TV-Tipp: Le Mans 1955 – viel mehr als nur ein Unfall (Update 13.4.)

Motorsport war in den 1950er-Jahren aus heutiger Sicht unvorstellbar archaisch, gefährlich und unmenschlich. Jedes Jahr starben zahlreiche Rennfahrer, die wegen ihrer Leistungen und Todesverachtung – ähnlich wie früher Gladiatoren – als Helden verehrt wurden. Dazu fanden immer wieder Zuschauer und Streckenposten den Tod – offenbar damals ein unausweichlicher „Kollateralschaden“: Jahrzehntelang war keiner dieser tödlichen Unfälle Anlass genug für die Rennwagenkonstrukteure, Veranstalter und Rennstreckenbetreiber, nennenswerte Anstrengungen zur Verbesserung der Sicherheit dieses Sports zu unternehmen.

Auslaufzonen oder Fangzäune waren weitgehend unbekannt, die medizinischen Einrichtungen an den Strecken höchstens fadenscheinig, und statt langer, von der Fahrbahn durch eine Mauer und Zäune abgetrennter Boxengassen gab es nur eine etwas breitere Start- und Zielgerade, von der an jedem Punkt direkt an die Boxen gerast werden konnte. Und genau das führte am 11. Juni 1955 zum tragischsten Unfall der Motorsportgeschichte.

Gedenktafel Le Mans 1955
Gedenktafel an einem Fangzaun der Rennstrecke von Le Mans. (Foto: Stevingtonian@Wikimedia Commons, Lizenz cc-by-3.0)

Knapp zwei Stunden nach Beginn des legendären 24-Stunden-Rennens bremste der führende Mike Hawthorn mit seinem Jaguar kurz vor den nachfolgenden Wagen stark ab, um an seine Box zu fahren. Dies führte zu einer Kettenreaktion im Feld, durch die der Mercedes-Benz des Franzosen Pierre Levegh (eigentlich Pierre Eugène Alfred Bouillin) auf einen Erdwall krachte, sich überschlug und Teile des Wracks in die Zuschauermenge schleuderten.

Neben Levegh fanden dabei 83 Menschen den Tod, über 100 wurden verletzt. Das Rennen wurde danach zwar bis zum Ende fortgesetzt, war aber Auslöser für einschneidende Veränderungen: Rennabsagen in Europa, Verbot von Rundstreckenrennen in der Schweiz (gilt bis heute), neue Sicherheitsvorkehrungen (die allerdings bei Weitem noch nicht dem heutigen Standard entsprachen).

Diesen Monat zeigt Arte (wo Motorsport sonst eher nicht stattfindet, auch nicht in den Nachrichten) zur Primetime als Erstausstrahlung eine Dokumentation über die „Apokalypse in Le Mans“. Am 16. März ab 20.15 Uhr (Programm geändert, siehe Update) schildern die Autoren Thomas Ammann und Simone Jost-Westendorf in dieser ZDF-Produktion nicht nur die Tragödie selbst, sondern auch deren Folgen für den Motorsport und den politischen und wirtschaftlichen Hintergrund jener Zeit, in der sich Deutschland und Frankreich nach dem Krieg wieder allmählich annäherten.

Update 16.3.: Wegen der Ereignisse in Japan zeigt Arte die Dokumentation zu einem späteren Zeitpunkt. Stattdessen läuft heute Abend der Dokumentarfilm „Die Wolke – Tschernobyl und die Folgen“.

Update 5.4.: Wenn bis dahin keine neuen Katastrophen in der Welt passieren, wird „Apokalypse in Le Mans“ nun am Mittwoch, 13. April, ab 20.15 Uhr ausgestrahlt.

Update 13.4.: Jetzt – nach der Ausstrahlung – ist die Doku auch bei Arte+7 verfügbar.

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