LEDON-„Kundentest“: Ist das Werbung oder kann das weg?

„Testimonials“ sind ein beliebtes Werbemittel: Echte oder vorgebliche Kunden (letztere meistens Prominente) loben öffentlichkeitswirksam die Produkte und sorgen so für einen zusätzlichen Kaufanreiz. Theoretisch. Denn so eine Aktion kann auch daneben gehen, wie LED-„Retrofit“-Spezialist LEDON demonstriert.

LEDON A60 7W Leuchtbild groß
So wie hier oben präsentierte sich das nachträglich abgedunkelte und kontrastverstärkte Leuchtbild der neuen 7-Watt-LEDON-A60-LED-Lampe bei meinem Test im Januar. Weiter unten im Beitrag sehen Sie das Kundenfoto, mit dem LEDON auf seiner Website wirbt. Raten Sie mal, welches der Wahrheit näher kommt.

„Der erste gemeinsam mit unseren Club-Mitgliedern durchgeführte LEDON-Test war ein voller Erfolg.“

So jubelt der inzwischen selbstständige LED-Lampen-Hersteller in seinem neuesten Newsletter und fährt fort:

„Nicht nur, dass wir von den ersten 20 ausgewählten Testern sehr interessante und fundierte Berichte erhalten haben, auch die Bewertung der untersuchten 7 Watt LED-Lampe kann sich sehen lassen. Wir haben die Meinungen und Eindrücke für euch zusammengefasst. Den vollständigen Bericht gibt es hier.“

Wer auf den Link klickt, bekommt unter anderem Testurteile wie dieses zu lesen:

„Ich und der Rest der Familie sind der Meinung, dass euch die Lichtfarbe super gelungen ist. Die LEDON Lampe hat ein schönes, warmes Licht. Es ist kein Rotstich oder wie bei den ganz alten LED-Lampen ein blaues, kaltes Licht zu erkennen.“

LEDON-7W-KundenfotoSoweit ist das absolut okay und deckt sich auch mit meinem Eindruck. Beim Blick auf das rechts eingebettete Kundenfoto der „warm-weißen“ Lampe mit 2700 Kelvin Farbtemperatur und 400 Lumen Lichtstrom öffnet sich allerdings plötzlich eine riesige Text-/Bild-Schere.

Wir sehen nämlich genau das, was nicht zu sehen sein sollte: Bläulich-weißes, kaltes Licht – wie jenes einer miesen Kompaktleuchstofflampe. Kaum zu glauben, dass so eine hässlich strahlende „Birne“ einen exzellenten Farbwiedergabeindex von mindestens CRI 90 haben soll. Immerhin hat sich LEDON als „Unique Selling Proposition“ (USP) vor allem die Lichtqualität auf die Fahnen geschrieben:

„LED-Lampen von LEDON erzeugen warmweißes Licht. Dieses wird von uns Menschen als besonders angenehm und freundlich empfunden. Wie bei natürlichem Tageslicht, sind auch Formen und Farben gut zu erkennen. Der Grund dafür liegt in der hohen Beleuchtungsstärke und der hervorragenden Farbwiedergabe der LEDON Lampen.“

Nach zahlreichen eigenen Tests kann ich bestätigen, dass dieser Anspruch von den Vorarlbergern im Wesentlichen tatsächlich erfüllt wird.

Licht-Fotos sind eine Herausforderung

Der fotografierende LEDON-Kunde wollte natürlich nicht das Unternehmen in die Pfanne hauen. Er scheiterte aber daran, dass es kaum eine schwierigere Aufgabe gibt als das Abbilden von Licht. Dazu braucht es jede Menge Zeit, Geduld und Experimentierfreude.

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Sehr hilfreich ist beispielsweise ein ordentlicher Weißabgleich der Kamera. Ich nehme beim Fotografieren von LED-Lampen normalerweise das Tageslicht bei bewölktem Himmel als Referenz. Die Fotos selbst mache ich erst bei völliger Dunkelheit mit diesem Messwert. Nur so werden die Leuchtbilder einigermaßen realitätsnah.

Authentizität hat Grenzen

Was hat aber LEDON geritten, dass man ausgerechnet dieses Kundenbild für die eigene „Testimonial“-Aktion nutzte? LEDON-Marketingleiter Erik Nielsen antwortete auf meine entsprechende Kritik mit dieser Erklärung:

„Sie haben sicher recht. Das sehen wir in diesem Fall jedoch nicht so eng. Es ging uns eher darum, die Fotos unserer Tester, die ja eigentlich keine Fachleute sind, abzubilden.“

Nun bin ich nur ein journalistisch ausgebildeter Blogger ohne große Marketing-Kenntnisse. Deshalb steht es mir nicht zu, den LEDON-Werbeleuten zu erklären, wie sie ihren Job machen sollen. Ganz laienhaft vermute ich aber, dass es mindestens abmahnungswürdig wäre, falls etwa Osram oder Philips ein solches Bild der LEDON-Lampe als Konkurrenzvergleich auf ihren Seiten publizieren würden. Spontan fallen mir da Begriffe wie „üble Nachrede“ ein, obwohl es sich hier nicht um Text handelt.

Als Unternehmen würde ich Wert darauf legen, dass meine Produkte „in gutem Licht“ erscheinen – vor allem in der LED-Branche. Das sollte ebenso für möglichst authentische „Testimonials“ gelten. Lobenswert, dass LEDON auf seiner Website auch Kritik an seiner Lampe erwähnt. Aber Authentizität hat Grenzen: Unrealistische, irreführende Abbildungen sollten im Marketing-Filter hängen bleiben – oder was meinen Sie?

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8 Gedanken zu „LEDON-„Kundentest“: Ist das Werbung oder kann das weg?

  1. Besser etwas dilettantisch als bewusste Kundentäuschung.

    Ein Hinweis darauf das man Licht kaum fotografieren kann und deshalb keine Bilder gezeigt werden, wäre aber sicher cleverer gewesen.

    Ich würde auch drauf wetten das das Bild von einem Smartphone stammt 😀

  2. @Wolfgang: Ich erkenne auf dem Foto keinen Blaustich. Das Bild wirkt insgesamt wie von einer Billigkamera, die einen automatischen Weißabgleich vornimmt. Eine Bildanalyse bestätigt meinen Eindruck: Im weißen gesättigten Bereich finde ich mit dem Colorpicker vom GIMP nahezu gleiche Anteile von Rot, Grün und Blau, also gesättigtes RGB-Weiß. In den weniger gesättigten Bereichen dominieren weiterhin die Rottöne (ca. 50% stärker als die Blautöne; z.B. R,G,B = 192, 149, 133 im Streulichtbereich nahe der „Birne“). OK, es wirkt nicht so betont orangestichig wie das Bild am Kopf des Artikels, aber definitiv nicht bläulich.

    Könnte es sein, dass sich der Satz auf ein anderes Bild bezieht, oder dass das Bild im Artikel eine Bearbeitung ist, bei der evtl. der Weißabgleich verändert wurde? Derjenige des Bildes entspricht nach meiner Überschlagsrechnung ca. 3600 Kelvin. Einen Blaustich würde ich erwarten, wenn der Weißabgleich auf einen niedrigeren Wert als die Farbtemperatur der Lichtquelle gesetzt wird, d.h. weniger als ca. 2700 K.

    • Das Original ist dort und sieht für mich extrem nach „Neonröhre“ aus – vor allem im Vergleich zu der daneben abgebildeten Glühlampe. Wie geschrieben: In der Realität hat die LEDON 2700 K.

      • Danke für den Link. Der Weißabgleich beim Original scheint derselbe zu sein wie im Artikel. Auch da sehe ich keinen Blaustich, allerdings sind die beiden Bilder (Glühlampe und LED) mit sehr verschiedenen Weißpunkten (vermutlich Tageslicht und Halogen oder dergleichen) aufgenommen, weshalb die Glühlampe mit einem extremen Rotstich, die LEDON mit nur minimalem Rotstich erscheint, so dass der falsche Eindruck entsteht, die LEDON hätte ein erheblich weißeres Licht.

        Dass den Autoren der LEDON-Seite ein solcher Fehler unterläuft, ist natürlich schon etwas peinlich.

        Gruß, Ingo

  3. Ich nehme beim Fotografieren von LED-Lampen normalerweise das Tageslicht bei bewölktem Himmel als Referenz.

    Welche Vorteile bietet dieses Vorgehen?

    • Es liefert eine ziemlich neutrale Weißpunktbasis, mit der zumindest meine Billigkamera recht realistische Wiedergaben der LED-Lichtfarben hinbekommt – auch im direkten Vergleich mit Glühlampen.

      • Hat demnach Tageslicht bei bedecktem Himmel die beste – oder zumindest eine sehr gute – Farbneutralität?

        • Es scheint zumindest für meine Nikon L110 so zu sein. Sonst hat aber die (dynamische) Farbtemperatur des Tageslichts prinzipiell keinen Einfluss auf den Farbwiedergabeindex.

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