schlagseite. Einige Produktmanager stehen derzeit mächtig unter Druck.

Dass das Halogen-Quartett von Osram, Philips und „LightMe“ wegen des vergleichsweise hohen Stromverbrauchs und trotz Super-Farbwiedergabe nur ein „Ausreichend“ oder „Mangelhaft“ auf die Mütze bekam – geschenkt. Die Dinger sind wirklich nicht mehr zeitgemäß. Dass unter den zwischen Oktober und Dezember 2013 gekauften LED-Kandidaten inzwischen fast die Hälfte nicht mehr im aktuellen Sortiment ist – dieses typische „test“-Phänomen kennen wir auch schon.

Dass aber einige LED-Spots im Dauertest bereits nach 1000 (LEDON-GU10, 7W), 1200 (LG-GU10, 6W), 2100 (Verbatim-GU 5.3, 6,5 W), 2300 (Müller-Licht-GU10, 7,5 W), 3000 bzw. 4000 Leuchtstunden (Megaman-GU10, 7 W) schlappmachten und sich noch dazu mehrere Verbatim-Strahler von alleine aus- und nach ein paar Minuten wieder einschalteten, das war nun wirklich nicht zu erwarten. Eigentlich sollten LED-Leuchtmittel doch rund zehnmal länger durchhalten als Halogenlampen – die Nennlebensdauer der Probanden lag zwischen 15.000 und 30.000 Stunden. In diesem Kontext fand auch die „test“-Redaktion die zahlreichen vorzeitigen Ausfälle „umso erstaunlicher“.

So liefen die Dauertests

Die Dauerlaufprozedur laut „test“: Jeweils fünf Exemplare eines Modells wurden bis zu 4100 Leuchtstunden aktiviert – in der Sequenz 165 Minuten „an“, 15 Minuten „aus“. Dabei wurde laufend der Nutzlichtstrom gemessen und die Leuchtdauer bewertet, in der es noch mindestens 80% des offiziellen Wertes gab. Für die Ermittlung der Schaltfestigkeit kamen pro Spot drei Exemplare für bis zu 62.000 Zyklen (eine Minute „an“, drei Minuten „aus) auf den Prüfstand. Immerhin wurden in dieser Disziplin alle LED-Lampen mit „sehr gut“ bewertet.

Aber wie konnte es bei der Stiftung Warentest zu so hohen Frühausfallraten von 20 oder gar 40 Prozent (Megaman) kommen, wo doch die Hersteller in eigenen Tests höchstens 0,1 bis 1% registrieren? Und wo selbst bei „test“ je fünf Osram „Parathom Pro Classic“- und Philips „MyAmbiance dimmable“-LED-Lampen nach längst vergangenen Testaktionen über 25.000 Stunden weiterleuchteten? Ist das etwa ein Indiz für eine ungute „Weiterentwicklung“ hin zu billigerer und kurzlebigerer Technik, wie manche Verbraucher bereits vermuten? Wurde hier etwa das Schreckgespenst der „geplanten Obsoleszenz“ dingfest gemacht? Lag’s an den Testbedingungen? Oder haben sich nur zufällig besonders viele Mängelexemplare ins Labor verirrt? Darüber kann vorerst nur spekuliert werden.

War’s den Ausfallkandidaten vielleicht zu heiß?

Betroffen waren vom „test“-Debakel jedenfalls überwiegend Hochvolt-Spots, die in ihrem Gehäuse die komplette Vorschaltelektronik beherbergen müssen und deshalb meistens heißer werden als ihre Niedervolt-Kollegen mit externem Trafo bzw. Treiber. Möglicherweise herrschten im Testraum nach einiger Dauerlaufzeit mit rund 100 Strahlern relativ hohe Temperaturen – ohne ausreichenden Luftzug zur Wärmeabfuhr bzw. Klimatisierung.

In diesem älteren Stiftung-Warentest-Video können Sie sehen, wie eng gestaffelt die Lampen dort hängen können. Das macht den LED-Chips selbst wenig aus; sie verlieren bei starker Erwärmung nur Lichtstrom-Leistung und leuchten etwas „kälter“, laufen aber nach Abkühlung meist wieder zu alter Form auf. Aber: Je kräftiger und länger Hitze auf die anderen Elektronikbauteile einwirkt, desto kürzer leben sie.

Darauf könnte auch der „Aus/An“-Effekt der Verbatim-Spots deuten. Hatte hier vielleicht eine integrierte Hitzeschutzschaltung angesprochen? So was gibt’s übrigens auch in den Osram-„LED Superstar“-Spots, die zwar im „test“-Dauerlauf unauffällig blieben, aber in meinen unbelüfteten Studio-Zwillingsleuchten nach längerem Volllastbetrieb selbstständig für einige Minuten stark herunterdimmen, bevor sie abgekühlt wieder Maximalhelligkeit liefern. In identischen Strahlergehäusen leuchten bei mir übrigens diverse LEDON-, Verbatim-, Philips- und LCTW-Spots seit längerer Zeit absolut ausfallfrei.

Das sagen die Hersteller

Was meinen die Hersteller/Importeure der Testlampen dazu? Zwei haben auf meine Anfrage bereits reagiert. LEDON schickte aus Vorarlberg dieses diplomatische Statement:

„Wir schließen uns der Meinung der Stiftung Warentest an und finden es ebenfalls erstaunlich, dass im Rahmen der jüngsten Untersuchung LED-Spots von fünf Herstellern in einem Untersuchungszeitraum von 4.000 Stunden vorzeitig ausgefallen sind. Statistisch gesehen ist der Ausfall einer Lampe im Rahmen eines solchen Langzeittests natürlich immer möglich; eine solch hohe Ausfallrate gleich mehrerer Produkte verschiedener Hersteller erscheint jedoch ungewöhnlich und deckt sich auch nicht mit den Erfahrungen aus der Praxis. Unsere Qualitätssicherung führt für unsere LED-Lampen seit Jahren detaillierte Statistiken und wir liegen hier in der Regel bei weit unter einem Prozent.“

Christoph Seidel, Pressesprecher der IDV GmbH (bei der die Marken Megaman und „LightMe“ zuhause sind), erklärte mir am Telefon, dass man die frühen Ausfälle nicht nachvollziehen könne. Beide Megaman-Strahler seien schon lange, zahlreich und sehr zuverlässig bei vielen Kunden im Einsatz. Leider bekomme man von der Stiftung Warentest keine Informationen, wo und unter welchen exakten Bedingungen die Dauertests abliefen.

Reklamationsquote nur bei 0,08 Prozent

Anschließend erreichte mich noch eine schriftliche Anmerkung des Megaman-Qualitätsmanagements:

Von diesem Modell (pdf-Download des Datenblatts/d. Red.) werden erhebliche Stückzahlen verkauft, zu rund 95% gehen die Lampen in den Elektrofachhandel. Die Kunden des Elektrofachhandels sind häufig professionelle Anwender, deren Lampen vielfach in kurzer Zeit hohe Laufleistungen erreichen. Diese Kunden investieren ganz bewusst in gutes Licht – und sie reklamieren energisch bei Unzufriedenheit. Uns würden diese Lampen kartonweise um die Ohren fliegen, wenn sie nichts taugen würden.

Wir haben bei diesem Produkt eine Reklamationsquote von 0,08%. Bei der Stiftung Warentest sind 40% der MM27442 im Dauertest ausgefallen. Wie kann das sein? Egal ob eine Lampe gut oder schlecht abschneidet – die statistische Relevanz und die Qualität der Prüfmethodik der Stiftung Warentest sind zweifelhaft, weil die Anzahl der geprüften Lampenmuster viel zu gering ist und weil mangels Transparenz nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Tests fehlerhaft durchgeführt werden.

Von Verbatim und „Müller-Licht“ erwarte ich in den nächsten Tagen weitere Stellungnahmen.

Update 29.10.: Bis heute – über einen Monat danach – kam jedoch leider nichts von den beiden Anbietern.

Seltsame Lichtstrom-und Lichtstärke-Verluste

Ebenfalls überraschend: Einige LED-Lampen boten laut „test“ weit weniger Lichtstrom als angegeben. Die 6-Watt-GU5.3 von Megaman lieferten beispielsweise nur 245 statt 300 Lumen, die 7-W-Hochvolt-Variante sogar nur 295 statt 500 lm. Sehr unterschiedliche Werte kamen gleichzeitig bei Halbwertswinkel und Lichtstärke ‚raus. So soll der Megaman-GU10-Spot nur 25 statt nominell 35 Grad und 480 statt 650 Candela haben. Firmensprecher Seidel kann sich die Resultate nicht erklären:

„Wer das Produkt kennt, weiß es besser.“

Der GU10-Strahler habe einen Diffusor im Lampenkopf, der die Helligkeit sehr blendarm und breitflächig verteile – mit einem hohen Streulichtanteil, wie der direkte Leuchtbild-Vergleich mit einem herkömmlichen Halogenspot zeige. Man werde wohl als Konsequenz die Verpackungen künftig anders gestalten und mit ausführlicheren Daten versehen.

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Links ein Halogen-Spot mit ca. 40 Grad Abstrahlwinkel und 900 Candela, rechts der Megaman-GU10-Strahler mit 650 cd. Laut „test“ soll er nur 25 Grad Halbwertswinkel haben – die Praxis entlarvt diese Angabe offensichtlich als irreführend. (Foto: Megaman-PR)

Signifikante Abzüge gab es auch bei den beiden LEDON-Spots – nur 30 statt 35 Grad Abstrahlwinkel, 280 statt 330 (GU5.3, 7 W) bzw. 280 statt 320 Lumen (GU10). Dabei ist LEDON bei meinen bisherigen Tests bzw. Labormessungen nie durch Daten-Hochstapelei aufgefallen.

Die Testbedingungen bleiben im Dunkeln

Leider erläutert der „test“-Bericht weder im Text noch in den Tabellen, ob hier der gesamte Lichtstrom gemessen wurde, nur der Nutzlicht-Anteil innerhalb des für Akzentbeleuchtung vorgesehenen EU-Bemessungswinkels von 90 Grad oder gar ausschließlich die Helligkeit im weitaus engeren Nenn-Halbwertswinkel. Da gibt es natürlich enorme Unterschiede.

So hatte der nominell 450 Lumen starke GU10-Testsieger, der Bioledex-„Helso“-Strahler, in meinem Blog-Test 515 Gesamt-Lumen. Das Stiftung-Warentest-Labor ermittelte jedoch nur 435 lm. Immerhin bieten die Messwerte dieses Spots weitgehende Übereinstimmung bei Farbtemperatur (Fastvoice: 2777 Kelvin, „test“: 2750 K) und „allgemeiner Farbwiedergabeindex“ (Ra 81,3/Ra 82).

Wo bleibt der Einzelwert für „sattes Rot“?

Prinzipiell lobenswert ist der „test“-Ansatz, nicht nur diesen Ra-Wert zu nennen, der ausschließlich die gemittelte Wiedergabe von acht relativ unproblematischen Pastellfarben berücksichtigt, sondern auch einen zweiten Mittelwert mit zusätzlich sieben schwierigen, vorwiegend satten Farbtönen. Wichtiger wäre hier aber meiner Meinung nach die Angabe des Einzelwerts für die Referenzfarbe „Rot gesättigt“ (R9), die eine große Rolle für die objektive und subjektive Lichtqualität spielt, aber für meisten LED-Lampen die höchste Hürde darstellt. Werte zwischen 0 und 20 sind bei Consumer-Modellen mit den von „test“ gemessenen Ra-Indizes 81 bis 86 eher die Regel als die Ausnahme.

Eigenwerbung Juni 2014

Insgesamt gibt’s bei diesem Test keine herausragenden Sieger; bis auf einen Spot von Verbatim („ausreichend“) und zwei Modelle von Megaman (ebenfalls „ausreichend“) wurden alle Kandidaten mit der Gesamtnote „gut“ bewertet. Die Resultate sind zwar nicht völlig „für die Katz(siehe Titelbild oben), jedoch vermutlich mit der gleichen Vorsicht zu genießen wie die von „test“ genannten „mittleren Preise“ zwischen 8,50 und 22 Euro. Viele aktuelle und leistungsstarke Marken-Spots sind inzwischen wesentlich günstiger zu haben.

Außerdem bekommen Sie jetzt schon einige LED-Strahler mit exzellenter Lichtqualität (Ra 90 und mehr) von verschiedenen Herstellern (Tendenz steigend), die eine weitere Behauptung des „test“-Beitrags in Frage stellen:

„Die jeweils besten LEDs ersetzen Halogenlampen ohne spürbaren Qualitätsverlust. Nur bei der Farbwiedergabe sind sie schwächer. An Stellen, wo es genau darauf ankommt, können Halogenlampen trotz ihrer Kosten die bessere Wahl sein.“

Dieser Rat gilt eventuell noch beim Vergleich zu den schon etwas älteren „test“-Kandidaten im neuen Heft, darf aber bei Gesamtbetrachtung des aktuellen LED-Angebots getrost in die Tonne getreten werden.

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20 Gedanken zu „Rätselhafte Ausfälle von LED-Spots bei Stiftung Warentest

  1. Ich schätze ihre Seite, ihr Tests und ihr Wissen sehr. Trotzdem wundert es mich, dass nicht wesentlich kritischer auf die Lebenszeit der Lampen eingegangen wird.

    Diesen Test von Stiftung Warentest will ich mal außen vor lassen. Bei schnelllebigen, technischen Gütern kam man damit prinzipbedingt wenig anfangen. Durch den Einkauf im regulären Handel und die 4.000 Stunden Test, kann das nur veraltet sein. Ich halte die offiziell vom Hersteller angegebenen Stunden nichtsdestotrotz für doch relativ praxisfern. Das nehme ich in etwa so zur Kenntnis, wie die Liter/100km Angaben der PKW-Hersteller.

    Gerade diese sehr verbreiteten, kompakten Spots hängen doch in der Regel in beengten Fassungen, in denen Luft nicht zirkulieren kann. Da habe ich bei mir auch andere Beispiele installiert, aber das ist nach meinen Beobachtungen nicht der Regelfall.

    Entsprechend kalkuliere ich mit 2.000 Stunden und freue mich, wenn es deutlich mehr wird. Auch wenn ich nur Markenmodelle nutze und auch bei Bekannten empfehle, muss ich auch hier ab und zu Ausfälle in diesem Zeitraum wahrnehmen, obgleich ich das nicht als Normalfall ansehen möchte.

    Entsprechend halte ich auch den Wirkungsgrad weiterhin für ein wesentliches Merkmal. Das spart zwar, wie sie immer wieder anmerken, nicht mehr viel Geld ein, wirkt sich aber in jedem Fall günstig auf die Wärmeentwicklung aus.

    • Was soll ich denn kritisieren, wozu ich keine genauen Daten oder entsprechende Erfahrungswerte habe? Wenn bei mir LED-Lampen im Praxisbetrieb schlapp gemacht haben, konnte man das immer hier im Blog lesen. Und dass bei mir beispielsweise 14 GU10-LED-Spots unter schwierigsten thermischen Bedingungen laufen, habe ich ja schon mehrfach erwähnt. Die Erfahrungen von einzelnen Nutzern wie mir oder Ihnen sind allerdings nie repräsentativ.

      • Nein, natürlich können sie das nicht testen. Letztlich wollte ich nur darauf hinweisen, dass diese offiziellen Angaben mit größter Vorsicht zu genießen sind.

        • Danke für den Hinweis. Das Diskussionsthema ist hier allerdings bei weitem nicht neu. Wir haben auch hier schon durchdiskutiert, dass es durchaus einen Unterschied ausmachen kann, ob 25.000 Leuchtstunden ‚vorausberechnet‘ werden, oder im Alltagsbetrieb über viele Jahre erreicht werden müssen, z.B. rein schon deshalb, weil Elektronikteile einer Alterung unterliegen, welche sich nach einigen Jahren sicher mehr auswirkt, als bei einem ’nur‘ mehrmonatigen Hersteller-Test mit fabrikneuer Elektronik. Auch dass ein Auto-Dauertest über 50.000 km in kurzer Zeit ganz andere oder weniger Fehlerbilder zeigt, wie wenn dasselbe in 15 Jahren gefahren wird, sollte klar sein – und somit auch die Tatsache, dass solche Lebensdauerangaben immer nur ca. Werte sein können, die vielleicht auch nur zur Hälfte oder weniger erreicht werden. Ab einem Alter von ca. 10 Jahren steigt sowieso bei jeder Art von Elektronik die Unberechenbarkeit hinsichtlich Ausfällen. Oder hat euch schon mal ein Fernseher mitgeteilt, dass er noch rund eine Stunde funktionieren wird? 😉

  2. Nun, wenn einer das weiß, dann Hr. Messer.
    Ich denke, hier wirkt ein klassischer Teufelskreis:
    Nutzer denkt: Warum teure Lampen kaufen, wenn die nach 2 Jahren eh hin sind, und es dann für weniger Geld bessere gibt.
    Hersteller/Handel reagieren darauf, „Kunde will möglichst billig“ und verbauen billigste Komponenten.
    Ich persönlich habe daheim 2 Osram MR16-Spots, die nur aus dünn mit Metall überzogenem Kunststoff bestehen. Grau lackiert, nur 3 SMD-LEDs (Typ 5630). Aber ein sehr warmer angenehmer Lichtfarbton und eine gute Leuchtkraft. Den zu engen Abstrahlwinkel hab ich durch Entfernen der Optiken deutlich verbreitert.

    • Dazu wäre aber auch anzumerken, dass die Lampen eher besser, zugleich aber auch kostengünstiger werden bzw. wurden. Ein LEDON 7 W GU10 Spot kostete 2012 noch rund das Doppelte als heute. Dass das Neueste zu erwerben immer was kostet, ist bei allen anderen Konsumgütern auch so.

  3. Die Lebensdauerangaben beziehen sich ja immer auf den Zeitpunkt, an dem die LEDs noch 80% Helligkeit aufweisen, oder?
    Aber was ist mit der Lebensdauer der Vorschaltelektronik? Ob die wirklich 30.000 Stunden hält, wage ich mal zu bezweifeln.

    • Richtig, die 80% stehen auch im „test“-Bericht (und bei mir im Beitrag). Bei der Nennlebensdauer und der realen Lebensdauer-Beurteilung spielt es aber keine Rolle, warum diese 80% nicht mehr erreicht werden (bzw. das Licht komplett aus geht) – ob das die LED-Chips betrifft oder irgend ein anderes Teil der Lampe.

  4. Interessante Sache!
    Bei meinen China-Direktimporten hatte ich ja auch solche Qualitätsschwankungen.
    Die schwierigen thermischen Verhältnisse bei den Retrofits verzeihen wenig Fehler.
    Die Frühausfälle könnten tatsächlich an den Testbedingungen liegen.
    Andererseits: wenn die Testbedingungen für alle gleich waren (und davon gehe ich bei Warentest schon aus), dann scheint es aber auch Lampen zu geben, die mit den Testbedingungen besser zu recht kamen als andere und eine homogenere Qualität zeigten.
    Es ist generell schwer, unter Preisdruck die Qualität hoch zu halten. Und die Chinesische Sparmentalität, nichts wegwerfen und möglichst alles verbauen zu wollen, ist dabei eher kontraproduktiv. Vielleicht muß die ein oder andere Firma ein ernstes Wort mit ihrem Subcontractor reden oder vielleicht letztlich doch wieder mehr teure Expats entsenden.
    Bei der Lohnkostenentwicklung in China könnte auch eine hochautomatisierte Fertigung in der EU eine Alternative sein.
    LED-Röhren scheinen hier etwas entspannter zu sein, ähnlich wie hinreichend gekühlte LED-Bars. Damit kann man mit wenig Aufwand lange Freude haben.
    Ob die Firmen, die besser abgeschnitten haben, auch jetzt noch besser sind? Keine Ahnung, dazu fehlt mir Insiderwissen.
    Die Qualitätsthemen werden uns noch einige Jahre verfolgen.
    Es wird sich aber wandeln:
    – mit steigenden Wirkungsgraden nimmt das thermische Problem ab. Dadurch kann man auch mit billigen Mitteln ordentliche Lebensdauern erzeugen.
    – Der Trend wird weiterhin weg von Retrofits zu integrierten Lösungen gehen. Integrierte Lösungen lassen sich deutlich stabiler und kostengünstiger entwickeln und fertigen.

    • Ich bezweifle mal, dass eine höhere LED-Chip-Effizienz einen direkt korrelierenden, reziproken Einfluss auf die Temperatur einer Lampe hat. Die Hitze entsteht ja auch durch die Vorschaltelektronik und das Gehäusedesign (das insgesamt immer schlanker wird – Kühlrippen sieht man kaum noch).

      Außerdem werden wir erleben, dass bei immer mehr neuen Produkten die Effizienz wieder abnimmt – wegen der höheren Farbwiedergabeindizes und teils auch wegen der Dimmbarkeit. So braucht die neue dimmbare „Müller-Licht“-HD-„Birne“ mit Ra 90 immerhin 12,5 Watt für 810 lm (bald hier im Test).

      • „Außerdem werden wir erleben, dass bei immer mehr neuen Produkten die Effizienz wieder abnimmt“

        Kurzfristig wird das so sein. Farbqualität scheint gerade höher eingestuft zu sein.
        Aber mittelfristig wird das durch Technologieverbesserungen kompensiert werden. Wirft aber die Effizienz erst mal etwas zurück.

        „Ich bezweifle mal, dass eine höhere LED-Chip-Effizienz einen direkt korrelierenden, reziproken Einfluss auf die Temperatur einer Lampe hat. Die Hitze entsteht ja auch durch die Vorschaltelektronik und das Gehäusedesign (das insgesamt immer schlanker wird – Kühlrippen sieht man kaum noch).“

        Ja, so direkt 1/eta= c*T wird das sicher nicht gehen.
        Aber die spezifische Lichtausbeute (lm/W) geht bei konstantem Netzteilwirkungsgrad reziprok in die Gesamtverlusleistung. Und klar, wenn die reduziert wird, dann wird man auch wieder an der Kühlung sparen können. Viele Billigprodukte werden das zu Lasten der Haltbarkeit tun. Aber es ist dann einfacher, auch Produkte mit langer Haltbarkeit für den Dauerbetrieb anzubieten.
        Da kann man nur hoffen, daß Stellen wie Warentest oder das US-Energieministerium Langzeitmessungen, wie die für den L-Prize fortsetzen.

  5. Danke für den sehr interessanten und vor allem sachlichen Artikel!
    In dem alten Video habe ich auf 6 übereinanderliegenden Reihen je 2 mal 10 Lampen = 120 Stück gezählt, auf engstem Raum. Es wäre interessant zu wissen, welche Temperatur bei den oben hängenden Lampen herrscht. Wer hat schon 120 Lampen in einer Matrix so bei sich hängen? Solange die Stiftung den aktuellen Dauertest-Aufbau nicht veröffentlicht, kann ich den Test nicht ernst nehmen.

    • Es gibt immer mehr Leute, die aus einem fragwürdigen Stiwa-Test in ihrem Fachgebiet Rückschlüsse auf die Qualität der Institution insgesamt ziehen und dies auch publizieren, erst recht, wenn sich derartige Tests trotz wohlbegründeter Leserzuschriften wiederholen. In Zeiten messdaten- und videodokumentierter Jedermanntests werden allzu simple Skandalisierungsversuche immer weniger überzeugen.

      Übrigens scheinen Hersteller von sich aus gelegentlich wenig engagiert, die StiWa-Testmethodik zu verbessern. Das berichtete zumindest ein (zu einem anderen Elektro-Test) in der Besprechungsrunde der Stiwa anwesender, produkt- und schadenspraxiskundiger Elektroingenieur. Möglicherweise lassen sich so unangenehme Testergebnisse von Herstellerseite einfacher relativieren.

      • Letzteres ist so vermutlich nicht richtig. Der im Beitrag zitierte Christoph Seidel von IDV war im Juli bei einer Fachbeiratssitzung der StiWa, die sich genau mit diesem Thema „Messmethodik“ ausführlich beschäftigt und diverse Verbesserungsvorschläge gemacht hat.

        Für den aktuell publizierten Test kam das zwar wahrscheinlich zu spät – es wird aber wohl bei zukünftigen LED-Tests Änderungen geben. Außerdem sind diese Tests wesentlich häufiger geplant als bisher.

        • Ich habe nochmal nachgedacht: Du hast recht. Es handelte sich in dem von mir gemeinten, anderen Fall um Hersteller, die mit den bisherigen Testkriterien ganz zufrieden waren. Nur deckten diese Testkriterien einige aus Nutzersicht nicht unwesentliche Aspekte nicht ab. Der Verbesserungsvorschlag wurde aber angenommen.

  6. Man sollte vielleicht mal beim McDonalds seines Vertrauens den Filialleiter fragen, was die dort für LED-Retrofits in der Decke verwenden. Denn die leuchten ja praktisch 24 Stunden. Zumindest hier in der Großstadt hat der am Bahnhof rund um die Uhr auf und auch die anderen bis zu 23 Stunden am Tag.

  7. Ich finde solche Ergebnisse durchaus plausibel. Wir haben hier z.B. rund 30 Samsung 12V 4,8W Strahler im Einsatz – vor zwei Jahren kosteten sie rund 17 €. Von denen gaben bislang ca. 10 den Geist auf. Manche schon nach 1 Monat, andere im letzten Monat. Insgesamt liefen sie jetzt wohl 6000 Stunden.

    Wenn ich mir heutige Preise von 10 € anschaue, wird man wohl weiter an der Technik sparen (müssen) …

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