Dreipuls-LED-Leuchten: Die Herren der Ringe und Zauberhände

Fehlt Ihnen noch ein LED-Weihnachtsgeschenk für den gehobenen Gabentisch? Den sehr gehobenen? Dann werden Sie eventuell bei einer kleinen Design-Manufaktur in Dresden fündig – etwa mit der schalterlosen Schreibtischleuchte „RIMA“, deren 56 LED-Chips Sie individuell mit vier Ringen steuern können.

Dreipuls-Rima 1

Ein rund ein Meter breites, gut 15 Zentimeter tiefes und 36,4 cm hohes, filigranes Aluminiumgestell mit vier dünnen Beinchen, oben eine wahlweise schwarze oder weiße Leiste mit 56 Cree-LED-Chips, geschmückt mit vier verschiebbaren Ringen – das alles nur 1,2 kg leicht; dazu ein Steckernetzteil mit der Vorschaltelektronik und ein hauchdünnes Verbindungskäbelchen: Mehr braucht es nicht für eine LED-Leuchte der besonderen Art namens „RIMA“.

Designer Matthias Pinkert und Marketing-Chef Karsten Reichel haben dieses Modell „made in Germany“ bereits 2010 aus der Taufe gehoben und damit bereits einige renommierte Designpreise gewonnen. Die gemeinsame Firma „dreipuls“ (inzwischen „Holy Trinity“) in Dresden existiert seit 2011 und ihre Produkte basieren auf einer sehr speziellen Idee: Der Mensch sollte spielerisch und intuitiv mit Licht und Raum interagieren können – ganz ohne Schalter oder Dimmer. Dafür gibt’s bei der „RIMA“-Leuchte die Ringe, mit denen alle LEDs, nur ein Teil, oder gleichzeitig zwei Segmente der Lichtleiste aktiviert werden können. Im Detail sieht das zum Beispiel so aus:

Dreipuls-Rima 2

Infrarot-Sensoren in der Leiste registrieren die Position der Ringe und schalten jeweils die LEDs zwischen zwei Ringen ein. Die volle Leistung von knapp 510 Lumen Lichtstrom bei 13 Watt Leistungsaufnahme bekommen Sie, wenn ein Teil der Ringe an einem Ende der Leiste ruht und der andere Teil (da genügt auch ein Ring) auf dem gegenüber liegenden. Wenn alle Ringe ohne Zwischenraum beisammen sitzen, bleibt die Leuchte aus. Die Elektronik reagiert auf diesen Zustand mit einem „Herunterfahren“ ihrer Aktivität, so dass im „Standby“-Betrieb weit weniger als 1 Watt verbraucht wird.

Ideal für Schreibtisch-Tätigkeiten: Das Licht kommt von oben (ich habe das bei meiner Eigenbau-Leuchte ähnlich gelöst) und strahlt in einem elliptischen Winkel von rund 44 (links-rechts) bzw. 13 Grad (vorne-hinten). Da blendet nichts und es entstehen kaum störende Schattenwürfe – etwa von der Schreibhand. Ebenfalls akzeptabel: Die Farbtemperatur von rund 2900 Kelvin – etwas „kühler“ als herkömmliche Halogenlampen. Üblicherweise bevorzugt man in Büroumgebungen sogar noch kälteres Licht mit ca. 4000 K oder mehr. Die maximale Helligkeit der „RIMA“ entspricht etwa der eines 40-Watt-Halogenstrahlers.

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Die Lebensdauer der Elektronik und der nicht auswechselbaren Lichtleiste wird von „dreipuls“ mit mindestens 30.000 Leuchtstunden angegeben – das wären selbst bei täglich acht Stunden Einsatz noch satte zehn Jahre. Zwei kleine Wermutstropfen: Es gibt nur die gesetzliche Gewährleistungsfrist von zwei Jahren und der offizielle Farbwiedergabeindex liegt gerade mal bei Ra >75 (Glühlampe: Ra 100). Das muss jedoch kein echter Nachteil sein, weil die DIN-Messnormen für die Farbtreue ziemlich lückenhaft sind und den subjektiven Lichteindruck nur bedingt beschreiben.

Bei entsprechender Nachfrage sei es, so ein Firmensprecher, durchaus möglich, künftig andere LEDs zu verbauen – etwa mit kälterer Farbtemperatur und/oder höherem Farbwiedergabeindex. Bis dahin empfehle ich, sich das Schmuckstück einfach mal selbst anzuschauen. Wo und wann? Das steht weiter unten in diesem Beitrag.

Richtig heftig und exklusiv wird’s beim Preis: 1840 Euro brutto beträgt das Scherflein für Innovation, Originalität und deutsche Manufaktur-Fertigung in kleiner Stückzahl. Andererseits aber auch ein Schnäppchen, wo Ihr Nachbar doch schon diesen interaktiven OLED-Spiegel für knapp 2500 Euro hat.

Vergnügliche „Handarbeit“

Noch keine offiziellen Preis- und Lumenangaben hat ein brandneues „dreipuls“-Modell: Die LED-Aluminium-Unterbauleuchte „AREA“ steht kurz vor der Serienreife und wird’s 2013 in Längen von 60, 90 und 120 Zentimetern geben – jeweils 12,5 cm breit und 28 Millimeter hoch. In ihr werkeln 24 LED-Chips mit 2900 K und maximal 15 Watt Leistungsaufnahme. Die blendfreie Abstrahlcharakteristik dürfte jener der „RIMA“-Leuchte sehr ähnlich sein; einen Schalter oder Dimmer gibt’s ebenfalls nicht. (Update 11.1.2013: Die Preisliste beginnt bei 950 Euro inkl. MwSt.)

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Die „AREA“-Unterbauleuchte von „dreipuls“ mit zwei aktivierten Lichtbereichen. (alle Fotos: dreipuls, mit freundlicher Genehmigung)

Jetzt fragen Sie vermutlich: „Ja, wo sind denn hier die Ringe zum Steuern?“ Die verblüffende Antwort: „Brauchen Sie nicht. Nehmen Sie einfach Ihre Hände, um beliebig viele Segmente zu aktivieren.“ Oder um es mit den Worten von „dreipuls“ zu beschreiben:

Die benötigte Breite wird mit den Händen angedeutet, von Sensoren erfasst und in Licht umgesetzt – praktisch und energiesparend. Durch das “Hineingreifen” in einen beliebigen Lichtbereich, lässt sich dieser entlang der Leuchte intuitiv verschieben – berührungslos.

Das könnte zum Beispiel so aussehen:

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Altgediente Smartphone– und Touchpad-Besitzer werden mit dieser Gestik auf Anhieb klarkommen und sich sehr über eine neue „Handarbeits“-Möglichkeit freuen. Alle anderen dürften vielleicht ein Minütchen länger zum Üben brauchen, aber dann genau so viel Spaß dran haben.

Ursprünglich sollte die „AREA“ nur eine modulare Küchen-Unterbauleuchte werden – und selbstverständlich böte sie beispielsweise eine äußerst adäquate Lichtquelle für Ihren Porsche-Design-Toaster und den WMF-Kaffeevollautomat daneben. Aber das allein wäre eine unzulässige Einengung ihrer Möglichkeiten. Ihnen fallen sicher sofort noch mehr potenzielle Einsatzorte in Ihren Wohn- und Schlafräumen ein. Abraten würde ich allerdings von der Montage in Toiletten und Badezimmern: Mit ihrer Schutzart IP 20 ist die „AREA“ – ebenso wie die „RIMA“ – nicht gegen Wasserspritzer und ähnlich feucht-fröhliche Angriffe gerüstet.

Besichtigen können Sie die beiden „dreipuls“-Leuchten auf der Messe imm cologne 2013″ vom 14. bis 20. Januar in Köln. Schlaue Leute kommen bis dahin eventuell auf den Gedanken, dass es ja eigentlich dank des weitgehend identischen Infrarotsensor-Konzepts möglich sein müsste, auch die Schreibtischleuchte mit den Händen und ohne Einsatz der Ringe zu steuern. Mein Tipp: Probieren Sie’s mal am Messestand (Halle 3.1, Stand A022) – und beobachten Sie dann, wie ein paar Besuchern die Kinnlade ‚runterklappt.

2 Gedanken zu „Dreipuls-LED-Leuchten: Die Herren der Ringe und Zauberhände

  1. Sehr unterhaltsamer Beitrag. Eine kleine Korrektur allerdings: die Anzahl der erzeug- und verwaltbaren Lichtbereiche bei der Unterbauleuchte AREA ist praktisch nur durch die Summe der in allen gekoppelten Leuchtenelementen enthaltenen LED beschränkt und beträgt nicht, wie im Text geschrieben, nur eins oder zwei.

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