„3M“: Neuartige LED-„Birne“ aus New Ulm

Der vor allem für seine „Post-it“-Zettel und „Scotch“-Klebefolien bekannte US-Technologiekonzern „3M“ stellt jetzt auch LED-„Retrofit“-Lampen her. Gleich das erste rundstrahlende Modell bietet neue Ansätze zur Unterbringung der Elektronik, der Kühlung und der Erzeugung eines homogenen, Glühlampen-ähnlichen Lichteindrucks. Die Lampe soll bereits im September für 25 US-Dollar (ca. 20 Euro) auf den US-Markt kommen.
3M-LED-Lampe
Die erste LED-Lampe von „3M“: Das Foto links lässt noch keine großartigen Innovationen erahnen, erst das Schnittbild verrät den neuartigen Aufbau des Lampenkopfs – mit neun bzw. zehn LED-Modulen, die im unteren Bereich kreisförmig in der Hülle rund um die Vorschaltelektronik angeordnet sind und hauptsächlich nach oben strahlen. (Fotos: 3M-PR)

LED-Module geben bekanntlich einen mehr oder weniger gerichteten, ziemlich exakt definierten Lichtkegel ab. Das ist einerseits wundervoll für die Entwicklung von LED-Spots und -Strahlern, andererseits nicht so schön für den Entwurf von rundstrahlenden LED-Lampen zum Ersatz der herkömmlichen „Glühbirnen“ und „Kerzen“. Hier muss versucht werden, mit mehreren LEDs einen gleichmäßigen Lichteindruck und eine Abstrahlkeule zu erzielen, die einem 360-Grad-Vollkreis nahe kommt. Dabei sollte der Betrachter im Idealfall keine einzelnen Lichtquellen innerhalb des Lampenkopfs sehen.

Jeder Hersteller hat da seine eigenen Rezepte. Manche platzieren alle LED-Module im unteren Teil der Lampe zusammen an einem Fleck und sorgen mit diversen optischen Tricks für eine breite Lichtstreuung, andere verteilen die Module gleichmäßig seitlich im Lampenkopf und streuen das Licht mit außen aufgesetzten gelben Phosphor-Gehäuseschalen oder einem sehr mattem Glaskolben, der keine Durchsicht erlaubt.

Lichtführung innerhalb der Doppelhülle

Der US-Technologiegigant „3M“ aus St. Paul (Minnesota) geht bei seinen ersten LED-Lampen einen anderen Weg. Je nach Version leuchten dort neun („kalt-weiße“ mit einer Farbtemperatur von 5000 Kelvin) oder zehn („warm-weiße“ mit 3000 K) LED-Module – kreisförmig am unteren Ende der doppelwandigen Hülle angeordnet. Das hier erzeugte und nach oben abgestrahlte Licht wird mit Hilfe von verschiedenen Spezialmaterialien aus dem vorhandenen, reichhaltigen „3M“-Sortiment innerhalb der Hülle des Lampenkopfs geführt.

Zum Einsatz kommen dabei unter anderem optisch klare Klebefolien, Spiegelreflektoren und eine innen weiß lackierte Hülle, die das Licht gleichmäßig nach außen leitet. „Total Internal Reflection“ (TIR) nennt sich die Technologie, hinter der über zwei Jahre Entwicklungszeit stehen.

Der innere und sehr geräumige Teil des Lampenkopfs, in den kein Licht fällt, beherbergt bis zur Spitze die gesamte Vorschaltelektronik. Bei vielen Konkurrenzprodukten sind diese Bauteile dicht gedrängt im unteren Bereich bis in den Sockel hinein zu finden. Auch bei der Kühlung konnte „3M“ deshalb einen eher ungewöhnlichen Weg einschlagen: Direkt über dem Sockel unten sind Eintrittsschlitze, die Luft strömt wegen des „Kamineffekts“ durch die Doppelhülle, kühlt dabei sowohl LED-Module als auch die Elektronik im Innern und verlässt die Lampe durch die Austrittsschlitze im oberen Teil des Kopfs.

Genaue Daten fehlen noch

Die erste „3M“-Lampe (hier ein Präsentationsvideo) soll herkömmliche 60-Watt-Glühlampen ersetzen, hat also mutmaßlich rund 800 Lumen Lichtstrom, und wird in New Ulm produziert – einer Kleinstadt nahe der „Twin Cities“, die im 19. Jahrhundert von ausgewanderten Deutschen gegründet worden war. Daten zu Leistungsaufnahme (Watt) und Farbwiedergabeindex (CRI) liegen mir nicht vor; die Lebensdauer wird mit mindestens 25 Jahren (bei durchschnittlich drei Brennstunden täglich) angegeben.

Der erste größere Vertriebskanal soll die US-Supermarktkette „Walmart“ werden. Ob und wann das neue Konzept auch in Europa zu testen sein wird, hat „3M“ nicht mitgeteilt – meine entsprechende Anfrage blieb bisher unbeantwortet. Der Weg von New Ulm (USA) etwa nach Ulm (Baden-Württemberg) kann für eine LED-Lampe durchaus noch ziemlich weit sein.

7 Gedanken zu „„3M“: Neuartige LED-„Birne“ aus New Ulm

  1. New Ulm gibt’s also wirklich. Und ich hatte das für einen Messerschen Scherz über ein Produkt aus Bayerisch-Schwaben gehalten.

  2. Auch in Deutschland gibt es ein Neu-Ulm. Grenzt direkt östlich an Ulm an. Sagt jedenfalls Google Maps. 😉

  3. @Rolf: Ja natürlich, aber das „New Ulm“ in den USA ist damals nicht nach „Neu-Ulm“ in Bayern, sondern nach „Ulm“ in Baden-Württemberg benannt worden (siehe die Verlinkung im Beitrag).

  4. Na auf diese neue Glühbirne warte ich ganz gespannt! Klingt jedenfalls sehr vielversprechend und eine gute Technologie…

  5. So so, der kühlende Luftstrom wird bei diesem Modell also durch das Innere des lichtabgebenden Lampenteils an den LED-Modulen vorbeigeführt.
    Da jede normale Luft immer Partikel mit sich führt, fürchte ich, dass es in weit weniger als 25 Jahren zu einer Staubansammlung und Verschmutzung des Lampeninnern kommt und die Lichtabgabe dadurch stark beeinträchtigt wird.
    Ob dieses Problem in den zwei Jahren Entwicklungszeit vielleicht übersehen wurde?
    Ich habe diesen Lampentyp aber auch bisher noch bei keinem Händler gesehen und die Meldung ist ja bereits über zwei Jahre alt…

  6. Was mir grade dazu auch noch einfiel: Im Sommer sind die schlitzförmigen Öffnungen in der leuchtenden Oberfläche bestimmt eine prima Insektenfalle 😉

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