„Duris P 5“: Osram bringt Farbe in die LED-Mittelklasse

Der Trend zur möglichst flexiblen LED-Lichtkomposition ist derzeit auch bei der US-Messe Lightfair International in Philadelphia unübersehbar. „Osram Opto Semiconductors“ präsentiert dort beispielweise neue Farbversionen seines „Mid-Power“-Chips „Duris P 5„. Den gab’s bisher nur in drei Weißtönen, künftig aber auch in Rot, Gelb, Grün und zwei Blau-Varianten.
Osram Duris P 5 rot
Eine der neuen „Duris P 5“-Varianten leuchtet rot – im Wellenlängenbereich zwischen 612 und 630 Nanometer. Kantenlänge des Moduls: Nur 2,6 x 2,2 Millimeter.         (Fotos: Osram-PR)

Dass man weißes LED-Licht prinzipiell mit zweieinhalb Konzepten erzeugen kann, ist ein alter Hut:

Osram P 5 weissJedes dieser Konzepte hat seine Vor- und Nachteile; besser und flexibler ist aber eine erweiterte Kombination namens „RGBW„.

Hier tragen als „gemischter Chor“ sowohl farbige als auch weiße LEDs zum Lichtkonzert bei (links ein vor einem Jahr vorgestelltes weißes „Duris P 5“-Modul). Das eröffnet bei intelligenter Ansteuerung der einzelnen Chips ganz neue Möglichkeiten:

  • Automatische Nachregelung einzelner Chip-Lichtströme zum Ausgleich von Alterserscheinungen.
  • Dynamische Lichtstimmung per Automatik oder manuell (etwa zur Glühlampen-ähnlichen Veränderung der Farbtemperatur beim Dimmen).

Solche Tricks werden künftig nicht nur professionellen Systemen vorbehalten sein. Osram erweitert deshalb sein Sortiment von „Duris P 5“-Chips in der mittleren Leistungsklasse: „Deep Blue“ (439-461 Nanometer Wellenlänge), „Blue“ (459-476 nm), „True Green“ (513-543 nm), „Yellow“ (583-595 nm) und „Red“ (612 bis 630 nm) heißen die künftigen Farbvarianten. Je nach Wellenlänge basieren die Chips auf Indiumgalliumnitrid (InGaN) oder Indiumgallium-Aluminiumphosphid (InGaAlP).

Zusammen mit den drei bisherigen weißen Versionen (3000, 4000 und 5000 Kelvin mit jeweils CRI 80 Farbwiedergabeindex) erlauben die neuen Typen unendlich viele Farbkombinationen – etwa für flächige Architektur- oder Werbebeleuchtung.

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Es würde mich aber auch nicht wundern, wenn sich die eine oder andere neue Chip-Variante auch in den kommenden Mitgliedern der „Ultra SE“-LED-Familie des US-Ablegers „Osram Sylvania“ finden würde. Die ändern nämlich beim Dimmen ihre Farbtemperatur – von 3000 bis herunter auf 2000 K (bei 10% der Maximalhelligkeit). Das geht nicht ausschließlich mit „weißen“ LEDs, da muss noch mindestens eine weitere Farbe mitspielen – etwa „Bernstein“ (amber) im Bereich von etwa 605 nm.

„Sunset Effect“ nennt sich als geschützte Handelsbezeichnung (Trademark) bei „Osram Sylvania“, was bei anderen Anbietern beispielsweise „Sunset Dimming“ oder „DimTone“ heißt und das Dimmverhalten von Glühfaden- und Halogenlampen imitieren soll. Als erste Leuchtmittel dieser Art sollen im Herbst PAR38-LED-Strahler auf den US-Markt kommen, weitere Typen werden folgen.
Sylvania Ultra SE SunsetEffect
Die „Ultra SE“-LED-Familie von „Osram Sylvania“ soll ab Herbst ihre eigentliche Farbtemperatur beim Dimmen kräftig verändern können – in Richtung „warm“, so wie traditionelle Glühlampen. (Foto: Osram-Sylvania-PR)

Besonders stolz ist Osram übrigens auf die Lichtleistung seiner neuen „Deep Blue“-LED aus der „Duris P 5“-Linie. Mit 140 Milliwatt bei 100 mA Stromzufuhr und 25ºC Umgebungstemperatur habe sie einen typischen Wirkungsgrad von 48 Prozent. Damit sei sie besonders gut für das „Remote Phosphor“-Konzept geeignet (siehe oben). Diese Technologie ermögliche „eine homogene Lichtverteilung mit gleichzeitig hoher Lichtausbeute“.

So steht’s in der Pressemitteilung – und das lässt Amateure und Fachleute verwundert aufhorchen: Osram selbst bietet nämlich meines Wissens im Standard-„Retrofit“-Bereich noch überhaupt keine LED-Lampe mit „Remote Phosphor“-Schalen an. Für solche Späßchen war bisher vor allem die niederländische Konkurrenz bekannt. Deutet sich da etwa schon eine völlig neue Produktlinie beim bayerischen Lichtriesen an?

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