Im Test: Verbatim „VxRGB“ MR16 – ein LED-Spot wie kein anderer

So einen LED-Spot hatte ich bisher noch nie in meiner GU5.3-Testfassung: Die brandneue, dimmbare Verbatim-MR16-Lampe mit der harmlosen Artikelnummer „52224“ liefert für offiziell 29,99 Euro und mit vier sehr speziellen Chips ein Licht, das sich von dem der üblichen „warm-weißen“ Spots stark unterscheidet.
Verbatim-VxRGB-MR16-LEDs
Der Blick unter die Abdeckscheibe des Spots offenbart vier quadratische LED-Chips mit identischer Lichtfarbe. Die von Verbatim versprochene RGB-Farbmischung wird also von jedem einzelnen der ursprünglich violett leuchtenden Halbleiter nachgebildet – durch eine patentierte, mehrstufige Konversions-Beschichtung.  (Fotos: W. Messer)

Dass Nennwerte von LED-Lampen häufig nur begrenzte Rückschlüsse auf die Realität zulassen, habe ich in diesem Blog schon mehrfach erwähnt. Selten trifft diese Erkenntnis aber so drastisch zu wie beim ersten Verbatim-„Vivid Vision“-Spot mit der “VxRGB® technology” von Konzernmutter „Mitsubishi Chemical“.

Verbatim-VXRGB-MR-16-DatenOkay, ein paar seiner Daten sind natürlich absolut praxisgerecht (rechts ein Teil des Verpackungsaufdrucks): Die Zahl „50“ sowohl für das Gewicht in Gramm als auch für Durchmesser und Länge in Zentimetern. Die gewünschte Stromversorgung von 12 Volt Gleich- oder Wechselspannung. Die Leistungsaufnahme von 6,5 Watt (mein nicht sehr genaues Messgerät zeigt maximal 7 W).

Dass sofort beim Einschalten 100% der Helligkeit erstrahlen, stimmt ebenfalls. Oder dass diese LED-Lampe „made in Malaysia“ mit ihren 180 Lumen Lichtstrom und 300 Candela Lichtstärke herkömmliche 20-Watt-Halogenspots ersetzen kann und deshalb bis zu 68 Prozent Energie spart.

Aber bereits hier stockt der international erfahrene LED-Fan: Wie? Nur knapp 28 Lumen pro Watt? Andere Spots dieser Bauart haben doch etwa die doppelte Effizienz und ein Sparpotenzial von teils über 80%? Und wieso kostet dieses kleine Ding offiziell knapp 30 Euro (die Spanne bei den Online-Händlern reicht hier von rund 28 bis zu unfassbaren 59 Euro [Update 6.6.: Jetzt „nur“ noch 37,80 €])?
Verbatim-VXRGB-MR-16-Spot
Der Licht-Luxus hat einen neuen Namen: „Verbatim VxRGB MR16 GU5.3“ – links der Spot, rechts die Verpackung, die seltsamerweise den geschützten Handelsnamen “Vivid Vision™” komplett verschweigt.

Ich sag‘ mal so: Die Daten allein liefern dafür keine Rechtfertigung – nicht die 2900 Kelvin Farbtemperatur, nicht der Abstrahl-/Halbwertswinkel von rund 36 Grad, noch nicht mal der gute Farbwiedergabeindex von mindestens CRI 85. Die Angaben zur Lebensdauer von 25.000 Leuchtstunden und nur 18.000 Schaltzyklen sorgen ebenfalls für keinen übertriebenen Enthusiasmus.

Andererseits: Dies ist womöglich der erste „warm-weiße“ Spot, mit dem sich auch Freunde der „neutral-weißen“ Beleuchtung (so um die 4000 K) anfreunden können. Sein Licht sieht nämlich überhaupt nicht nach 2900 Kelvin aus – offenbar, weil die violette Basis der Chips und deren RGB-„Phosphor“-Beschichtung keinen Gelbstich zulassen, wie er sonst bei „warm-weißen“ LED-Lampen häufig zu sehen ist.

Verbatim-VXRGB-aus-an
Während der Verbatim-Spot ausgeschaltet noch ziemlich „normal“ aussieht (links), zeigt er im Betrieb eine völlig andere Lichtfarbe als seine „warm-weißen“ Markenkollegen. Der hohe Rot-Anteil im stark abgeblendeten Foto entspricht nicht ganz der Realität.

Es ist stattdessen ein ziemlich tageslichtähnliches, annähernd bläuliches Weiß, das der „VxRGB“-Spot abstrahlt. Man glaubt sogar fast, das ursprüngliche Violett durchscheinen zu sehen, tendenziell auch auf den beleuchteten Gegenständen. Einen UV-Anteil habe ich jedoch nicht feststellen können; er ist also keine verkappte ultraviolette Prüflampe für Geldscheine.

Die Farbwiedergabe von satten Rot- oder rosa Hauttönen ähnelt eher der bei Tageslicht als von traditionellen Glühlampen mit ihrer Gelb-Einfärbung. Erkennbar wird das auch beim Anstrahlen meines „Farbtreue-Standardmodells“, einer feuerroten Ducati 916 im Kleinformat auf weißem Untergrund:

Verbatim-VXRGB-MR16-Farbreue

Ich kann mich an keine bisherige LED-Testlampe erinnern, die so nahe an der Realität blieb. Außerdem verleiht ihr Licht selbst matten Schwarz- und Silbertönen einen gewissen Glanz; sie scheinen leicht zu „schimmern“.

Damit qualifiziert sich der Spot sowohl für die Beleuchtung von Gemälden oder Ausstellungsstücken als auch für Foto- und Make-up-Arbeiten. Kleine Einschränkung: Grüntöne (etwa von Pflanzen) erschienen mir nicht ganz so intensiv abgebildet wie unter Tageslicht – aber das ist schon Meckern auf hohem Niveau.

Und wie sieht’s mit Helligkeit und Abstrahlcharakteristik aus? Dafür gibt’s zwei Antworten. Die eine ist das offizielle Diagramm aus dem Verbatim-Datenblatt (pdf-Download):

VXRGB-MR16-Diagramm

Die Beleuchtungsstärke des Verbatim-„VxRGB“-Spots in Lux (Lumen pro Quadratmeter, rechte Spalte) über einen Halbwertswinkel von 37,4 Grad (jeweils 18,7° in beiden Richtungen) und auf der Mittelachse (0°). Links die Entfernung, in der Mitte der Durchmesser des Lichtkegels in Meter. Lesebeispiel: In zwei Metern Entfernung gibt’s über einen Durchmesser von 1,35 Meter mindestens 32 und maximal 76 Lux.

Verbatim-VXRGB-MR16-Leuchtbild2Die andere Antwort geben meine selbst fotografierten Leuchtbilder. Sie machen deutlich, dass es auch außerhalb des offiziellen Abstrahlwinkels noch ordentlich Licht gibt. Der „Feldwinkel“ mit mindestens 30 Candela Lichtstärke (10% des Maximums) dürfte mehr als 60 Grad breit sein. Reichweite und Helligkeit sind für einen nominell nur 180 Lumen starken Spot erstaunlich groß. Ich würde spontan auf über 200 lm tippen.

Rechts sehen Sie eine abgeblendete Aufnahme des Nahbereichs mit einem relativ breiten Lichtkegel, der direkt am Lampenkopf beginnt. Etwas Helligkeit entweicht schon vorher durch die vier seitlichen Lüftungsschlitze. In der Mitte entwickelt sich eine deutlich hellere und stärker abgegrenzte Keule, die sehr weit trägt. Wie weit, das zeigt das untere, ebenfalls abgedunkelte Bild mit einer Leuchtdistanz von rund drei Metern.

Verbatim-VXRGB-MR16-Leuchtbild1

Tatsächlich können Sie mit diesem kleinen Ding noch auf rund vier Meter Entfernung ziemlich problemlos Zeitung lesen. Das liegt nicht nur an der Helligkeit, sondern auch an der guten Wiedergabe von Schwarz-Weiß-Kontrasten. Selbst mit nominell weit stärkeren LED-Spots üblicher Bauart geht das teils nicht so einfach.

Noch mehr Lob gefällig? Klar doch: Der Spot leuchtet mit oder ohne Dimmer völlig geräuschlos und wird im Dauerbetrieb in meiner offenen Testfassung an der wärmsten Stelle des Lampenkopfs nicht heißer als ca. 65 Grad. Eine Berührung ist dann zwar unangenehm, aber nicht gefährlich.

Hier endet die Jubelarie endlich

Und wo bleibt in diesem Test die Kritik? Die beschränkt sich hauptsächlich auf eine Merkwürdigkeit beim Betrieb mit einem dimmbaren LED-Treiber und einem handelsüblichen Phasenabschnittdimmer mit kombiniertem Dreh-/Druckschalter. Den hatte ich voll aufgedreht und dann den Spot eingeschaltet. Diese „Schocktherapie“ mochte die Verbatim-Lampe offensichtlich nicht und reagierte sofort mit starkem Flackern.

Nach einem Herunter- und wieder Hochregeln stabilisierte sie sich offenbar und leuchtete über etwa ein Drittel des Dimmerwegs flackerfrei mit voller Helligkeit. Die ließ sich anschließend ganz normal über die unteren zwei Drittel stufenlos auf etwa 15 Prozent des Maximums reduzieren. Die Leistungsaufnahme ging dann auf ca. 1 Watt herunter.

Mal wieder mein Loblied auf die Justierschraube

Das Einschaltflackern trat nicht auf, wenn der Dimmer vorher leicht zurückgedreht war oder wenn statt des Dimmers ein Schalter eingesetzt wurde. Zur Sicherheit habe ich das Experiment mit einem zweiten Testexemplar wiederholt und exakt das gleiche Resultat erzielt. Für Verbatim bietet sich hier möglicherweise ein Ansatz zur Optimierung der Vorschaltelektronik des Spots. Für die Kundschaft heißt das: Lieber einen von Verbatim empfohlenen Dimmer verwenden oder gleich ein Modell mit Justierschraube.

Solche Geräte erscheinen mir für dimmbare LED-Lampen unverzichtbar und deshalb lege ich Sie Ihnen immer wieder ans Herz. Für diesem Verbatim-Spot müssten Sie nur mit dem Schräubchen den oberen Grenzwert des Dimmers etwas nach unten justieren. Dann sollte beim Einschalten auch in Maximalstellung des Reglers nichts mehr flackern und Sie hätten dennoch die volle Helligkeit.

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Noch zwei Kritikpunkte: Wo andere Hersteller bei ihren Profi-LED-Lampen teils bis zu fünf Jahre Garantie anbieten, belässt es Verbatim bei der gesetzlichen Mindestdauer von zwei Jahren Gewährleistung. Außerdem bleibt die Zahl der garantiert schadlosen Schaltzyklen (ein/aus) mit 18.000 weit hinter den Angaben einiger Mitbewerber zurück. Da sind’s häufig 100.000 oder sogar eine Million.

Das Testurteil

Mein Fazit: Wer für sich zuhause wohnlich-„warmes“, Halogenlampen-ähnliches LED-Licht sucht, der ist hier falsch. Der Verbatim-Spot bietet mit seiner sehr speziellen „VxRGB“-Technologie ganz andere Qualitäten. Die dürften vor allem von Boutiquen, edlen Einkaufstempeln, gehobenen Hotels und Restaurants, Museen, Galerien, Nagel- oder Kosmetikstudios, Werbeagenturen, Medienhäusern und ähnlichen Betrieben mit hohen Ansprüchen an Farbtreue und Repräsentationswirkung geschätzt werden.

In diesem Segment kommt’s sicher nicht auf ein paar Cent mehr oder weniger an. Weil aber rund 30 Euro doch sehr heftig sind, und wegen des Optimierungsbedarfs bei Vorschaltelektronik, Schaltfestigkeit und Garantie gibt’s von mir nicht ganz die Maximalwertung meiner Fünf-Sterne-Skala für LED-Angebote, sondern „nur“
LED-Stern halbviereinhalb.

(Disclaimer: Verbatim hat mir zwei Test-Spots gratis zur Verfügung gestellt)

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6 Gedanken zu „Im Test: Verbatim „VxRGB“ MR16 – ein LED-Spot wie kein anderer

  1. Gut, wenn das Licht so wäre wie es dir vorkommt, wäre das was für mich, allerdings ist der Preis in Verbindung mit der Schaltfestigkeit ein Armutszeugnis.

    Wenn man in einem Ladenlokal einmal pro Tag die Beleuchtung einschaltet ist das ja noch ok, aber zu hause wird es dann doch etwas öfter sein.

    Ich frage mich allerdings langsam was bei diesen Experimenten mit der Lichterzeugung biologisch die beste Variante ist.
    Die einen wandeln grün in warmweiß gelbliches Licht um, die andern nehmen dafür blau und hier kommt jetzt violett als Grundfarbton zum Einsatz das wieder durch eine „Wandlerschicht“ umgemodelt wird.

    Das erinnert schon sehr an die Kniffe mit denen man Kompaktleuchtstofflampen wohnlicher machen wollte, wobei immer ein Großteil des Lichtspektrum außen vor blieb, weil der schon im Ausgangslicht fehlte.

  2. Hallo! Wieder mal ein interessanter Beitrag zu Neuerungen auf dem LED-Sektor. Ich frage mich, ob Violett-LEDs hier wirklich mehr als eine Nischenlösung darstellen, da meines Wissens der elektrische Wirkungsgrad der königsblauen LEDs bisher unerreicht ist, und zudem die Verluste durch die Umwandlungsschicht um so größer sind, je größer der Wellenlängen-Sprung.

    Zum Licht selber: Dass mich das Licht der Verbatim-Spots überzeugen würde, wage ich dennoch zu bezweifeln: Auf den Leuchtbildern erkenne ich sehr wohl den typischen „Braunstich“ (es ist kein reines Gelb, sondern eine Mischung aus Gelb- und Rottönen, die auch den Ton von Halogenlampen ausmacht), allerdings offenbar mit einem leichten Trend zum Magenta hin, jedoch nicht im geringsten bläulich (ich nehme mal an, dass auch diese Leuchtbilder mit „Tageslicht“-Weißabgleich, d.h. typischerweise 5500 Sonne oder 6500 K bedeckt, aufgenommen wurden). Das passt auch zu der schlechteren Grünwiedergabe, da ein Magentastich nichts anderes als ein Defizit im Grünbereich darstellt. Jetzt würde eine Messung des Spektrums (oder gibt Verbatim sogar Plots der Spektren heraus?), oder wenigstens des Farbortes x,y bzw. u,v oder Kelvin und delta_uv. Letzterer Wert dürfte klar negativ sein, geschätzt ca. -0.002 bis -0.004. Der RGB-Colorpicker von GIMP und anschließende Transformation von sRGB nach Kelvin und delta_uv liefert hier unschlüssige Ergebnisse (um 3000 Kelvin und delta_uv +/-0.002); allerdings dürften die RGB-Empfindlichkeitskurven der Kamera von denen des menschlichen Auges abweichen, so dass diese Methode eh nur bei Planck-nahen Spektren funktioniert.

    Auch der geringere Wirkungsgrad dürfte, neben dem großen Wellenlängen-Sprung, zumindest teilweise auch auf den Grünmangel zurückzuführen sein. Man bedenke ferner, das Tageslicht, gegenüber reinem Schwarzkörperspektrum, fast immer einen Überschuss an Grün hat (d_uv um +0.003) und das Licht der untergehenden Sonne durchs geöffnete Fenster (also ohne filterndes Glas) bei normalem klaren Himmel im Vergleich zu einer Halogenbirne leicht grünstichig wirkt. Ein Grün-Mangel wirkt meiner Erfahrung nach fast immer unnatürlich.

    Wie gesagt, man müsste einen Spektralplot oder zumindest die Farbkoordinaten haben, aber zumindest vom hier Gesehenen nach zu urteilen muss Verbatim wohl noch etwas am Spektrum arbeiten, ehe es wirklich brauchbar wird.

    • Die Fotos geben – wie häufig – die Lichtfarben nur unvollkommen wieder. Selbst mal gucken dürfte das einzig Wahre sein 😉

      P. S.: Zumindest so ’ne grobe Grafik über die Spektralverteilung der „Violet Chips“ gibt’s ja von „Mitsubishi Chemical“:
      Violet Chip technology

  3. @Wolfgang: Leider unterschlägt Mitsubishi Chemicals hier die Achsenbeschriftung; die Farbcodierung ist zu ungenau. Allerdings kann dieses Beispielspektrum nicht zu der 2900-K-Lampe gehören, da die Intensität von Blau bis Rot nahezu konstant ist; das entspricht eher 5500 K. Vermutlich ist es einfach irgendein grober Plot zur Illustration. Es wird Zeit, dass die EU hier strengere Deklarationsvorgaben macht: Eine korrekt beschriftete linear skalierte Grafik nebst maschinenlesbarer Tabelle der spektralen Intensität in 10-nm-Schritten (Binning) sollte das Minimum sein. Aber erstmal sollte die EU der Lebensmittelindustrie die Leviten lesen und in der Zutatenliste es nicht mit „Aroma“ genug sein lassen.

  4. Moin das hört sich ganz interessant an- Vielleicht kannst Du/Ihr mir helfen für eine neue Leuchte die ich entwickle suche ich einen LED Spot gerne mit Linse vorne die allerdings Licht auch Seitlich abgibt. Ich weiß das ein Spot idealerweise gewünscht Licht nach vorne abgibt in diesem Fall soll das Leuchtmittel einzelne Details rausholen.
    Habt Ihr einen Tip bevor ich anfange LED Leuchtmittel selber zu bauen (-;

    • Hi, Ulrike, LED-Spots mit ca. 120 Grad Abstrahlwinkel gibt’s einige. Aber ob das für Deine Zwecke reicht? Müssen es eventuell mehr als 180 Grad sein? Dann braucht’s keinen Spot, sondern eine „Rundstrahler“-Lampe. Ein paar Details zum geplanten Projekt wären hilfreich.

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