Halogen- contra LED-Strahler: Vorsicht bei Vergleichen!

Steinel XLed Home 1
Der LED-Außenstrahler „XLed Home 1“ von Steinel – schon mehrfach Thema in diesem Blog. (Foto: Steinel-PR)

Kann ein rund 15 Watt starker LED-Außenstrahler mit knapp 800 Lumen Lichtstrom tatsächlich einen 150-Watt-Halogenstrahler (rund 2400 Lumen) ersetzen?

Diese abwegig anmutende Frage habe ich im Fall des Steinel „XLed Home 1“ bisher in diesem Blog stets mit einem klaren „Nein!“ beantwortet, wann immer diese LED-„Sensorleuchte“ bei den Baumarktketten toom und OBI oder beim Elektronikversender ELV unter dieser Vergleichsmaßgabe und entsprechend behaupteten „90 % Energieersparnis“ angeboten wurde. Eine entsprechende Nachfrage bei ELV blieb zwei Monate lang unbeantwortet, wurde unterdessen aber von dort offenbar an den Hersteller weitergeleitet. Gestern bekam ich nämlich eine Mail direkt von der Steinel-Vertriebsleitung:

Bezug nehmend auf Ihren Artikel im Fastvoice-Blog … möchten wir gern reagieren und Ihnen die folgende Argumentation zur Verfügung stellen (See attached file: Argumentationsleitfaden XLED Home 1 vs 150W Halogen.doc). Bei eventuellen Klärungsbedarf steht Ihnen unser Produktmanagement selbstverständlich gern zur Verfügung.

Dieser „Argumentationsleitfaden“ (hier 1:1 umgesetzt als pdf-Datei) umfasst auf einer knappen DIN-A4-Seite stichwortartig die Punkte, die laut Steinel-Vertrieb dafür sprechen, dass der 14,8-Watt-LED-Strahler eine 150-Watt-Halogenleuchte ersetzen könnte. Ich versuche hier mal, die wesentlichen Argumentationslinien auszuformulieren.

Die Lumen-Messmethode

Beim Vergleich mit Halogenstrahlern müsse, so Steinel, berücksichtigt werden, dass LED-Leuchten eine andere Richtcharakteristik hätten. Sie strahlten direkt nach vorne, benötigten keinen Reflektor wie die rund strahlenden Halogenröhren und hätten somit weniger Verluste. Beim Vergleich des Lichtstroms müsse man auf die richtige Art der Messung achten, da drei Wege zur Ermittlung des Lumenwertes möglich seien:

  • Der theoretisch maximale Lichtstrom der LEDs ohne Berücksichtigung irgendwelcher Verluste
  • Der Lichtstrom der LEDs im eingebauten Zustand ohne Haube – also ohne Berücksichtigung der Verluste durch die Abdeckung, aber mit Einbeziehung der Verluste durch Netzteil und Gehäuse
  • Der Lichtstrom des Gesamtsystems inklusive Haube und damit des tatsächlichen Lumenwertes, der für den Kunden relevant sei

Steinel gebe immer nur den beim letzten Punkt ermittelten Wert an (bei der „XLed Home 1“ sind das laut Steinel 779 Lumen, laut ELV [siehe Prospektausschnitt unten] nur 720); deshalb dürften zum Vergleich herangezogene herkömmliche Leuchtmittel ebenfalls nur im eingebauten Zustand mit allen Verlusten bewertet werden und nicht mit dem in vielen Vergleichstabellen genannten maximalen oder optimalen Lichtstrom. Soweit finde ich die Argumentation absolut okay.

Ein „Gefühl für Halogen“

Aber sonst klingt der „Argumentationsleitfaden“ etwas abenteuerlich: Unabhängig von Angaben wie Lumen, Candela oder Lux, mit denen „Endkonsumenten nichts anfangen“ könnten, müsse ein Anhaltspunkt für den Nutzen des Produkts gegeben werden. Ein „Gefühl für 150/500W Halogen“ sei bei den Kunden vorhanden; das Feedback (etwa die Bewertungen bei Amazon) zeige Zufriedenheit mit dem Strahler und dass der „Nutzen im Vergleich zu 150W Halogen erfüllt, teilweise übererfüllt“ werde.

Steinel empfiehlt den Vertriebspartnern dennoch, statt „entspricht 150W Halogen“ (so hat’s zum Beispiel OBI beschrieben) besser die Formulierung ersetzt 150W Halogen“ zu verwenden. Kurioserweise hat ELV genau den entgegengesetzten Weg eingeschlagen. Im Sommerkatalog 2/12 stand noch ersetzt 150-W-Halogenstrahler“, im jüngst versandten Werbeprospekt (Mai/Juni 2012, Ausschnitt) lesen Sie das hier:

ELV-XLED

Die Diskussion über die Sinnhaftigkeit dieser Einschätzung wäre schnell beendet, wenn die Steinel-Leuchte eine LED-„Birne“ oder -„Kerze“ mit „ungebündeltem Licht“ wäre und kein Strahler mit rund 120 Grad Leuchtwinkel. Dann müsste nämlich laut EU-Verordnung 244/2009 der geforderte Lichtstrom der LED-Leuchte etwa 14 % über dem einer entsprechenden Glühlampe liegen und eine Gleichsetzung von 779 Lumen mit einem 150W-Halogenstab (rund 2400 Lumen) wäre schlicht abwegig und verboten. Für Strahler mit Richtwirkung gibt es aber keine solche Vorgaben in der Verordnung – prinzipiell kann hier also jeder Hersteller behaupten, was er will.

Wie ahnungslos ist die Kundschaft?

Inzwischen sollte sich aber zumindest bei einem Teil der Leuchtmittelkäufer herumgesprochen haben, dass man LED-Lampen und -Leuchten nicht – wie früher die „Glühbirnen“ – nach der Wattzahl kauft, sondern, entsprechend dem vorgesehenen Einsatzort, vor allem nach Helligkeit, Farbtemperatur, Abstrahlwinkel (Lichtbündelung) und Farbtreue. Die Steinel-Vermutung, dass Konsumenten nichts mit dem Lumen-Wert anfangen könnten, ist nicht nur eine Geringschätzung der Kundschaft, sondern konterkariert auch die gesetzliche Vorgabe, dass auf „Energiespar“-Leuchtmittel-Verpackungen seit September 2010 immer und zwingend der Lichtstrom in Lumen angegeben werden muss.

Ich kenne einen österreichischen LED-Lampenhersteller, auf dessen Schachteln der Lumenwert größer als alle anderen Angaben gedruckt wird – die Wattzahl ist dagegen mindestens viermal kleiner. Glauben Sie, der macht das aus Jux und Dollerei? Nein, der hält seine Kunden nicht für blöd.

Zwei zusätzliche Argumente

Dass der Steinel „XLed Home 1“ tatsächlich in vielen Fällen einen 150-Watt-Halogenstrahler ersetzen kann, halte ich übrigens durchaus für möglich – wegen zweier Argumente, die Steinel selbst gar nicht anführt: Die kalt-weiße, tageslichtähnliche Farbtemperatur der 170 Einzel-LEDs von 6700 Kelvin erscheint im Vergleich zu einer „warm-weißen“ Halogenlampe mit rund 3000 Kelvin gleißend hell – selbst bei schwächerem Lumenwert. An vielen Hof- und Garageneinfahrten, Treppenaufgängen und Haustüren, wo 150W-Halogen-Außenstrahler montiert sind, bräuchte es eigentlich nicht diese enorme Helligkeit; die Hälfte täte es auch – oder eben der erheblich energieeffizientere „XLed Home 1“.

Und wenn’s dann doch ein bißchen mehr sein darf, kann ich Ihnen meinen speziellen und sehr günstigen LED-Außenstrahler-Geheimtipp ans Herz legen oder für ein paar Euro mehr ein neues Modell von Steinel. Zur Messe „light & building“ haben die Ostwestfalen nämlich im April das hier vorgestellt – mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 159 Euro in schwarz oder weiß und 169 Euro in silber:

Steinel XLed Home 3
Produziert mit 18 Watt 1426 Lumen: Der brandneue LED-Außenstrahler „XLED Home 3“ von Steinel – soll ab Juni in „gut sortierten Baumärkten“ erhältlich sein. (Foto: Steinel-PR)

Wenn ich richtig gezählt habe, sind es beim „XLED Home 3“ jetzt 330 (statt 170) Einzel-LEDs mit einer Effizienz von knapp über 80 Lumen pro Watt. Die rund 1400 Lumen sind rechnerisch in der Leistungsklasse einer 100W-Hochvolt-Halogenlampe, laut Steinel-Pressemitteilung sollen sie aber der „Lichtstärke eines 300-Watt-Halogenleuchtmittels“ entsprechen. Die Argumentationsgrundlage für diesen Vergleich kennen Sie ja inzwischen.

Mehr zum Thema:

Blog-Leserfrage (21): Warum sind LED-„Birnen“ effizienter als LED-Spots?

LED-Helligkeit: Lumen sagen nur die halbe Wahrheit

„Downlights“: Wie viel Licht bleibt in der Leuchte?

9 Gedanken zu „Halogen- contra LED-Strahler: Vorsicht bei Vergleichen!

  1. Hallo,
    ich habe mich schon lange mit den Leistungs-LED’s beschäftigt. Ich kann bestätigen, dass mein Umfeld mit der Lumen-Angabe nichts anfangen kann. Ich selber habe in meinem Wohnbereich mehrere Lampen mit COB-Modulen umgebaut. Hier meine Erfahrungen:
    Lampe mit 2 x 18W Leuchtoffröhre – ersetzt durch 2 x 8 Watt COB-Module Warmton mit 12 Volt-Trafo (gemessene Leistung ca. 12 Watt, da Spannung zu niedrig [12,8V]. Der Raum ist ungefähr 1,5 x heller als vorher.
    Größerer Raum, 2 Lampen a` 3 x 20W Halogen-Birnchen:
    Neue Lampen gebaut mit je 2 x COB-Modulen a` 8 Watt und 12 Volt-Trafo [siehe oben], gleicher Effekt.
    Nächster Raum:
    30W Leuchtstoff, ersetzt durch 3 x 8W COB 6000 Grad. Wesendlich heller, da Büro bessere Lesbarkeit des Kleingedruckten. Verbrauch ca. 20W. Leistungsangaben COB-Module: 12,8V/ 0,6 A. 600 Lumen bei 13V. Verwendetes Netzteil: 12V. Helligkeit wird dadurch geringer. COB-Module habe ich bei Pollin bestellt und sind nach meinen Untersuchungen bis jetzt die Besten.
    Gruß
    Walter Kuhl

  2. Lesetipp:
    EG Verordnung 244/09 (EG = Europäische Gemeinschaft, Verordnung für Haushaltslampen mit ungebündeltem Licht). Auf Seite 10 in diesem PDF (14 Seiten deutsch) gibt es eine Tabelle (Tabelle 6), die zeigt, dass Led-Leuchtmittel genau 2452 Lumen abgeben müssen, um mit einer 150 Watt Glühlampe verglichen werden zu können. Wer etwas anderes behauptet, hat definitiv den Knall nicht gehört.

    mfg Achim H

    (ich schreibe im Forum von Lumitronix unter dem gleichen Namen)

  3. Da stöhnt der laie………………….
    Als gleitschirmflieger muss ich (und meine mitflatterer) leider immer wieder feststellen, dass bei heller ( und womöglich noch tief stehender) sonne die vorschriftsmäßige gelbe rundum-blinkfunzel der schleppwinde am startplatz nicht zu sehen ist. (Entfernung bis zu 1500 m).
    Ich suche nach einem superhellen led-blitzer (auch marke eigenbau!), versorgungsspannung 12 V ( KFZ-Lima) und abstrahlwinkel ca. 15 °, lichtfarbe kaltweiß. Der markt ist voll damit. Profiware (z.B. hella, min. 400 €) kann sich der klamme verein nicht leisten. Billigprodukte sind immer nur „sehr hell“ – was das heißt, weiß niemand.
    Kann man die geforderte sichtbarkeit durch eine physikalische größe definieren und wenn ja, welche? Wie „groß“ muss der wert min. sein? Kann mir jemand eine produktempfehlung geben?
    herzlichen dank für die hilfe!
    helmut
    PS: Xenonblitzer kommt wohl wegen möglicher störung unseren funkverkehrs nicht in frage. Leider.

    • Fuer so was kommen „normale“ LED-Lampen oder -Leuchten eigentlich nicht in Frage, weil durch die Blitzerei die uebliche Schaltfestigkeit von 50.000 bis 100.000 Zyklen ruckzuck verbraucht waere. Da muesste wohl eine guenstige 12-Volt-Eigenbau-Loesung mit Blinkgenerator, LED-Modul und Linse her, wenn Profikram zu teuer ist. Duerfte inklusive Gehaeuse kaum mehr als 25 Euro Material kosten.

      Da ich mich aber vor allem mit LED-Beleuchtung und nicht mit Signalanlagen befasse, bin ich im Detail leider ueberfragt und gebe das an (hoffentlich besser informierte) Leser weiter.

    • Die erforderlichen Helligkeiten bieten z.Zt. nur die Module CXA3590 der Fa. CREE aus der XLamp-Familie (bis zu 12000 lm), sind aber recht teuer (ca. 50 € pro Modul).
      Wg. der starken Richtwirkung (ca. 110°) sind für eine Rundum-Beleuchtung etwa 5 – 6 Module vonnöten (nur etwas für fortgeschrittene Selbstbauspezialisten – weil Vf = ca. 77 V bei ca. 1200 mA pro Modul).

  4. Irgendwie fehlt mir komplett die Diskussion zum Thema Lichtbündelung. Wo LEDs bauartbedingt mit einem Öffnungswinkel von 120° die Lichtausbeute verteilen, verteilen viele Reflektoren von Halogenlampen den Lichtstrom recht willkürlich.

    Man müsste zusätzlich zum Lichtstrom noch die Candela für einen Quadratmeter in einem definierten Abstand (2 oder 5 Meter wären vernünftig) im Zentrum der Ausleuchtfläche angeben. Daraus könnte man die Effizienz der Lichtführung/-reflektion ableiten und etwas über die real zu erwartende Lichtleistung aussagen.

  5. Einen direkten Vergleich könnte man machen, wenn man beide Leuchten mit einem Luxmeter vermisst. Man beleuchtet eine Fläche und misst an mehreren Punkten in einem bestimmten Abstand. Außerdem vergleicht man die beleuchtete Fläche. Eine einfache Lumen Angabe bringt nichts.

    Mal davon abgesehen: 80 Lumen pro Watt ist lächerlich. Schon vor mehreren Jahren gab es LEDs mit deutlich über 100 lm/W, von einem Markenhersteller gibt es inzwischen sogar eine mit 170 lm/W mit einem CRI von 83RA und 5000K.

    Ich habe mich auch viel mit Beleuchtung befasst und hab da mal Leuchtstoffröhren mit LEDs verglichen und hab dabei auch speziell mal die Richtwirkung betrachtet. Es ist halt schon ein Unterschied ob eine Lampe zB 1000 Lumen in einem 360° Winkel abgibt oder nur in 120°. Reflektoren verbessern das natürlich, aber eben auch nur bedingt.

    Kurz gesagt, ich habe die Erfahrung gemacht, dass LEDs trotz deutlich geringerer Angaben bei Lumen trotzdem mehr Licht produziert haben

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