Cree legt nach: Neue LED-Lampen mit Spitzen-Farbtreue CRI 93

Erst im März stieg US-LED-Spezialist „Cree“ mit drei Hammer-Angeboten überraschend in den „Consumer Retrofit“-Lampenmarkt ein – jetzt gibt’s schon eine zweite Produktlinie mit erheblich höherer Lichtqualität.
Cree_TW Series_60W Bulb
Kein schöneres Gehäuse als die bereits bekannten „Cree“-LED-Lampen, liefert aber schöneres Licht: Die neue 13,5-Watt-„Birne“ mit 800 Lumen. Die schwächere 8,5-Watt-Version sieht fast gleich aus, hat jedoch etwas kleinere Kühlrippen. (Foto: Cree-PR)

Dimmbar, rundstrahlend mit großem Halbwertswinkel, bis 800 Lumen Lichtstrom, Farbwiedergabeindex CRI 80, maximal 14 US-Dollar teuer: Das waren im Frühjahr die ersten sensationellen LED-„Birnen“ von „Cree“ – ausschließlich bei „The Home Depot“ in Nordamerika und für 120 Volt Wechselspannung zu kaufen. Damals schrieb ich unter anderem:

Das sind regelrechte Kampfpreise unterhalb des 2012 prognostizierten “Sweet Spots” von LED-Lampen. Vergleichbare (dimmbare!) Modelle der europäischen Lichtgiganten Philips und Osram kosten derzeit mindestens doppelt so viel. Entsprechend laut werden heute wohl dort und anderswo die Alarmglocken geläutet haben. Die “Cree”-Offensive ist zwar keine echte Gefahr für Premium-Produkte mit Farbwiedergabe-Werten um CRI 90 und Halbwertswinkeln über 300 Grad, greift aber massiv in den “low budget”-Markt ein und schlägt im Preis sogar viele “no name”-Angebote zweifelhafter Herkunft.

Jetzt auch im Premium-Segment

Cree-Lampe filament tower
Seit gestern dürfen sich nun auch Premium-Anbieter die Haare raufen: „Cree“ präsentierte nämlich zwei neue dimmbare, rundstrahlende „Retrofit“-Lampen mit dem bereits bekannten „Filament Tower“ im Innern (PR-Archivbild links aus den bisherigen Modellen), dort allerdings mit einer neuen Variante seiner patentierten „TrueWhite“-Technologie (deshalb „TW Series“).

Die nutzt normalerweise eine Kombination aus (gelb beschichteten) weißen und roten LED-Chips. Auf Nachfrage schrieb mir „Cree“ jedoch, dass bei der TW-Serie stattdessen die neu entwickelte „Spectral Notching Technology“ eingesetzt werde. Details gab’s keine – nur die allgemein gehaltene Auskunft, dass sie eine Kombination aus „optischer Technologie“ und den besonderen Eigenschaften des Elements Neodym nutze. Sie sorge für einen Spitzen-Farbwiedergabeindex von CRI/Ra 93.

Zum Vergleich: Traditionelle Glüh- und Halogenlampen schaffen zwar annähernd Ra 100, aber selbst hochpreisige LED-Lampen auf dem europäischen Markt kommen selten über Ra 90.

Cree-TW-Series-CRI
Ein Obstteller unter dem Licht einer der neuen „Cree“-Lampen (links) und einer gewöhnlichen Kompaktleuchtstofflampe (rechts). Das Pressebild wurde zur Verdeutlichung der Farbunterschiede von „Cree“ nachbearbeitet.

Die Farbtemperatur der neuen „Birnen“ für die in Nordamerika übliche E26-Fassung liegt bei offiziell 2700 Kelvin; die Lebensdauer wird mit durchschnittlich mindestens 25.000 Leuchtstunden angegeben (pdf-Download des Werbe-Flyers).

Die 8,5-Watt-Version für knapp 18 US-Dollar (nach aktuellem Kurs 13,57 Euro) erzeugt 450 Lumen und kann eine herkömmliche 40-Watt-Glühlampe ersetzen, die 13,5-Watt-Variante kostet rund 20 US-Dollar (15,07 Euro) und bietet als 60-Watt-Ersatz 800 Lumen. Verkauft werden sollen sie wieder über „The Home Depot“; die entsprechenden „Buy now“-Links auf den „Cree“-Webseiten führen jedoch aktuell nicht auf eine Produktseite. „Cree“ gewährt bei bestimmungsgemäßem Einsatz eine Langzeitgarantie von 10 Jahren mit kostenlosem Austausch einer defekten Lampe.

Höhere Qualität sorgt für geringere Effizienz

Die Energieeffizienz liegt mit 53 bzw. 59 Lumen/Watt deutlich unter den Werten der bisherigen „Cree“-LED-Lampen mit CRI 80 (75 bzw. 84 lm/W) – dieses niedrigere Niveau ist aber technisch kaum vermeidbar und typisch für Leuchtmittel mit sehr hoher Lichtqualität bei relativ ausgeglichener Spektralverteilung. Bleibt immer noch ein Stromsparpotenzial von rund 78 Prozent gegenüber traditionellen Glühlampen.

Laut Herstellerangabe ist es „Cree“ mit der neuen TW-Serie als erstem LED-Lampenanbieter gelungen, die strengen „Voluntary California Quality LED Lamp Specification“-Vorgaben der kalifornischen Energiekommission CEC (pdf-Download) zu erfüllen. Auf dem europäischen Markt kam diese Offensive aus Durham, North Carolina – mit qualitativ hochwertigen, rundstrahlenden und dimmbaren LED-Lampen zu bezahlbaren Preisen – bisher nicht an. Noch nicht.

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8 Gedanken zu „Cree legt nach: Neue LED-Lampen mit Spitzen-Farbtreue CRI 93

  1. Sehr schön ich bevorzuge möglichst hochwertige LED Lampen,
    nur leider gibt es die nicht mit den üblichen Sockel E27 bei uns zukaufen oder ist da was geplant ?

    frankkl

      • Ist die Frage ob das bei dem eingebauten Schaltregler noch relevant ist.
        Viele Schaltreglernetzteile haben einen Eingangsbereich von 90-260V.
        Lohnt es sich fuer einen Hersteller ein paar 1/10 Cent fuer laenderspezifische Leuchtmittel an Bauteilen zu sparen, oder ist fuer ihn eine Universelle guenstiger?

  2. Zur Info: Best-lite hat schon seit einiger Zeit Lampen mit Ra=93 und 70 lm/W im Angebot, konkret 630 Lumen auf 9 Watt. Und schon spätestens Januar 2013 sind auch die Spektralkurven angegeben (zu dem Zeitpunkt habe ich auf deren Webseite nachgeschaut; in erstaunlich guter Qualität übrigens, wenn man das gezoomte Bild herunterlädt).

    Der Preis ist allerdings happig. Wenigstens ein Exemplar habe ich mir dennoch gegönnt, und von der begrenzten Helligkeit von ca. 600 lm abgesehen ist der Lichteindruck sehr gut. Jetzt das ganze noch mit 1000 lm und als tunable white und remote dimmbar nach Vorbild Mi-Light, und der Tag ist gerettet 😉

      • Ein hoher Ra bei 2700 K ist meines Erachtens auch keine so große Kunst, da die eigentliche Schwäche der LED, die Türkislücke um 500 nm, hier von vornherein nicht so stark ins Gewicht fällt. Solche hatte Ledon schon vor zwei Jahren im Angebot (zu ca. 20-30 Euro, heute wohl deutlich weniger). Lichtfarbe 950 bis 960, das ist wirklich eine Herausforderung bei LEDs, noch dazu mit brauchbarer Lichtausbeute, und vermutlich trägt das auch zum Preis mit bei (bei Leuchtstofflampen ist es genau umgekehrt: Da sind die Rottöne das Sorgenkind). Die schlechte Nachfrage nach hochwertigen Produkten in Aldiland tut ein übriges.

        Zudem: Wie groß ist der Anteil von Steuern und – bei Importen – Zoll bei unseren hohen Preisen? Wie teuer wäre die Cree wohl, wenn sie zu uns importiert würde (wozu sie natürlich erst auf E27 und 230 V umdesigned werden müsste, was zusätzlich kostet)? Ich würde auch auf 20 bis 30 Euro tippen.

        • Möglich. Ich nehme aber an, dass es schon auch handfeste Marketing-Gründe gibt, warum Cree die Retrofits exklusiv nur bei „The Home Depot“ in Nordamerika und sonst nirgendwo vertreibt.

          Wer verdirbt es sich schon gerne mit seinen LED-Chip-Hauptabnehmern in Europa und anderswo? LEDON würde sich beispielsweise als Cree-Kunde herzlich für so ’ne Konkurrenz im Premium-Segment bedanken. 😉

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