Blog-Leserfrage (8): Wie stark dürfen LED-Retrofits sein?

LED-Retrofits brauchen viel weniger Strom und werden längst nicht so heiß wie Glüh- oder Halogenlampen. Bedeutet das, dass sie auch heller sein dürfen als ihre Vorgänger? Diese Frage hat einen Blog-Leser „brennend interessiert“.

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Solche Aufkleber finden Sie an den meisten Leuchtengehäusen. Hier dürfen beispielsweise nur Glühlampen bis maximal 25 Watt ‚reingeschraubt werden – oder Kompaktleuchtstofflampen bis 8 Watt (Detailbild rechts unten). (Fotos: W. Messer)

Leuchtenlast2Manche Fragen von LED-Umsteigern kommen erfahreneren Nutzern vielleicht banal vor. Sind sie aber nicht unbedingt. So schrieb mir Blog-Leser Hans-Raimund aus Elsdorf (Rheinland) heute:

„Hallo, ich habe mal eine Frage, die mich brennend interessiert. Habe auch den Blog über LED-Leuchten gelesen und finde ihn sehr interessant.

Leuchten haben meist eine Angabe,  z. B. „max. 60W Glühbirne“. Dies kommt ja meiner Meinung nach daher, dass man hier das Überschreiten einer bestimmten Temperatur verhindern will. Es gibt jedoch keine Angaben zu dieser Temperatur.

Auch kann ich keine Angabe in technischen Dokumentationen oder Spezifikationen zu max. Temperaturen an der Kolbenoberfläche von Glühbirnen finden. In den Berichten im Blog habe ich ja wenigstens mal eine Information gefunden, die sagt, dass der untere Bereich der LED-Lampen mit 400 lm oder 600 lm auch bis ca. 76 Grad C heiß werden kann.

Wenn die LED-Lampen alle nicht wärmer würden als die Oberflächentemperatur einer 60-W-Glühbirne, könnte man ja also auch gegebebenfalls LED-Lampen mit 1000 lm dort einsetzen. Liege ich hier mit meiner Vermutung richtig?“

Meine kurze Antwort darauf lautete:

„Sie liegen mit Ihrer Vermutung richtig. Glühlampen werden über 200 Grad heiß – steht beispielsweise in diesem Blogbeitrag. Stattdessen können Sie bedenkenlos auch weit hellere LED-Lampen einsetzen, wenn sie von der Größe her passen und eine ausreichende Belüftung in der Leuchte gewährleistet ist.“

LED-Lampen sind viel effizienter

Kann ich natürlich auch etwas ausführlicher erklären: Die Angaben zur maximalen Belastung einer üblichen Leuchte gehen tatsächlich teils von den hohen Temperaturen traditioneller Glüh- und Halogenlampen aus. Teils wird aber auch die Belastungsfähigkeit der elektrischen Leitungen und Anschlüsse oder – bei Niedervolt-Leuchten – des eingebauten Trafos berücksichtigt.

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LED-Lampen nutzen mit ihrer hohen Effizienz diese Spielräume trotz ihrer zusätzlichen Blindleistung bei weitem nicht aus. Schließlich verbraten Sie nur 70 bis 80 statt rund 95 Prozent des zugeführten Stroms in Wärme. Beispielsweise können Sie in einer Nachttischleuchte als Ersatz für eine 25 Watt starke E14/R50-Glühlampe auch eine hellere LED-Alternative verwenden, die nur 5 Watt verbraucht.

So ein Strahler wird in einer offenen Fassung an der heißesten Stelle maximal ca. 60 Grad warm. In einem Leuchtengehäuse können es auch über 70° werden – das ist aber noch völlig unkritisch. Die höchste Temperatur wird übrigens nicht notwendigerweise im „unteren Bereich“ der Lampe gemessen. Meistens kommt es hier auf die Einbaurichtung an. Bei stehender Montage ist der heißeste Punkt normalerweise im „oberen Bereich“, weil Wärme bekanntlich nach oben steigt.

Bei genügend Luft darf’s auch viel heller werden

Schwierig wird’s bei zu engen Leuchten, in denen sich die Hitze staut und die Lebensdauer der LED-Lampen stark reduzieren kann. Das hat aber mit dem Lichtstrom (in Lumen) direkt nichts zu tun und kann auch Retrofits betreffen, die nur gleich hell oder gar dunkler leuchten als ihre Vorgänger.

Ansonsten würde nichts dagegen sprechen, beispielsweise eine 40-Watt/E27-„Glühbirne“ durch ein fast viermal helleres „LED-Monster“ zu ersetzen. Hat ja trotzdem nur die halbe Leistungsaufnahme, lässt also Leuchte und Stromzähler ziemlich kalt.

Mehr zum Thema:

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Wie LED-Lampen das Stromnetz belasten

“Geplante Obsoleszenz”: Auch ein Thema bei LED-Lampen?

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10 Gedanken zu „Blog-Leserfrage (8): Wie stark dürfen LED-Retrofits sein?

  1. Eine Anmerkung zur Effizienz der Glühlampe: Wärme ist nicht gleich Wärme! Die Glühlampe setzt einen großen Teil ihrer Leistung als Infrarot frei. Dieses verteilt sich wie das Licht sofort großflächig im Raum und trägt nur bedingt zur Erwärmung der Leuchte bei (abhängig natürlich von deren Konstruktion und Lichtdurchlässigkeit). Die oft zitierten 95% Abwärme bestehen zu einem großen Teil aus eben dieser IR-Strahlung, die nur deswegen (streng genommen inkorrekt) als „Abwärme“ zählt, weil wir sie nicht sehen könnten (daher nur ca. 12 lm/W). Könnte man den Glühfaden auf 6000 K erhitzen, wäre die Lichtausbeute weitaus höher, bis über 90 lm/W – aber für die Wärmebelastung wäre das weitgehend unbedeutend.

    Problematischer ist oft die Erwärmung des Glaskolbens durch Absorption eines Teils der Strahlung sowie durch den ohmschen Widerstand der Zuleitungsdrähte zwischen Sockel und Glühfaden (also die eigentliche Ab-/Verlustwärme). Wie groß dieser Anteil ist, weiß ich leider nicht; er hängt von der Glassorte ab, ob matt oder klar, Reflektor usw. Ferner ist auch die Belastung der elektrischen Leitungen in der Leuchte wichtig, die nur für eine bestimmte Maximallast konstruiert sind.

    Welche dieser Lasten der „Flaschenhals“ ist, ist leider ohne Detailwissen kaum zu entscheiden. Bezüglich der Abwärme dürfte allerdings die LED-Lampe selbst das schwächste Glied sein. Wie gut die nötige Belüftung ist, ist auch eine Wissenschaft für sich. Da spielt auch Strömungsphysik usw. mit rein. So soll bisweilen schon eine nach unten offene aber oben geschlossene Decken- oder Pendelleuchte für eine LED zur Hitzefalle werden (da die warme Luft nicht frei aufsteigen kann), die ihre Lebensdauer drastisch verkürzt.

  2. Die Erzielung größerer Helligkeit bei auf 60W limitierten E27 Funzellampen war für mich einer der Hauptgründe für die Umstellung auf LED.
    Meine weiteren Beweggründe:
    – Endlich ein Licht, das nicht so gelb und ermüdend wie das Glühlicht ist
    – Ideal auch für Bewegungsmelder: kurze Einschaltdauern möglich
    – Wirtschftlichkeit in berechneten Einzelfällen
    – Technische Neugier und Experimentierfreude

  3. meine erste LED-Lampe: eine kleine Lampe für die Dunstabzugshaube. Ist so eine kleine Backofenlampe. Vorher gelbes Funzellicht und nun, trotz Reduzierung der Leistungsaufnahme von 25 auf 6 Watt, endlich ein Blick in die Töpfe möglich 😉

    Inzwischen habe ich viele kleine Funzellichter mit Leistungsstarken LED-Modellen „gepimpt“. Die großen Lampen lohnen sich noch nicht umzurüsten, da sie viel zu selten bei mir genutzt werden. Aber die vielen indirekten Beleuchtungen sind nun dank LED Umrüstung nun auch richtige Raumerheller, so dass die großen Stromfresser noch seltener zum Einsatz kommen.

    • Ich hab in meinem Kühlschrank die 15 Watt Glühfunzel durch eine 4 Watt LED-Kerze mit 330 lm von Philips ersetzt. Wahnsinn, wie hell das jetzt ist 🙂
      Ich hatte auch mal vor einigen Jahren eine 60 Watt Glühbirne durch eine 23 Watt Kompakt-Leuchtstofflampe ersetzt. Auch da wars ein enormer Helligkeitsgewinn. Verstehe ich irgendwie nicht, das auf neuen Leuchten solche Angaben gemacht werden wie „Glühbirne max 60 Watt, Energiesparlampe/LED max 12 Watt“ o.ä.. Einen Sinn ergibt das irgendwie nicht. Gibts da vielleicht irgendeine neue Vorgabe der EU?

      • Nö, diese Aufkleber/Aufdrucke gibt’s schon lange. Und die waren vor LED-Zeiten durchaus sinnvoll, weil man Leuchten überlasten und so beispielsweise Brände auslösen konnte. Passiert mit LED-Lampen eher selten.

        • Die Aufkleber mit „max 40 Watt“ oder „max 60 Watt“ kenne ich natürlich auch schon lange. Aber solche Zusätze wie „ESL max 12 Watt“ usw scheinen doch neu zu sein und auch ziemlich unsinnig. Warum sollte eine Leuchte, die 60 Watt Glühbirnen aushält, eine 20 Watt LED oder KLL nicht aushalten können? Die Temperatur ist doch dann deutlich geringer.

          • Ja, das müsste man mal einen Leuchtenhersteller fragen – Trio oder so. Den Job gebe ich aber aus Zeitgründen liebend gerne weiter. 😉

  4. Hmm, Kühlschranklampe durch LED ersetzen? Das mag vielleicht noch Sinn machen, wenn es einem vorher im Kühlschrank wirklich zu dunkel war und die LED Variante dann wenigstens deutlich heller ist. ‚Rentieren‘ wird sich diese Anschaffung allerdings niemals. Das Geld wäre besser in die LEDisierung einer beliebigen anderen Lampe geflossen.

    Ich kenne ja nicht alle BlogBeiträge, aber vielleicht könnte man das nochmal ausführlich behandeln. Es gibt ja viel Spielwut diesbezüglich, gerade bei Männern, und natürlich führen auch diese zahlreichen Käufe aus reiner Spiel- und Innovationswut zu sinkenden Preisen und sinkenden Stromverbräuchen – aber ich finde schon, man sollte sich an tatsächlich erzielbaren Gewinnen orientieren und nicht auf Teufel komm raus diese teuren Leuchtmittel kaufen. Auch der Ersatz der nun als ‚veraltet‘ erscheinenden EL-Lampen durch LED macht überhaupt keinen Sinn. Solche Leuchtmittel betreibt man weiter bis sie kaputt sind und ersetzt sie dann. Zu Preisen von mutmaßlich 3 Euro für ein dann modernes LED-Modell mit Effizienzen von >90lm/Watt und Ra->90.

    Ich habe Ende der 80er Jahre mit EL Lampen begonnen und damals viel Leergeld in Bezug auf Ausfälle und üble Farbsprektren gezahlt. Meine erste LED Lampe habe ich mir nun letzten Dezember gekauft, als Preis und Qualität meiner Auffassung nach erstmals in einem halbwegs sinnvollen Verhältnis standen. Dass sich in diesem Bereich endlich etwas tut, sieht man schon beim entfernen Blick in eine Leuchtenabteilung irgendeines Baumarktes oder Möbelhauses. Es fehlen die früher üblichen ‚kranken‘ Lichtfarben, hochwertige Spektren setzen sich so langsam bei EL und LED Leuchtmitteln durch. Ich denke, das Ende der EL-Ära hat bereits begonnen.

    – Carsten Kurz

    • Doch, LED-Licht im Kühlschrank kann durchaus eine gute Idee sein; allerdings nicht unbedingt aus Stromspargründen – siehe diesen Beitrag dazu. Im übrigen werden anständige neue Kühlschränke inzwischen schon serienmäßig mit LEDs bestückt.

      Das Thema „gefühlte Obsoleszenz“ habe ich mal dort diskutiert.

    • Im Kühlschrank war es tatsächlich sehr dunkel. Wie gesagt, es war ein 15 Watt Glühbirnchen drin, mit starker Kolbenschwärzung und rotstich. Da musste einfach was anderes und vor allem helleres hin. Das sich das finanziell nicht lohnt wegen der geringen Brenndauer, ist mir auch klar. Aber da ging es ja auch nicht ums Stromsparen und viel austauschen kann ich in meiner Wohnung auch nicht mehr, weil fast alles schon mit LEDs läuft. Die Anzahl der Glühbirnen ist auf gerade mal 4 Stück zusammengeschrumpft, und zwar eine 25 Watt Backofenlampe (da machen LEDs keinen Sinn), eine 40 Watt Kerze in einer Touch-Dimmleuchte (funktioniert leider nicht mit LEDs), eine 100 Watt Birne auf dem Dachboden (leuchtet bestenfalls 2 Stunden im Jahr) und ein 40 Watt Tropfen in einer Lava-Lampe (da machen LEDs auch keinen Sinn, da die LEDs zwar leuchten würden, aber die Lava würde niemals durch das Glas wabern ;-)).
      Weggeworfen habe ich übrigens noch kein funktionierendes Leuchtmittel, aber ich warte mit dem Austausch auch nicht unbedingt, bis sie kaputt sind. Die alten Lampen wandern dann eben entweder in den Vorratsschrank oder werden verschenkt. Manche Birnen wurden von mir auch erstmal in anderen Leuchten eingesetzt, die seltener angeschaltet sind, bis sie dann auch dort durch LED-Lampen ersetzt wurden. Hab ja nicht alles an einem Tag umgestellt, sondern im Laufe eines Jahres ;-).

      P.S.: Die 23 Watt KLL gibts übrigens immer noch. Allerdings nicht mehr in meiner Wohnung, sondern im Haus meiner Mutter im Außenbereich, zusammen mit anderen „Oldtimern“, wie z.B. einer Philips SL 25 (erste Generation KLL mit integriertem konventionellem Vorschaltgerät und Glaskolben über den Röhren), die dort seit fast 20 Jahren im Einsatz ist. Der Grund für den Austausch bei mir: Ich wollte nach ca 3 Jahren und locker über 6000 Leuchtstunden das Licht dieser Lampe einfach nicht mehr sehen (war etwas zu rotlastig und alles sah irgendwie blass aus). Und da ich mit der Lebensdauer von KLL gute Erfahrungen gemacht habe, wollte ich nicht warten, bis die irgendwann mal kaputt geht. Um am Lichtschalter spielen, um das ganze zu beschleunigen ist nun auch keine so gute Idee 😉

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