180.000 LED-Chips machen ein Parkhaus zur Sparbüchse

Erste Zwischenbilanz eines Pilotprojekts in Nürnberg: Mit intelligent gesteuertem LED-Licht braucht ein Parkhaus etwa 70 Prozent weniger Strom als mit Leuchtstoffröhren – ohne dass es jemals komplett dunkel wird. Möglich machen das rund 180.000 LED-Chips von „Osram Opto Semiconductors“ in knapp 300 „IPL“-Leuchten von „SchahlLED Lighting“ mit patentierten Radar-Sensoren.

Parkhaus Jakobsmarkt LED
Die neuen LED-Leuchten im Nürnberger Parkhaus erhellen nicht nur den Raum, sondern mit einem Teil ihres Lichts auch die Decken – ein wichtiger Sicherheits- und Komfortaspekt; schließlich gibt’s kaum was Schrecklicheres als dustere Parkhäuser. (Fotos: Osram-PR)

456 Plätze hat das Parkhaus „Jakobsmarkt“ in Nürnberg und ist durchgehend geöffnet. Bis Herbst 2012 wurde es ausschließlich mit knapp 400 T8-Leuchtstoffröhren à 75 Watt erhellt, die 24 Stunden täglich auf Volllast liefen – ein Fest für jeden Stromversorger.

Im November vergangenen Jahres begann deshalb als Pilotprojekt die Umrüstung der Beleuchtung auf intelligente, stromsparende LED-Technik. Seither wurden dort in einem Stockwerk annähernd 300 spezielle Leuchten der „SchahlLED Lighting GmbH“ aus dem bayerischen Unterschleißheim installiert. Neue Verkabelungen oder gar eine zentrale Steuereinheit waren in Nürnberg nicht notwendig, weil sich jedes Exemplar der „IPL“-Baureihe autark regeln kann – weit präziser, als Sie das von Ihren Bewegungsmeldern zuhause kennen.

Radartechnik steuert die LEDs

Dazu dienen bis zu zwei patentierte, verstellbare Radarsensoren pro Leuchte. Sie erfassen äußerst trennscharf und fahrbahngenau bewegte Objekte aus maximal rund 10 Meter Entfernung und lösen einen programmierten Umschaltvorgang aus. Der weckt die LEDs blitzschnell aus ihrem „Schlummermodus“ mit gedimmten Licht. Nach einer frei wählbaren Laufzeit ohne Aktivität wird die Helligkeit wieder reduziert. Ein vor Ort aufgenommenes PR-Video demonstriert den Effekt mit einem durchfahrenden Auto:


Osram Duris E 3
Deutlich zu erkennen: Diese „IPL-150“ haben wenig mit den bekannten „LED-Röhren“ zu tun. Jede Parkhausleuchte beherbergt fünf Module mit jeweils 120 „Duris E 3“-Low-Power-LED-Chips von „Osram Opto Semiconductors“ in Regensburg (Bild rechts).

„SchahlLED Lighting“-Geschäftsführer Erich Obermeier erklärte mir auf Anfrage, dass die insgesamt 600 sehr kompakten LEDs mit 4000 Kelvin Farbtemperatur, 120 Grad Abstrahlwinkel und Farbwiedergabeindex CRI 70 maximal 4000 Lumen Lichtstrom erzeugen könnten. Die Leistungsaufnahme der gesamten Leuchte betrage dann ca. 50 Watt.

Tatsächlich werden sie im Nürnberger Parkhaus aber erheblich geringer belastet. So lange die Sensoren keine Bewegung erkennen, ziehe eine gedimmte Leuchte nur netto 10 Watt. Dazu kämen noch 1,5 Watt pro Sensor. Das sei während etwa 75% der bisherigen Betriebszeit der Fall gewesen. „Hochgefahren“ liefere sie knapp 2900 Lumen aus 30 Watt netto. Die maximale Brutto-Leistungsaufnahme liege bei rund 35 Watt.

Ein Teil des Lichts geht nach oben

Über Reflektor- und Streufolien werde ein Teil des vorwiegend nach unten gerichteten Lichtstroms nach oben abgelenkt, damit die Decke nicht komplett dunkel bleibt. Das Parkhaus wirke dadurch wesentlich freundlicher und vermittle ein besseres Sicherheitsgefühl.

Die Unterforderung der Vorschaltelektronik und LED-Chips kommt dem Wärmehaushalt und der Lebensdauer der „IPL-150“ zugute. Wie mir Erich Obermeier versicherte, habe man im Dauerbetrieb an der heißesten Stelle der Gehäuse höchstens 38 Grad gemessen. Selbst bei ständiger Volllast könne man von mindestens 50.000 schadlosen Leuchtstunden ausgehen (entspricht knapp sechs Jahren). Da die maximale Helligkeit aber nur in rund 25% der Zeit benötigt werde, rechne man sogar mit weit über 10 Jahren Lebenserwartung.

Bisher etwa 70% Stromersparnis

Die vorläufige Bilanz des ersten halben LED-Einsatzjahres fällt laut Osram-Pressemitteilung sehr erfreulich aus: Gegenüber der bisherigen Stromrechnung des Parkhauses habe der Betreiber rund 70% gespart. Der größte Teil dieser Kostensenkung geht natürlich auf das Konto der Sensor-/Dimmer-Steuerung, die so mit Leuchtstofflampen technisch unmöglich wäre.

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Die bisher knapp sechsstellige Investition soll sich innerhalb von etwa drei Jahren amortisieren. Noch warten allerdings Teile des Gebäudes am Jakobsmarkt auf die LED-Umrüstung: Im Obergeschoss leuchten weiterhin die alten Röhren ungesteuert im Dauerbetrieb; auch die Sicherheitsbeleuchtung des Parkhauses läuft mit herkömmlichen Lampen. Wenn alles optimal klappt, könnten rund 100 weitere LED-Leuchten installiert werden.

Wenn Sie sich die radargesteuerte „IPL-150“ mit Osram-Chips mal aus der Nähe anschauen wollen: Auf der Fachausstellung und -Tagung „Parken 2013“ (doch, so was gibt’s wirklich!) am 19. und 20. Juni in Wiesbaden wird sie zum ersten Mal öffentlich präsentiert – am Stand von „SchahlLED Lighting“, Halle 1, Nr. 1-D06.

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8 Gedanken zu „180.000 LED-Chips machen ein Parkhaus zur Sparbüchse

  1. Der Vergleich ist so natürlich unfair. Ich kenne riesige Parkhäuser die seit > 10 Jahren mit Bewegungsmeldern und Leuchtstoffröhren, wahrscheinlich mit wamstartenden Vorschaltgeräten betrieben werden. Damit hätte man faiereweise vergleichen müssen.
    Aber wie die Stadt Zürich etwas fundierter gezeigt hat, können LEDs auch gegenüber gesteuerten Leuchtstofflampen in Durchgangsbereichen tatsächlich sparen. Vor allem dann, wenn man die Einschaltzeiten recht kurz wählt.
    Die Grundbeleuchtung ist natürlich auch eine schöne Sache, die mit Leuchtstofflampen so nicht geht. Das habe ich bei einer Außenlampe mit Bewegungsmelder auch realisiert, allerdings im Verhältnis 15W/0,25W. Macht einen netten Effekt und die Außenlampe kann mit den 0,25W dem Lichtschein, der sich von der Straßenlampe hinverirrt schon Paroli bieten.
    Lampen mit eingebautem 5,8 GHz Radar-Bewegungsmelder sind ebenfalls eine sehr gute Sache. Die gibt es z.B. auch von Steinel bereits ab ca. 36 EUR und ich betreibe einige von diesen – mittlerweile bis auf eine mit LED-Retrofits von 6, 12 oder 15W. In der teureren Profi-Variante können sich solche Lampen über Funk „unterhalten“ und sich gegenseitig einschalten. Das spart Verkabelung und erleichtert so die Nachrüstung.
    Für den Einsatz im Freien sind sie weniger geeignet, da Regentropfen zu „Clutter“ im Radar und damit zu Fehlauslösungen führen. Das Radar ist ja kein Puls-Doppler oder FM-CW, sondern ein ganz einfaches Doppler-CW.
    Im Parkhaus haben sie den Vorteil, daß sie auch auf noch kalte bzw. nasse aber bewegte Autos reagieren. Außerdem lassen sie sich designfreundlich unter dem Deckglas der Lampen verstecken. 1,5W Ruheleistung für die Radarsensoren läßt wohl noch etwas Luft zur Otpimierung.

    Die Duris E3 in der Bauform 5630 haben schon geraume Zeit meine Begierde geweckt. Sie sind zwar für 5630LEDs verhältnismäßg leistungsschwach, dafür eher für sehr enge Nachbarschaft mit ihren Kollegen so für eine recht homogene Ausleuchtung optimiert. Und es gibt sie auch mit 5000K.
    Diese Teile bilden die Basis für flächige dimmbare 5000K-Panels mit denen ich schon etwas liebäugle.

    • Der Vergleich ist deshalb nicht unfair, weil in Nürnberg T8-Leuchstoffröhren mit „konventionellen Vorschaltgeräten“ (KVG) betrieben wurden und teils auch noch werden. Wie’s auch im Text steht, wäre damit eine solche Steuerung nicht möglich gewesen. Und warum sollte man die LED-Leuchten nicht mit dem vergleichen, was sie ersetzt haben?

      • Und warum sollte man die LED-Leuchten nicht mit dem vergleichen, was sie ersetzt haben?

        Wenn das ein finanzieller Vergleich ist – und so habe ich es aufgefaßt – dann muß man neben den laufenden Verbrauchskosten auch die Investkosten rechnen. Das gilt sowohl für den Vergleich mit der bestehenden (wahrscheinlich bereits abgeschriebenen) Installation als auch mit anderen Leuchtmitteln und Konzepten.
        Wenn die Rechnung so einfach und klar zugunsten der LEDs ausfiele, gäbe es in dem Parkhaus keine alten Leuchtstoffröhren mehr.
        Ich will die Sache keineswegs schlecht machen. Das ist sicher eine prima Beleuchtung und bringt sowohl das Parkhaus als auch die LED-Technik nach vorne. Ich mutmaße allerdings, daß bei der Entscheidung die wirtschaftliche Seite nicht den Ausschlag gab. Die gedimmte Grundhelligkeit mit einer evtl. sanften bedarfsgerechten punktuellen Aufdimmung macht das Parkhaus sicher recht einladend und interessant.

        • Ich hätte vielleicht noch erwähnen sollen, dass die durchschnittliche Beleuchtungsstärke im umgerüsteteten Stockwerk laut „SchahlLED Lighting“ jetzt (ungedimmt) ca. 75 Lux beträgt. Vorher waren’s nur 50.

          Dass noch nicht alles umgerüstet wurde, ist nur zum Teil finanziell bedingt. Vor allem bei der Sicherheitsbeleuchtung gibt es unzählige VDI-/DIN-Vorgaben, die bei einer Umrüstung alle nachgewiesen und erfüllt werden müssen. Das kann offenbar manchmal Jahre dauern – vor allem, wenn’s um eine neue Lichttechnologie und solche Pilotprojekte geht.

          • Das Thema Notlicht betrifft wohl beide Stockwerke.
            Kenne die Vorschriften nicht. Aber der ADAC fordert für sein Zertifikat „Benutzerfreundliches Parkhaus“ z.B. 50lux an Stellplätzen und 75lux in Fahrgassen.
            Mehr ist natürlich willkommen.
            Die Vorschriften an die Notbeleuchtungen sind hart wie z.B. Notstromversorgung für die erforderliche Zeit und Leitungsführung über eine unabhängige Kabeltrasse (nicht nur unabhängige Leitungen). Und sie wurden in den letzten Jahren verschärft. Vielleicht gibt es noch Bestandsschutz für Altanlagen? Das wäre ein weiterer Grund hier abzuwarten, bis die LEDs auch dieses Problem verringern.
            Habe mal irgendwo gelesen, daß gerade wegen der unabhängigen Kabeltrasse dezentrale Systemen mit Akkus in den Leuchten eine gewisse Beliebtheit haben. Die brauchen diese unabhängige Trasse nicht.
            Dafür eignen sich hocheffiziente LEDs ganz besonders, weil sie mit einem kleineren Akku die geforderte Leuchtzeit erreichen. Der Ra muß lediglich >40 sein.

  2. Noch ein paar Zahlen, die meine obigen finanziellen Vermutungen untermauern:
    Eine ähnliche Schahlled Lampe mit 40W + Radar hat eine Preisempfehlung von 346 EUR und ist für 277 EUR zu bekommen.

    Aus der professionellen Steinel-Linie gibt es Alternativen: Z. B. RS 5100 PRO für ca. 141 EUR mit Sensor und 54W Leuchtstoffröhre. Dazu die funkgesteuerten Slaves zu 103 EUR. Wenn man je eine Sensorlampe mit 4 Slaves kombiniert, kommt man auf 111 EUR im Mittel. In diesem Segment gibt es durchaus eine gewisse Auswahl von Sensorleuchten z.B. mit 2x 18W T5, verschiedene Ausführungen, Schutzarten etc.
    Mit professionellen warmstartenden EVGs betrieben, sollen Leuchtstofflampen auch 20.000h schaffen.

    Klar, die schöne Dimmfunktion geht nicht.
    Den LEDs gehört die Zukunft und ihnen gilt unsere Sympathie, den Leuchtstoffröhren aber fairerweise unsere Dankbarkeit für treue Dienste.

    • Mag ja alles richtig sein. Dennoch steht die Ausrüsterangabe im Raum, dass sich die LED-Umrüstung schon nach ca. drei Jahren amortisiert haben wird und anschließend noch viele weitere Jahre „Geld einspielen“ kann – zumindest im virtuellen Vergleich mit Leuchstofflampen.

      • Dagegen sage ich nichts. Ich vermute nur man hätte die Amozeit wahrscheinlich sogar noch verkürzen können – wenn das die höchste Priorität gehabt hätte.
        Daher finde ich es um so respektabler, daß man sich hier zu einer technisch besseren und zukunftsweisenden Gesamtlösung durchgerungen hat.

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