„LED 4 ART“: Neues Osram-Licht für die Sixtinische Kapelle (Update)

Ab Februar Oktober 2014 (siehe Update unten) wird die Sixtinische Kapelle mit LED-Licht beleuchtet – erheblich heller und dennoch sparsamer als bisher. Rund 1,9 Millionen Euro soll die Installation kosten, 870.000 € davon kommen aus einem EU-Fördertopf.

LED-Testinstallation Sixtinische Kapelle
Die ersten Licht-Tests laufen bereits; nächstes Jahr soll die neue LED-Beleuchtung der Sixtinischen Kapelle fertig sein. (Fotos: Osram-PR/Copyright Governatorato dello Stato della Città del Vaticano, mit freundlicher Genehmigung)

Vor einem Jahr hatte ich bereits darüber berichtet, dass Osram mit einigen Partnern die Sixtinische Kapelle in Rom auf LED-Beleuchtung umrüsten wird. Jetzt gibt’s die ersten Rahmendaten für das von der EU geförderte „LED 4 ART“-Projekt: Rund 7000 rote, grüne, blaue, warm- und kaltweiße LEDs sollen in 70 Leuchten eingesetzt werden; die Beleuchtungsstärke wird etwa fünf- bis zehnmal so hoch sein wie bisher.

Die Stromkosten dürften dennoch um fast 90 Prozent sinken; statt über 66 Kilowatt (mit 150-Watt-Halogenmetalldampflampen von außen und 1000-Watt-Halogenstrahlern innen) sollen es künftig nur noch 7,5 kW sein. Die Premiere ist für den 18. Februar geplant, dem 450. Todestag Michelangelos.

Präzise Spektral- und Abstrahl-Anpassung

Laut aktueller Osram-Pressemitteilung werde das Farbspektrum jeder Leuchte auf wissenschaftlicher Basis individuell an die Pigmente der Gemälde angepasst – beispielsweise Michelangelos Fresken. Eine präzise Lichtlenkung mit Reflektoren sorge zudem dafür, dass die Kunstwerke gleichmäßig ausgeleuchtet, die Besucher aber nicht geblendet würden.

Osram-Sixtinische-Kapelle-3550K
Versuchsbeleuchtung der Kapellendecke mit „neutral-weißer“ Farbtemperatur von 3550 Kelvin.

40 Leuchten mit jeweils 140 LEDs, 80 cm Breite und 10 cm Tiefe wolle man nach einem Bericht der „Osram Innovation News“ (Ausgabe 3/2013) als Standard-Besucherlicht unsichtbar auf den Simsen unterhalb der Fenster installieren, damit das künstliche Licht aus der selben Richtung wie das natürliche komme.

Weitere 30 LED-Strahler mit je 50 Watt würden als „Galabeleuchtung“ zwischen den Fenster versteckt und könnten bei Bedarf mit Elektromotoren auf den Sims gefahren werden – etwa bei Messen, Konzerten oder einem Konklave. Die Farbtemperatur der gesamten LED-Beleuchtung soll zwischen 3000 und 4000 Kelvin liegen.

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Schonender als jedes andere Kunstlicht

Die Beleuchtungsstärke von etwa 50 bis 100 Lux (bisher 5 bis 10) werde dafür sorgen, dass man die Kunst gut erkennen könne, sie dabei aber möglichst wenig geschädigt werde. Bislang sei das wegen technologischer und konservatorischer Beschränkungen je nach Tageslichteinfall nur unzureichend möglich gewesen. Die neue LED-Lösung werde trotz größerer Helligkeit deutlich schonender als alle anderen künstlichen Beleuchtungsarten, weil sie keine nennenswerten Ultraviolett- und Infrarot-Strahlungsanteile habe.

Koordinator des rund 1,9 Millionen Euro teuren „Licht für Kunst“-Projekts ist Osram (Deutschland und Italien); als Partner sind die Universität Pannonia (Ungarn), das „Fundacio Institut de Recerca en Energia de Catalunya“ (Spanien) und das Planungsbüro „Faber Technica“ (Italien) mit im Boot. Ausgiebige Erfahrungen mit der individuellen LED-Beleuchtung von Kunstobjekten sammelte Osram zuletzt bei der Neugestaltung der „Städtischen Galerie im Lenbachhaus“ in München.

Update 29.09.2014: Laut Osram-Auskunft wurde die Wiedereröffnung der Kapelle wegen Verzögerungen bei den weiteren umfangreichen Installationen (Klimatechnik, Belüftung etc.) auf Ende Oktober 2014 verschoben.

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5 Gedanken zu „„LED 4 ART“: Neues Osram-Licht für die Sixtinische Kapelle (Update)

  1. Irgendwann werden wir wohl davon auch in unseren Wohnzimmern profitieren, wenn hier an der Farbwiedergabe gefeilt werden muss, um die Vorgaben für die Beleuchtung zu erreichen.

    Genau so wird hier wohl extrem gut selektiert werden müssen damit alle Leds in diesem sehr eng definierten Rahmen liegen.

  2. Ich wusste gar nicht, dass die Kirche so arm ist, dass sie 870000 Euro Zuschuss dafür benötigt….

    • Audi hat das Geld für die Entwicklung von OLED-Rückleuchten auch nicht nötig.

      Viele Firmen haben keine Erleichterung von der Ökostromumlage nötig.

      Da lässt sich noch sehr sehr viel mehr finden 😉

  3. Mich würden ja die konkreten Leuchtkörper interessieren. Also Ausführung von Optiken, Wahl der Emitter und Realisierung der Kühlung.

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