Test: „massive“-LED-Pendelleuchte – Philips-Technik zum Kampfpreis (Update)

Über 200 Euro kostet bei Philips eine Ledino-LED-Pendelleuchte. Bei „KiK“ gab’s diese Woche aber ein offenbar baugleiches Modell für sensationelle 20 € (plus Versand). Wie geht denn so was und wo ist da der Haken?

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Eine der drei Lichtquellen auf dem Chrom-Rohrring der „massive“-Pendelleuchte (Gesamtbild auf der Verpackung rechts unten). Die rund 23 cm langen Metallguss- „Satelliten“ beherbergen jeweils drei „Lumileds Luxeon Rebel“-LEDs à 2,5 Watt. Zusammen addiert sich das auf 22,5 Watt. (Fotos: W. Messer)

Massive-Leuchte-PackungPhilips-„Ledino“-Leuchten gehören leider zu den teureren LED-Späßen, obwohl sie weder besonders effizient noch farbtreu sind. Über 200 Euro als unverbindliche Preisempfehlung für eine minimalistische, dimmbare LED-Pendelleuchte mit 1050 Lumen Lichtstrom sind noch lange nicht die Spitze des Sortiments. Außerdem brauchen Sie ein gewisses Vertrauen in die Technik, weil Sie die integrierten Module mit 2,5-Watt-„Luxeon Rebel“-LED-Chips der Philips-Tochter „Lumileds“ im Schadensfall nicht auswechseln können.

Wie ein Wunder erschien es mir deshalb, dass der Textil-Discounter „KiK“ diese Woche genau so eine Leuchte kurzfristig für nur rund 20 Euro (+ Versand) in seinem Online-Shop anbot. Zu diesem Preis bekommen Sie normalerweise höchstens eine „nackte“ Leuchte ohne jedes Leuchtmittel – schon gar keine mit LED-Modulen. Von welchem Lastwagen ist die bloß ‚runtergefallen?

Die Herkunft war anfangs unklar

Nun war im „KiK“-Sonderangebot nicht explizit von einer „Philips Ledino“-Leuchte die Rede; auch sonst gab’s so gut wie keine Leistungsdaten. Die drei jeweils 7,5 Watt starken LED-Leuchtmittel wurden jedoch eindeutig Philips zugeordnet, und das Design der Teile erschien mir absolut identisch. Kurz bevor die Leuchte ausverkauft war, gelang mir noch eine Bestellung – drei Tage später kam sie tatsächlich an.

massive-LogoWas stand da auf der Verpackung? Das Label „massive“ (Logo links) und ein paar Daten – zu denen komme ich gleich noch. Ist das nun ein „No-Name“-Produkt mit Philips-Technik drin? Nicht ganz. Tatsächlich verwendet Philips den Namen „massive“ in Europa schon lange als eine „Schlüssel“-Zweitmarke für seine „Consumer“-Leuchten. Nach dem bekannten „Badge-Engineering“-Prinzip können die Niederländer also identische oder ähnliche Produkte halbwegs anonym und günstiger vermarkten, ohne das eigene (höhere) Preisniveau in Gefahr zu bringen. Die Volkswagen AG tut das beispielsweise mit Seat oder Skoda.

Viele identische Werte

Massive-Leuchte-Aufdruck1„Designed in Europe / Made in China“ können Sie ganz klein unter einem der Daten-Aufdrucke lesen (Bild rechts). Das gilt auch für die Ledino-Leuchten. Ebenfalls identisch: Die offizielle Leistungsaufnahme von 3 x 7,5 Watt, die „warm-weiße“ Farbtemperatur von 2700 Kelvin, 20 Jahre Nennlebensdauer (20.000 Leuchtstunden, 13.000 Schaltzyklen), die Dimmbarkeit, die Schutzart IP20, die Abmessungen (63 cm Durchmesser, 1,58 Länge, beliebig kürzbar) und der größte Teil der Artikelnummer 37951/31/10.

Bescheidender ist bei der „foxe“-Leuchte von „massive“ jedoch der Lumenwert pro Modul: 300 statt 350 lm wie bei den neuen Ledinos. Wir haben’s also hier mit insgesamt 900 Lumen zu tun, was zwischen der Helligkeit von 60- und 75-Watt-Glühlampen liegt. Weitere Daten finden Sie nicht – auch nicht in den Packungsbeilagen: Farbwiedergabeindex, Farbkonsistenz, Spektraldiagramm, EU-Ökolabel – alles Fehlanzeige, obwohl das seit März in der EU für integrierte Leuchten Vorschrift ist.

Da auch die nominelle Effizienz nur bei beklagenswerten 40 Lumen/Watt liegt, legt uns Philips offensichtlich ein ziemlich veraltetes Ei ins Nest, das im offiziellen „Ledino“-Programm keine gute Figur machen würde. Eine wirklich schlechte LED-Pendelleuchte ist die „foxe“ dennoch nicht, wie mein Test beweist.

Auch im Dauerbetrieb ruhig und handwarm

An einem normalen Schalter liefert sie nach rund einer halben Sekunde Einschaltverzögerung ihre volle Helligkeit, bleibt absolut still, zieht laut meinem Amateur-Messgerät 23,6 Watt mit einem sehr guten elektrischen Leistungsfaktor von 0,96 und erzeugt etwa die Leuchtstärke von drei 25-Watt-Niedervolt-Halogenspots – allerdings mit deutlich breiterem Lichtkegel in Längsrichtung. Nach gut zwei Stunden Dauerbetrieb erwärmt sich der Philips-Treiber im weißen Decken-Metallsockel (Bild unten) auf maximal 48, die LED-„Satelliten“ nur auf 38 Grad. Beim Ausschalten werden sie innerhalb einer Sekunde dunkel.

Massive-Leuchte-Treiber

Die Differenz zum Nennwert der LED-Module von gut einem Watt schluckt offenbar der mit 30 Watt belastbare Trafo. Er wandelt die 230-Volt-Wechselspannung in 42 Volt Gleichspannung mit höchstens 700 mA um und ist laut Aufdruck mit Phasenabschnittregelung („trailing edge“) dimmbar, was Sie auch tunlichst beachten sollten.

Ein kurzer Test mit einem „Jung“-Phasenanschnittdimmer ging nämlich halbwegs in die Hose: Zwar ließ sich die Leuchte zwischen 7,6 und 26 Watt Gesamt-Leistungsaufnahme (Leuchte plus Dimmer) regeln, zeigte aber teils heftige Helligkeitssprünge im mittleren Regelbereich. Dazu meldete sich der Treiber mit einem lautstarken Surren – bei hellster Stellung noch in mindestens fünf Meter Distanz hörbar, bei dunkelster waren’s noch mehr als drei Meter. Völlig inakzeptal.

Eigenwerbung Juni 2014

Mit einem Phasenabschnittdimmer aus dem Baumarkt lief’s wesentlich besser: Hier surrte der Trafo auf maximal 5 bis 15 cm Entfernung; die Leuchtmittel selbst blieben unhörbar. Wenn der Sockel also in üblicher Deckenhöhe hängt, dürfte unten nichts mehr ankommen. Nach dem Einschalten gab’s nach rund einer halben Sekunde Licht. Je nach Dimmerstellung benötigt die Elektronik aber etwa eine weitere Sekunde, um sich auf die voreingestellte Helligkeit einzupendeln – je dunkler, desto langsamer. Die folgenden Regelversuche verliefen einigermaßen sanft und flackerfrei.

Der Regelbereich zwischen 23,5 und 5,3 Watt Gesamt-Leistungsaufnahme (ca. 22%) dürfte für die meisten Zwecke ausreichen. Der obere Wert ist jedoch etwas zu niedrig. Wenn man den Eigenverbrauch des Dimmers abzieht, fehlen bei der Lichtstrom-Berechnung ein paar Prozent der Maximalleistung. Sie erreichen also auch bei höchster Dimmerstellung vermutlich nicht die größtmögliche Helligkeit der Leuchte. Abhilfe könnte hier ein Phasenabschnittdimmer mit Justierschraube schaffen, der eventuell einen weiter gespreizten Bereich bietet.

Der Lichtkegel passt zum Einsatzzweck

Massive-Leuchte-Modul2Und wie sieht’s mit dem Licht der LED-Module unter den Linsen-/Streuscheiben-Abdeckungen (Detailbild rechts) aus? Ganz okay. Die Helligkeitsangabe ist glaubhaft; die Abstrahlcharakteristik unterscheidet sich allerdings von vielen herkömmlichen Leuchten mit Halogen- oder Glühlampen.

In Längsrichtung der „Satelliten“ gibt es einen Halbwertswinkel von rund 120 Grad, in Querrichtung ist er wegen des Blendschutzes viel geringer. In der Summe nennt Philips für die weitgehend baugleiche „Ledino“ 85 Grad (pdf-Download des Datenblatts) – das passt angesichts des Leuchtbildes auch für die „foxe“:

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Das nachträglich stark abgedunkelte und leicht kontrastverstärkte Foto eines der drei Leuchtkörper – mit dem seitlichen Blendschutz in Blickrichtung. Macht sich beispielsweise sehr gut über einem runden Ess- oder Couchtisch.

Lichtqualität wie bei den „Ledino“-Leuchten

Die Lichtfarbe ist so ziemlich die gleiche wie bei den „Ledino“-Leuchten der neuen Generation – angenehm gelblich-wohnlich – und hat wohl auch den gleichen Farbwiedergabeindex von mindestens Ra 80. Im Vergleich mit diversen Ra-80-Discounter-Pendelleuchten liegen die Philips-Module klar vorne: Die Hautfarben- und Rot-Darstellungen sind trotz des identischen Nennwerts natürlicher – ein unangenehmer Grün- oder Blaustich ist mir nicht aufgefallen.

So macht auch mein Standard-Farbtreue-Bild mit einer sattroten Ducati 916 auf weißem Untergrund einen recht guten Eindruck (Weißabgleich „bewölkter Himmel“, ohne Nachbearbeitung):

Massive-Leuchte-Farbtreue
(Zum Vergleich: So sieht das Moped bei natürlichem Tageslicht aus.)

Übrigens zeigte der Monitor meiner Digicam ein relativ stetiges Licht mit nur schwachem hochfrequenten Flimmern; selbst Menschen mit sensiblen Augen dürften nur geringfügige Stroboskop-Effekte bemerken, die meisten vermutlich gar keine.

Mein Testurteil:

Massive-Leuchte-Aufdruck2Die „foxe“-Pendelleuchte von „massive“ ist zwar eher filigran als massiv, kann aber vor allem Fans des minimal-pragmatischen Designs erfreuen und spart mindestens 65% Strom gegenüber traditionellen Leuchten dieser Art. Effizienz und die Datenangaben auf der Packung sind weit unterdurchschnittlich; Lichtfarbe, Helligkeit, elektrische Sicherheit, Verarbeitung, Materialanmutung und Dimmbarkeit dagegen ordentlich – hier versteckt sich wirklich Markenqualität hinter einem unscheinbaren Label (siehe Packungsaufdruck links).

Sicher ist die Technik nicht auf dem neuesten Stand. Wenn so eine integrierte LED-Leuchte aber für nur knapp 20 Euro angeboten wird – weit unter Marktpreis, dann relativiert sich dieser Makel doch erheblich. Schnäppchenjäger fallen ja immer wieder auf dubiose Billigangebote ‚rein und mosern anschließend pauschal über die „besch… LED-Beleuchtung“. Das dürfte hier kaum passieren und deshalb sorgt das sensationelle Preis-/Leistungsverhältnis des „KiK“-Sonderangebotes aus dieser Woche auch bei meiner neuen, strengeren LED-Bewertungsskala für
LED-SternLED-SternLED-Stern halbzweieinhalb Sterne.

Update 19.8.: KiK hat die Leuchte wieder im Angebot – zum gleichen Kampfpreis wie im Juli.

Update 08.02.2016: Seit dem Wochenende melden sich die LED-Module nach dem Einschalten nur noch mit schwachem und flackerndem Licht. Die Leistungsaufnahme der Leuchte schwankt dabei zwischen schlappen 1,9 und 2,2 Watt. Offenbar ist der dimmbare Philips-Treiber „PDM030G-700C“ im Deckensockel defekt – schon nach rund eineinhalb Jahren und maximal 1500 Leuchtstunden. So sieht die glänzende Zukunft der integrierten LED-Beleuchtung sicher nicht aus.

Massive-Modul-okay-defektUpdate 12.02.2016: Ein von Philips kostenlos als Ersatz geschickter neuer Trafo kam heute an, konnte jedoch das Problem nicht lösen. Beim näheren Blick auf die Lichtquellen wurde mir auch klar, warum: In einem der drei Module funktionieren nur noch zwei statt drei LED-Chips – das bringt offenbar die Stromversorgung aller „Satelliten“ nachhaltig durcheinander.

Im Foto rechts oben sehen Sie ein intaktes Modul, unten das defekte. Die zusätzlichen sechs bzw. vier Lichtpunkte sind nur Spiegelungen; die Chips sitzen in der Mitte. Der Philips-Treiber war also völlig schuldlos, was mich sehr überrascht, weil sich dieser „Lumileds“-LED-Typ bei uns seit Jahren in diversen „Ledino“-Leuchten als sehr robust und langlebig zeigt (im Bild unten ein ausgebautes, vergossenes Modul).

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