10 LED-Geheimnisse, die Sie noch nicht kannten

Gut, „LED-Geheimnisse“ mag jetzt etwas übertrieben sein, weil Sie vielleicht doch das Eine oder Andere bereits wissen. Aber diese langweiligen und sattsam bekannten Argumente für LED-Beleuchtung wie „spart ’ne Menge Strom“, „hält ewig“ oder „kein Quecksilber drin“ legen wir jetzt mal auf die Seite und holen ein paar „Fun Facts“ ‚raus, die zwar auch irgendwie für LEDs sprechen, über die jedoch kaum jemand redet:

  • Textilien, Dokumente, Fotos, Tapeten und Wandbehänge bleichen unter LED-Licht viel langsamer aus als zum Beispiel unter Glühlampen oder bei Tageslicht. Der Grund: LEDs geben weder Infrarot- noch Ultraviolett-Strahlung ab. Bei der Renovierung eines seit dem 18. Jahrhundert bestehenden Hotels im belgischen Gent wurde deshalb konsequent auf LED-Beleuchtung umgerüstet, um das historische Interieur zu schonen. Leider sind die Tapeten in einigen Zimmern dieses Hotels derart gewöhnungsbedürftig, dass man sich eher ein vorzeitiges Ausbleichen wünschen würde. Schauen Sie mal:

Hotelzimmer-Tapete
Eines der LED-beleuchteten Zimmer im „Sandton Grand Hotel Reylof“ in Gent. (Foto: PR)

  • Ältere Passivhäuser, deren Wärmehaushalt ursprünglich (meist vor 2005) mit dem Einsatz von Glühlampen berechnet wurde, haben eventuell ein Problem mit der Umrüstung auf LED-Beleuchtung. Im Winter fällt nämlich ein Teil der geplanten internen Wärmeerzeugung weg und es muss zugeheizt werden. Da aber das Heizen mit Strom (egal, ob mit Radiatoren, Heizlüftern, Nachtspeicherheizungen oder Glühlampen) rund doppelt so teuer ist wie mit Gas oder Öl, steht unter’m Strich dann doch ein Plus. Und außerdem könnte man ja eine großzügig bemessene Erdwärme- oder Sonnenkollektoren-Anlage einbauen, um das Defizit auszugleichen.
  • LED-Beleuchtung ist ein Segen bei Gedächtnisschwäche und Demenz. Ich habe leider vergessen, warum, aber hier steht’s vermutlich.
  • LED-Lampen (jedenfalls die hochwertigen) behalten ihre Lichtfarbe und Helligkeit unter fast allen Umständen. Während Glühlampen mit zunehmendem Alter merklich dunkler werden und „wärmeres“ Licht abstrahlen, schaffen anständige LEDs mindestens 25.000 Brennstunden, bis sie 30% ihrer Anfangshelligkeit verloren haben. An der Farbtemperatur ändert das Alter der Leuchtdiode in der Regel nichts. Diese Farb- und Helligkeitsstabilität behält LED-Beleuchtung wegen ihres geringen Stromverbrauchs und mit anständiger Vorschaltelektronik auch bei Spannungsschwankungen im Stromnetz, die bei Glühlampen zum merklichen Flackern führen würden. Selbst starke Vibrationen und Erschütterungen, wie sie zum Beispiel in Autos üblich sind, beeinträchtigen weder Leistung noch Lebensdauer von hochwertigen LED-Lampen.

LEDON-Außenleuchte
Kein „Insekten-Magnet“: Eine unserer Außenleuchten mit dimmbarer 6-Watt-LEDON-„Globe“-Lampe. (Foto: W. Messer)

  • LED-Außenleuchten locken weniger Insekten an. Sie kennen das wahrscheinlich von früher, dass sich in lauen Sommernächten schier undurchdringliche Schwärme von Mücken und Motten um die Hochdruck-Quecksilberdampflampen am Straßenrand scharten, wild gegen die Leuchten knallten und so ihr Leben vorzeitig beendeten. LED-Leuchtmittel sind erheblich insektenfreundlicher, weil sie kaum Wellenlängen haben, die Insektenaugen besonders anziehend finden (etwa der Ultraviolettbereich unter 380 Nanometer, den gibt’s bei LEDs gar nicht). Außerdem produzieren LED-Lampen durch ihre klar begrenzten Abstrahlwinkel weniger Streulicht, das weitere Insekten zum Besuch einladen könnte. Und was für Straßenleuchten zutrifft, das gilt natürlich auch für Ihre Garten- und Balkonbeleuchtung zuhause.
  • LEDs leuchten auch noch, wenn der Strom ausfällt. Okay, das ist jetzt stark übertrieben, aber zumindest zuhause mit handelsüblichen Lichtschaltern für eine sehr kurze Zeit zu beobachten. Da LED-Leuchten nur eine sehr geringe Leistungsaufnahme haben, genügt Ihnen manchmal nach dem Ausschalten der kleine Reststrom in den Leitungen für ein „Nachleuchten“ oder Blitzen (Update: Mehr zum Thema „blitzende LED-Lampen nach dem Ausschalten“ lesen Sie auch hier und dort). Umgekehrt können Sie bei dimmbaren LED-Lampen und mit einem kombinierten Drehdimmer/Drückschalter eventuell beobachten, dass die Lampen nach dem erneuten Einschalten kurz mit voller Helligkeit leuchten, bevor Sie wieder auf die vorher eingestellte Dimmerstufe abgedunkelt werden. Es geht aber noch besser:
  • Forscher am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA haben eine Leuchtdiode entwickelt, die es auf über 200 Prozent elektrische Effizienz bringt. Das heißt, dass diese LED mehr als doppelt so hell leuchten kann, als es mit der gegebenen Energieversorgung im besten Fall eigentlich möglich wäre. Bei 30 Pico(Billionstel)-Watt Stromzufuhr haut dieses kleine Ding 69 Picowatt ‚raus. Damit wurde nun allerdings nicht das „Perpetuum mobile“ erfunden. Stattdessen kühlt die Wunder-LED nach dem Überschreiten der 100%-Effizienzmarke deutlich ab, holt sich zusätzliche Energie aus der Umgebungswärme und wandelt sie in Photonen um. Theoretisch könnte man diese Mini-Diode also auch als leuchtendes Kühlelement einsetzen.
  • Angebliche Vollspektrum-Tageslicht-LED-Lampen (die technisch wegen der bei LEDs fehlenden UV- und Infrarot-Anteile eigentlich nicht möglich sind) können eine „saisonal bedingte Depression“ (sinnigerweise „sad“ abgekürzt) heilen. Glauben zumindest die Hersteller. Wenn Sie für einen saftigen zweistelligen Betrag so eine Lampe kaufen, dann glauben Sie das sicher auch. Allerdings werden Sie bald feststellen, dass die Beleuchtungsstärke einer einzigen Lampe viel zu wenig Lux für eine therapeutische Wirkung liefert. Sie bräuchten wohl eher zehn. Die dafür fälligen Ausgaben werden Sie ganz sicher in eine Depression treiben.

Mehr zum Thema:

Die zehn zähsten Märchen und Mythen über Lampen und Leuchten

Blog-Leserfrage (16): Schummeln LED-Hersteller bei den Watt-Zahlen?

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„Geplante Obsoleszenz“: Auch ein Thema bei LED-Lampen?

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31 Gedanken zu „10 LED-Geheimnisse, die Sie noch nicht kannten

  1. Hallo Herr Messer,
    super Idee diese Zusammenstellung bezüglich der Wirkung von LED-Beleuchtung abseits der allseits bekannten Schlagworte, die man täglich im Kontext mit LEDs hört.
    Allerdings, für mich sind die Vorteile nicht neu, die ich z.T. auch auf meiner LED-Seite erwähne. Eines jedoch ist neu für mich und zwar das Thema bezüglich des Berichtes über Forscher am Massachusetts Institute of Technology und deren Entwicklung einer LED mit einer Effizienz von größer als 100% (was eigentlich unmöglich ist aber bei näheren „Hinsehen“ erklärlich ist). Bisher jedoch nur im pico Watt Bereich realisiert … die LED als Beleuchtung wurde auch vor noch nicht so langer Zeit belächelt … schaun wir mal.
    Im Übrigen finde ich Ihre Blogs sehr gelungen und interessant. Auch Ihre Art die Dinge zu benennen – manchmal mit einer gewissen Portion Augenzwinkern und etwas Ironie aber dennoch mit fachlichem Hintergrund ist bemerkenswert und macht Spaß!
    Gruß, Ronald Wiggert

  2. Danke für die Komplimente! Es freut mich, dass ich offenbar hin und wieder auch was Neues für die LED-Experten finde. Prinzipiell versuche ich aber eher, die interessierten „Laien“ anzusprechen.

  3. @ Wolfgang:
    Da ich bei zwei relativ schwachen, nicht dimmbaren E27 LED Tropfenlampen (Philips, Paulmann) während des Betriebes ein leichtes Surren hörte, fragte ich mich, ob bei stärkerer Verbreitung der LEDs dann nicht plötzlich die ‚Elektrosmog-Fanatiker‘ aufschreien werden.

    Grundsätzlich scheint zumindest bei guten LEDs wie der Philips MasterLED 12W die Elektronik schon aus wärmetechnischen Gründen recht gut gekapselt zu sein.

    Und das Ganze war und ist natürlich auch bei Energiesparlampen nicht anders.

    Wurden beim Test von Stiftung Warentest (wo die MasterLED 12W und eine Osram erste waren) auch Strahlungswerte bzw. elektromagnetische Felder gemessen, oder hat man sich da auf die Lichtleistung beschränkt?

    Gruß Johannes

  4. @Johannes: Ein hörbares Surren hat in der Regel nichts mit unhörbarem Elektrosmog zu tun. Meines Wissens wurden bei den bisherigen Warentest-Untersuchungen nur Raumluftbelastungen gemessen, aber keine Strahlungswerte oder elektromagnetische Felder.

  5. @Johannes:
    Elektromagnetische Strahlung wurde im LED-Test von Ökotest gemessen. Laut deren Ergebnissen ist sie höher als bei einem Monitor, aber eine LED-Lampe ist meistens weiter weg als ein TFT.

    Die einzigen LED-Lampen, welche bei mir bisher hörbar waren, das sind die Megaman-Modelle. Sowohl die E14-Kerzenlampen als auch der 15W-Spot surren.
    Alle anderen meiner LED-Lampen sind lautlos, auch die von Philips. Ausnahme sind die 7W/10W GU5.3 Spots mit integriertem Lüfter.

  6. Lebensdauer & Alterung:
    auch Hochwertige LED Lampen verlieren ihre Helligkeit und ändern die Farbtemperatur,nur nicht so Früh wie der Müll aus Fernost. Leuchtdioden werden nach und nach schwächer, fallen aber in der Regel nicht plötzlich aus. Die Lebensdauer hängt vom jeweiligen Halbleitermaterial und den Betriebsbedingungen (Wärme, Strom) ab. Die Alterung der LEDs ist in erster Linie auf die Vergrößerung der Fehlstellen im Kristall durch thermische Einflüsse zurückzuführen. Diese Bereiche nehmen nicht mehr an der Lichterzeugung teil. die Veränderung der Farbtemparatur bei weißen LEDs geht auf die Alterung des Phosphors zurück, bei ältern Typen auch noch auf Trübung der optischen Kunststoffe.
    Tatsächlich „brennen“ LEDs nicht einfach durch so wie Glühlampen. Aber eine Lebensdauer von 100.000h anzugeben kennzeichnet die unseriösen Hersteller. Leuchten tut da bestimmt noch etwas, aber bei vielleicht 10% der urrpünglichen Helligkeit ist das Ding nur noch Elektroschrott

    • Hallo Schmitzmich,

      hier ein Zusatz von wegen unseriöse Angabe bei 100.000h: es gibt durchaus Hersteller, z.B. der Weltmarktführer im Industrie LED-Licht aus UK/USA seit 42 ausschliesslich im LED-Segment, die geben 10 Jahre Full Performance und 100.000h auf fast alle Leuchten. Opel, Pirelli, Chemieindustrie weltweit nutzen solche Leuchten.

  7. @Schmitzmich: Klar verlieren die Helligkeit – das steht ja auch so im Beitrag. Bei den von mir bisher teils über Jahre beobachteten Lampen/Leuchten konnte ich allerdings noch keine nennenswerte Änderung der Farbtemperatur feststellen. Liegt wohl daran, dass das noch unmerklicher/gradueller vonstatten geht als das Nachlassen des Lichtstroms.

    Lebensdauer-/Leuchtstunden-Angaben werden bei uns in der Regel nach der L70B50-Norm gemacht, also wenn mindestens 50% der Population noch mindestens 70% des Anfangs-Lichtstroms haben. Alles andere kann man in die Tonne treten.

  8. @Wolfgang: Ich will hier ja auch nicht Klugscheißen, aber wir haben bei LEDs mit vielen 1000 Stunden auch eine Änderunge der Farntemperatur und bei RGBs auch verschiebungen der dominaten Wellenlänge gemessen. dem Auge wird das so nie auffallen, aber bei kallibrierten Viedeoelementen fällt das auf. da ist aber die Helligkeitsänderung noch auffälliger weil das richtig den Target von Weiß versaut.
    Zur Lebensdauer: Wir machen da gar keine Angaben mehr, da wir zu 90% Leuchtmittel verkaufen und nicht beeinflussen können wie der Kunde sie einsetzt, es fragen aber auch nur sehr wenige danach. Wir führen die Wärme effektiv ab und beraten die umfangreich Kunden über das Temperaturproblem. wenn der Kunde dann aber sein Exponat für die Messe damit vollknallt und nicht belüftet ruiniert er die Dinger recht schnell. da kann er uns nicht mehr auf zig Stunden festnageln. würde mich gerne öfter mit dir austauschen. könnte für beide Seiten Lehrreich sein.

  9. Hallo!

    Zunächst mal Kompliment für die Zusammenstellung der vielen nützlichen Informationen. Prima dass es mit diesem blog eine Anlaufstelle im Netz gibt wo sich Interessierte informieren können!

    Ich bin bei der LEDON Lamp für die Lampenentwicklung verantwortlich und kann vielleicht ein paar weitergehende Informationen beisteuern.

    Zur Lebensdauer: Die auf den Verpackungen angegebene Lebensdauer ist keineswegs eine garantierte Lebensdauer. Dies wird oft fälschlicherweise so gesehen. Die Regulierungsvorgaben verlangen, dass die Lebensdauer nach dem Standard ‚L70B50‘ ermittelt wird. Der Teil L70 steht für eine maximal erlaubte Abnahme des Lichtstroms auf 70% des deklarierten Werts. Das ist weitgehend bekannt. Weniger bekannt ist der zweite Teil B50, welcher besagt, dass bis zu 50% der Lampen den Wert 70% unterschreiten oder ganz ausfallen dürfen! Das heisst nur die Hälfte der Lampen müssen im Schnitt die Lebensdauer erreichen! Diese Lebensdauer gilt zudem nur bei der nominalen Umgebungstemperatur von meist 25 Grad. Bei höheren Umgebungstemperaturen sinkt die Lebensdauer.

    Bei LEDON haben wir unabhängig von der Regulierung einen höheren Qualitätsstandard gesetzt. Die Lampen sind so ausgelegt, dass die Lebensdauer gemäß L70B10 erreicht wird. Also maximal 10% der Lampen können im Schnitt die 70% Marke am Ende der 25.000 Std unterschreiten oder ganz ausgefallen sein.

    Zur Farbtemperaturänderung: Die Änderung der Lichtfarbe über die Lebensdauer hängt natürlich sehr stark von der Technologie ab. Am anfälligsten für Farbtemperaturänderungen sind Lichtmodule, die mit einem Mix aus roten und weisskonvertierten blauen LED-Chips arbeiten. Allerdings hält sich die Farbtemperaturänderung eher in überschaubaren Grenzen. Bei Langzeitmessungen z.B. an unserer 10W 600lm Lampe sehen wir bisher nur geringfügige Farbtemperaturverschiebungen im Bereich 50 Kelvin. Der Lichtstrom nimmt typischerweise in den ersten 1000-2000 Std etwas zu, um danach einer asymptotischen Kurve folgend abzufallen. D.h. der Lichtstrom nimmt über die nächsten 10-20 tausend Stunden recht langsam ab, danach beschleunigt sich die Abnahme.

    Viele Grüße

    Thomas Mayer

  10. Beeindruckende Website. Nur auf dieser Seite bin ich an einem Satz hängengeblieben:

    „Da LED-Leuchten nur eine sehr geringe Leistungsaufnahme haben, genügt Ihnen manchmal nach dem Ausschalten der kleine Reststrom in den Leitungen für ein “Nachleuchten”. “

    Räusper. Das Nachleuchten stammt natürlich von der gespeicherten Rest_energie_ in den Netzteilen (L und C) der Lampen. Einen „Reststrom“ gibt es schon gar nicht, da nach dem öffnen des Schalters keiner mehr fliesst.

    • Nicht ganz. Gemeint ist die Restspannung in manchen Hausinstallationen, die beispielsweise durch induktive Koppelung entstehen kann und dafür sorgt, dass auch nach dem Ausschalten einige LED-Lampenmodelle schwach weiterleuchten oder in regelmäßigen Abständen blitzen (wenn sich die Kondensatoren aufgeladen haben und ihren „Saft“ kurz abgeben).

      • Grundsätzlich stimme ich zu, aber jetzt bin ich mal physikalisch korrekt: bei „Reststrom“ biegen sich mir die Lötstellen hoch. Der Stromkreis wurde geöffnet und dann fließt kein Strom mehr (nach dem Abrissfunken im Schalter). Jedenfalls, sofern Maxwell Recht hatte.

        Auch die Vorsilbe „Rest…“ würde ich zusammen mit „Spannung“ hier nicht verwenden. Induktionsspannung ist möglich (wie Sie es beschrieben haben) – ausgegangen bin ich aber vom Satzerl: „LEDs leuchten auch noch, wenn der Strom ausfällt.“ und das klingt ein bisserl nach „Harry Potter“ in dem Zusammenhang.

        • @Dominik Schuierer: Da wir es mit Wechselspannung zu tun haben, kann auch bei geöffnetem Schalter ein geringer Strom fließen. Ein geöffneter Schalter wirkt wie ein Plattenkondensator von sehr geringer Kapazität, d.h. die 50x pro Sekunde wechselnden elektrischen Felder der Phase führen zu geringfügigen Ladungsbewegungen derselben Frequenzjenseits des geöffneten Schalters. Bei 50 Hz Netzfrequenz sind diese Ströme sehr gering, aber u.U. noch stark genug, um manche LED zum (schwachen) Leuchten zu bringen.

          • @Ingo
            Bei grober Schätzung (4m^2 Fläche, 1mm Abstand) komme ich auf etwa 0,03pF – da lasse ich noch eher die Leitung an sich als „langen Kondensator“ gelten (bei Steuerleitungen rechnet man mit so 0,3uF/km). So wird eher ein Schuh draus!
            Das ist dann aber eher „kapazitives Übersprechen“ 😉

  11. Danke für diesen überaus informativen und gut gemachten Blog!
    Habe grade hierhergefunden, weil eine meine erst vor einem Monat im großen Stil gekauften OSRAM-LED heute schon den Geist aufgegeben hat und ich wissen wollte, warum hjetzt schon…
    Zu diesem Artikel möchte ich aber selbst etwas beisteuern:
    Nach der fast flächendeckenden Umrüstung auf OSRAMs ist mir aufgefallen, dass sich meine zwei eingesetzten NIGHTLUX Nachtlichter AUCH DANN automatisch einschalten, wenn ich das Deckenlicht vorher einschalte. Sprich: es sieht so aus, als wenn die Nachtlichter anderes LED-Licht nicht wahrnehmen würden….. Ist da was dran?
    VG Thomas

    • Vermutlich liegt es eher daran, dass die Schaltschwelle sehr hoch liegt und die Leuchten nur bei sehr hellem Umgebungslicht dunkel bleiben. Mit der Art des Lichts dürfte das nichts zu tun haben.

      • Ja, das ist eine Schwäche der Nightluxe. Sie gehen praktisch nur bei Tageslicht außer Betrieb.
        Es gibt einen Umbauvorschlag in einer amazon Rezension von Michael Schulz „orbital59“. Dabei wird der Sensor von seiner versteckten Position hinter der PIR-Linse an die Oberfläche gebracht. Geht sehr unauffällig. Habe ich so oder so ähnlich schon einige Male praktiziert. Man muß das aber als Hobby-Bastelarbeit sehen. Dann kann man aber einiges machen.
        Die Nightluxe waren meine ersten LED-Applikationen. Und die meisten davon sind noch heute in Betrieb, allerdings mit ausgelagerten Mono-Zellen. Zwei von denen beleuchten z.B. die Keller-Außentreppe. Die Mono-Zellen sind in einem 50er HT-Rohr untergebracht. Wobei sich die Nightluxe keine gemeinsame Versorgung mögen, dann oszillieren sie. Jedenfalls haben sie mir Leitungsverlegung erspart und mit Monozellen kommt man einige Jahren über die Runde und sie liefern auch noch bei Minusgraden ausreichend Strom.
        Schön auch die Fußraumbeleuchtung am Bett. Sobald die Füße und Beine das Bett in Richtung Boden verlassen wird der Fußraum beleuchtet. Das blendet nicht und macht den Weg sicherer.
        Eine andere Nightlux habe ich einmal mit einer Ikea Ledberg gekreuzt. So entstand eine Unterbau-Schrankleuchte mit Bewegungsmelder. Spannungsregler und Photomos-Relais im frei gewordenen Batteriekasten und ein paar Drähte dazu. Hat sich bewährt und läuft noch heute zur vollsten Zufriedenheit (wobei man über die gelbe Lichtfarbe der Ledberg geteilter Meinung sein kann). Kann man heute wahrscheinlich auch fertig kaufen. Oder ein PIR-Bewegungsmeldermodul in China für wenige Euro verwenden. Wie gesagt, Bastelkram und man muß sowas als Hobby sehen, sonst lohnt weder Zeit noch Material.

        • Ich sollte noch zufügen: Nightlux geht auch bei LED-Licht aus, wenn es hell genug ist. Aber bei den originalen Nightluxen muß es eben sehr hell sein. Habe das gerade mit einem 10 EUR ALDI-Stab-LED-Akkulampe getestet (übrigens auch eine sehr lohnenswerte Anschaffung. Hängt griffbereit im Besenschrank).

  12. Sehr geehrter Herr Messer,
    vielen Dank für diese kompetente Aufstellung und die humuoristische Formulierung. So habe ich mit großem Amüsement viele interessante Fakten kennengelernt. *lach
    Schöne Grüße
    Johanna Gehrlein

  13. Das mit der über-200%-Wirkungrad-LED hat mir gefallen. So wie beschrieben würde das Ding doch tatsächlich gegen den 2. Hauptsatz der Thermodynamik verstoßen. Das geht nicht, und so habe ich den Originaltext von Parthiban Santhanam, et al. “Thermoelectrically Pumped Light-Emitting Diodes Operating above Unity Efficiency.” gelesen. Nur mit einer externen Heizung geht es, also wird Strahlung aus Wärme gewonnen.

    • Ja sicher, das steht ja auch da, dass sie sich die Energie aus der Umgebungswärme holt. Die muss aber nicht unbedingt aus einer künstlichen Heizung kommen, das könnte auch mit natürlicher Wärmestrahlung (Sonne, Körper etc.) funktionieren.

      • Und es steht dort nicht „200%-Wirkungrad“ sondern „200 Prozent elektrische Effizienz“. Damit steht nicht gesamte Energie im Nenner, sondern nur die elektrische. Da daneben noch thermische Energie umgesetzt wird, die aber in der Gleichung nicht berücksichtigt werden, können durchaus Werte >1 auftreten. Also schon richtig geschrieben.

  14. Stimmt schon. Alle Lampen verlieren mit der Zeit an Helligkeit.

    Aber: Glüh- und Halogenlampen verlieren nur so wenig an Helligkeit, dass es in der Praxis nicht auffällt. Sie werden dabei zwar ein wenig rötlicher, weil der Glühfaden dünner wird und daher mehr Widerstand aufweist, dh. die Leistung etwas abnimmt, aber auch das fällt in der Praxis nicht auf. Es entspricht genau der geringeren Leistung, und wer kann schon den Farbunterschied zwischen einer 40- und 60-W-Lampen eindeutig erkennen? Dazu kommt noch Metalldampf an der Innenseite des Glaskolbens, der das Licht ein wenig schluckt.

    In der Praxis brennt eine Glüh- oder Halogenlampe jedoch durch, spätestens wenn sie 10 % an Helligkeit verloren hat. Die Angabe von 30 % (oder sogar mehr) von LED-Lampenherstellern ist somit kein Qualitätskriterium, sondern das genaue Gegenteil! Als Glühlampe müsste man die Lampe bei 10 % Helligkeitsverlust als defekt betrachten und tauschen. Damit würde die Lebensdauer üblicher LED-Lampen wohl eher bei 3000 – 6000 Stunden liegen (und manche dürfte gar nicht in Betrieb gehen, weil die Angabe auf der Packung schlicht überhöht ist), aber das traut sich natürlich kein Hersteller zuzugeben.

    Bei der LED kommt der Helligkeitsverlust auch von der Alterung des Leuchtstoffs (ja, weiße LEDs sind eigentlich auch Leuchtstofflampen), was nicht eine Rotverschiebung des gesamten Spektrums bewirkt, sondern den selektiven „Ausfall“ einzelner Spektrallinien, auf den das Auge wesentlich sensibler reagiert. Dh. die Farbverschiebung ist eher unvorhersehbar und unangenehmer. All dies gilt natürlich auch für die Quecksilberdampf-Leuchtstofflampe (Energiesparlampe).

    Das Nachleuchten des Leuchtstoffs ist übrigens auch ein Beitrag zum Nachleuchten nach dem Abschalten.

    • Ein LEDON-Ingenieur hat hier ja ein paar Kommentare zuvor mal berichtet, dass es auch nach langer Leuchtdauer nur rund 50 Kelvin Farbtemperatur-Abweichung gegeben habe. Warum sollten da eigentlich einzelne Spektrallinien ausfallen, wenn sich allenfalls die Luminszenz-Konversionsschicht chemisch etwas ändert? „Unangenehme“ Farbverschiebungen sind mir bei den bisherigen Marken-Dauertestlampen noch nicht aufgefallen. Nach ausreichend langer Zeit werde ich das jedoch mal stichprobenartig nachmessen lassen (bei Produkten, die schon im Neuzustand mal im Labor waren).

      Zum Helligkeitsverlust: Der darf seit 1.3.2014 laut EU-Verordnung bei LED-Lampen nur maximal 20% nach 6000 Stunden betragen. Bei rundstrahlenden Lampen werden ja ohnehin höhere Äquivalenzwerte gefordert – beispielsweise 806 Lumen als 60-Watt-Ersatz, obwohl solche Glühlampen meist weniger als 750 lm haben.

      Das Schöne ist: Die deutschen Marktaufsichtsbehörden (Eichämter etc.) messen tatsächlich viele LED-Lampen auf dem Markt nach (wie’s die EU vorsieht) und haben sich extra dafür teils richtig gut ausgestattete Labore zugelegt. Wie man hört, soll der eine oder andere Anbieter deshalb schon kräftig auf die Mütze bekommen haben.

      • Wundere mich etwas ich habe erst etwa 5 Jahre LED Erfahrung und kann selbst bei diesen ‚älteren‘ keine veränderung in Helligkeit und Farbe feststellen !

        Woher wissen die alle so genau was praktisch gesehen in 10 , 15 oder 20 Jahren mit der LED Beleuchtung passieren könnte, ob irgendwelche berechnungen so stimmen wenn über Jahre oder Jahrzehnte bei normaler benutzung langsam eine alterung der LED stattfindet ?

        • Wirklich wissen kann man das wohl bei keinem elektronischen Gerät. Wie sollte das auch gehen, wenn ein Modell nur kurze Zeit produziert wird und ruckzuck veraltet ist? Üblicherweise nimmt man deshalb einen kürzeren Testzeitraum und extrapoliert die Werte – eventuell unter Berücksichtigung der „Badewannen-Kurve“ (siehe dazu diesen Blogbeitrag).

          Mit eigenen Augen wird man übrigens bei den LED-Lampen zuhause nur selten einen schleichenden Helligkeitsverlust wahrnehmen. Der wird nämlich normalerweise von den Augen (größere Pupillen) und dem Gehirn komplett kompensiert. Ähnliches gilt für kleine Veränderungen der Farbtemperatur.

        • Dazu wurde in den letzten Jahrzehnten eine Reihe beschleunigernder Tests entwickelt und deren Koeffizienten für einige Bauteile (Leiterplatten, Halbleiter) ermittelt und einigermaßen verifiziert. Einen Überblick findet man z.B. hier.

          Gern verwendet wird Arrhenius wobei man mit erhöhter Temperatur eine Alterung beschleunigt, Coffin-Manson für Temperaturwechsel-induzierte mechanische Spannungen und Lawson um die Veränderungen durch Luftfeuchte beschleunigt zu erkennen. Eine Kunst für sich.

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