Gegenwind für Philips-Licht und Siemens-Sonnenenergie

Neue Technologien wie die LED-Beleuchtung oder Solarenergie sind für Unternehmen nicht unbedingt Garanten für hohe Gewinne – im Gegenteil: Massive Anfangsinvestitionen und mangelnder Markterfolg können die Bilanz verhageln. So musste jetzt Philips in seinem Bericht für das 3. Geschäftsquartal von sinkenden Licht-Gewinnmargen berichten, Siemens trennt sich aus Kostengründen vom verlustreichen Solarthermie- und Photovoltaik-Geschäft.

Philips-Umsätze Lichtsparte
Philips-„Lighting“-Umsätze im Quartalsvergleich: Innerhalb eines Jahres gab’s einen Anstieg von 1,886 auf 2,139 Milliarden Euro – die Gewinne (unten) entwickelten sich weniger positiv. (Grafiken: Philips-PR)

Philips-EBITA Lichtsparte
Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITA) der Philips-Lichtsparte der letzten fünf Quartale in Millionen Euro (blaue Balken, schwarze Zahlen) bzw. in Prozent der Umsätze (rote Linien und Zahlen). Das operative Ergebnis (EBIT) lag deutlich niedriger: Im 3. Quartal 2012 waren es nur eine Million Euro bzw. eine prozentuale „schwarze Null“.

Eigentlich konnten die Philips-Aktionäre frohlocken: Die heute verkündeten Quartalszahlen des niederländischen Konzerns waren besser als erwartet –  überall gab’s Zuwächse, auch in der Lichtsparte. Rund 2,14 Milliarden Euro wurden hier umgesetzt, etwa 4 Prozent mehr als im Vorjahresquartal.

Die Wermutstropfen offenbaren sich aber bei genauerem Hinsehen: Die hohen Investitions- und Akquisitionsausgaben für die Umstellung auf LED- und OLED-Technologie und eine teils schwächelnde Nachfrage drückten den Gewinn; gleichzeitig musste Philips einen harten Sparkurs fahren, der allein in dieser Sparte innerhalb eines Jahres rund 2400 Arbeitsplätze kostete.

LED-Erfolg schlägt noch nicht durch

Zwar stiegen die Umsätze für Beleuchtung auf LED-Basis im Jahresvergleich um über 50 Prozent und machen nun 24 Prozent des gesamten Philips-Lichtgeschäfts aus (Anfang des Jahres waren es nur 18 Prozent). Das konnte aber den Umsatzrückgang in Teilen des globalen Marktes nicht ausgleichen. Bei privaten Verbrauchern sowie in Nordamerika und Europa verzeichnete die Lichtsparte jeweils ein Minus im „niedrigen einstelligen Prozentbereich“.

Eigentlich hätte ich als „LED-Fan“ erwartet, dass die höheren Preise von LED-Lampen und -Leuchten gegenüber herkömmlicher Beleuchtung auch für höhere Umsätze sorgen – offenbar mangelt es aber noch an den entsprechenden Absatzmengen.

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Erfolge in den Wachstumsmärkten

Helle Freude gibt es bei Philips dagegen über die Umsätze in den Wachstumsmärkten China, Russland, Indien und Brasilien (durchschnittlich +11%), bei der 1999 als „Joint Venture“ gestarteten und seit dem Jahreswechsel 2006/2007 100prozentigen US-Tochterfirma „Lumileds“ und im Automobilausrüster-Bereich (jeweils zweistellige Zuwachsraten). Das Geschäft mit professionellen Beleuchtungslösungen blieb global immerhin etwa auf Vorjahresniveau. Gesonderte Zahlen für LED-basierte Leuchten wurden hier nicht veröffentlicht.

Der begonnene Sparkurs soll laut Vorstandschef Frans van Houten fortgesetzt werden, um die Umsatzrendite der Sparte zu verbessern. Immerhin erwartet Philips allein bis zum Jahresende noch weitere Kosten für Restrukturierung und Unternehmenszukäufe in Höhe von rund 145 Millionen Euro.

Siemens knipst Sonnenenergie aus

Mit solchen Sparprogrammen kennt sich auch der deutsche Technologiekonzern Siemens aus. Schrittweise arbeitet er daran, sich von unerwünschten, teuren oder unrentablen Bereichen außerhalb des Kerngeschäfts zu trennen.

Im nächsten Jahr soll die Licht-Tochter Osram auf eigene Füße gestellt werden, schnellstmöglich will sich Siemens jetzt aber auch vom zugekauften israelischen Solarthermie-Spezialisten „Solel“ trennen und seine eigene kleine Photovoltaik-Sparte los werden. Zu verlustreich ist das ehemals erfolgsversprechende Geschäft mit der Sonnenenergie geworden. 680 Mitarbeiter sollen weltweit von den Verkaufsplänen betroffen sein.

„Osram Licht AG“ und „Osram GmbH“

Noch mehr Stellen will Osram bis 2014 abbauen: Rund 1000 dürften verloren gehen, wenn es dann wie geplant eine neue börsennotierte „Osram Licht AG“ als Dachgesellschaft und die von Siemens abgespaltete „Osram GmbH“ gibt. Etwa 20 Prozent der Anteile will Siemens am „Spin-Off“ halten; schließlich ist die Licht-Tochter – mit ca. 5 Milliarden Umsatz und 400 Millionen Euro Betriebsgewinn 2011 – durchaus profitabel und wird durch ihre immer dominantere LED- und OLED-Sparte mutmaßlich noch erfolgreicher.

Auf diesem Weg muss allerdings weiter kräftig investiert und der rasante Technologiewandel im Beleuchtungsmarkt gemeistert werden. Dazu gehört für Osram genau so wie für Philips und andere Anbieter, noch mehr private Konsumenten in Europa zu LED-Käufern zu machen – mit genügend Werbung und ausgereiften, hochwertigen Produkten zu akzeptablen Preisen.

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