„OBI Lighting“-LED-Spots: Der hellste ist auch der billigste – warum wohl?

Ein Loblied auf die „OBI Eigenmarken – für Ihr bestes Zuhause“ singt die Baumarktkette in ihrer aktuellen Werbebeilage (5200/13, gültig bis Samstag, 28. September, Ausschnitt unten). Darunter sind auch drei LED-Spot-Modelle ab 3,99 Euro. Wie die genau leuchten, bleibt aber unklar.
OBI-LED-Spots-09-13

Zwar erfahren Sie bei allen Spots die Sockelversion GU10, die „warm-weiße“ Farbtemperatur von 2700 Kelvin sowie den jeweiligen Lichtstrom in Lumen und die voraussichtliche Lebensdauer in Leuchtstunden für jedes Modell. Sogar die Einstufungen in die neuen EU-Öko-Label-Stufen bleiben nicht unter der Decke, stimmen allerdings nicht alle.

Mindestens genau so wichtig wären bei LED-Lampen mit Richtwirkung aber auch der Halbwertswinkel und in die Lichtstärke (in Candela). Wie sollen Sie sonst wissen, wie eng oder breit und wie weitreichend der Lichtkegel ist? Schließlich hängt davon häufig die Eignung für bestimmte Einsatzorte und Leuchten ab. Dass keines der Modelle dimmbar ist, könnte für Ihre Kaufentscheidung ebenfalls eine Rolle spielen, wird aber dezent verschwiegen.

Und wieso verrät OBI nicht den Farbwiedergabeindex (Ra/CRI) und die Farbkonsistenz? Leider habe ich auch im OBI-Online-Angebot diese drei Spots samt ausführlicher Beschreibung nicht gefunden, obwohl das seit 1. September EU-weit vorgeschrieben ist.

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Warum ist eigentlich ausgerechnet der mit 250 Lumen hellste und mit 83 lm/W energieeffizienteste Spot der billigste des Trios? Wo doch aktuelle Marken-LED-Spots teils weniger als 60 lm/W schaffen? Mit einem Energieeffizienzindex (EEI) von 0,11 gehört der „OBI Lighting“-Strahler sogar locker in die beste Stufe A++ (Grenzwert 0,13) und nicht nur in A+ – so was werden Sie bei Philips, Osram, LEDON und Co. derzeit nicht finden.

Simpel gesagt: Das ist ’ne Alters- und Qualitätsfrage. Die Bauform mit 60 „Low Power“-SMD-Chips unter’m Abdeckglas und ohne nennenswerten Kühlrippen bzw. -öffnungen im Gehäuse kennen wir schon seit mindestens drei Jahren. Dafür musste kein Ingenieur frisch an den Zeichentisch.

Mit aktueller LED-Technik, modernem Thermodesign oder einem adäquaten Ersatz für Halogenspots hat das wenig zu tun. Der Abstrahlwinkel des Billig-LED-Strahlers ist mit ca. 110 Grad mehr als dreimal so breit, entsprechend geringer die Reichweite. Auch die Lichtfarbe und Farbtreue dürfte Halo-Freunde nicht zufriedenstellen – dazu gleich mehr.

Der 180-lm-Strahler ist ein alter Bekannter

OBI-LED-Spot11_12-kleinDer 4,5-Watt-Spot hat ebenfalls schon ein gewisses Alter auf dem Buckel und war mehrfach ein OBI-„Sonderangebot“ zu identischen Preisen (5,99 Euro einzeln, 15,99 als Dreierpack) – zuletzt im Dezember 2012.

Her mühen sich drei SMD-„Mid Power“-LEDs unter einer Kombination aus Streuscheibe und Linsen, ungefähr die Helligkeit von 25 Watt/PAR16-Halogenstrahlern zu liefern. Und weil die Beilagenbastler früher mal auskunftsfreudiger waren (siehe Archivbild), wissen wir bereits, dass dieser LED-Spot 38 Grad Abstrahlwinkel und 650 Candela Lichtstärke hat.

Ich kalkulierte damals aufgrund dieser Werte eigentlich einen höheren Lumenwert (der fehlte in den Angebotsbeschreibungen). Dass es nur 180 lm sein sollen, überrascht mich etwas und lässt auf einen sehr stark fokussierten Lichtkegel mit wenig Streulicht schließen.

Effizienz allein ist kein Maßstab

Die Effizienz ist mit 40 Lumen/Watt erheblich geringer als beim 3-Watt-Strahler, dafür sollte er eine etwas gleichmäßigere Energieverteilung über das Farbspektrum haben. Viel Lichtstrom mit wenig Watt schaffen Billig-LEDs nämlich mit einer Überbetonung des Grün-/Gelbbereichs, der bei der Lumenmessung bevorzugt wird. Effizienz ist also nicht unbedingt ein Maßstab für die Qualität einer Lampe – häufig ist das Gegenteil richtig.

Etwas besser sieht’s mit dem weißen 4-Watt-Modell für 5,99 und ebenfalls drei LED-Chips aus, das mir bisher noch nicht als OBI-Schnäppchen begegnet ist (oder ich hab’s übersehen). Der Abstrahlwinkel dürfte ebenso im Halogen-ähnlichen Bereich von 35 Grad liegen, der Farbwiedergabeindex bei ca. Ra 80 (Halos haben ca. Ra 100). Die Effizienz beträgt natürlich 50 lm/W.

Drei Alternativen für LED-Umsteiger

Wer bei der Umrüstung auf stromsparende Beleuchtung auf Teufel komm‘ ‚raus jeden Cent umdrehen will oder muss, hat drei Möglichkeiten: Sie können sich die billigen OBI-Spots kaufen und versuchen, sich an die Lichtfarben zu gewöhnen. Oder Sie montieren sie dort, wo Sie sie nicht allzu oft sehen müssen – Keller, Garage oder so.

Der dritte Weg wäre ein klein wenig Geduld: Hochwertige Auslaufmodelle von namhaften LED-Herstellern sind nämlich schon im letzten halben Jahr massiv billiger geworden und haben die 10-Euro-Schwelle auf breiter Front nach unten durchbrochen. Nach meinen Informationen werden Sie in den nächsten Tagen und Wochen sogar diverse Marken-LED-Sonderaktionen sehen, die das offenbar sehr beständige obere Preisniveau der „OBI Lighting“-Spots ankratzen – noch Anfang des Jahres kaum vorstellbar.

Update 26.9.: In der aktuellen OBI-Werbebeilage 5040/13 (gültig vom 26.9. bis 5.10.) sind die Spots wieder drin – zu den gleichen Preisen, aber jetzt inklusive der Abstrahlwinkel 110 (Nr. 2) bzw. 38 Grad (1 und 3).

Update 30.9.: Ich habe alle drei Modelle in einem Lichtlabor nachmessen lassen – mit teils erstaunlichen Ergebnissen.

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