Alles Müller, oder was?/Update 4.7.

ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein macht seit Januar 2010 Werbung für die Molkerei Weihenstephan, die seit dem Jahr 2000 zur Gruppe Theo Müller („Müllermilch“) gehört – das hat bisher niemand groß aufgeregt und war offenbar im Herbst 2009 noch mit dem damaligen ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender abgesprochen (oder doch nicht? / siehe Update 4.7. unten). Nun klagte aber sein Nachfolger Peter Frey – bis dahin wohl uninformiert – auf Nachfrage des Branchenblatts „medium magazin„:

Ihr Internet-Auftritt auf den Seiten von Weihenstephan ist nicht glücklich und kann so nicht bleiben.

Diese harsche Kritik schlug umgehend hohe Wellen in der Medienszene, weil Müller-Hohenstein derzeit durch ihren Einsatz bei der Fußball-WM in Südafrika hohe Bildschirmpräsenz genießt und generell die privaten Werbeaktivitäten von öffentlich-rechtlich bezahlten Moderatoren kritisch betrachtet werden sollten.

Die veröffentlichten Fakten sind jedoch nicht die ganze Wahrheit. Die Werbeaktivitäten von Katrin Müller-Hohenstein für die Molkerei Weihenstephan beschränken sich nicht auf den Internet-Auftritt, sie war ebenso als „Schirmherrin des Qualitätsbeirats“ in Radio-Spots zu hören (auch in ARD-Stationen, was Peter Frey offenbar ebenfalls entgangen ist). Als freie Mitarbeiterin des ZDF (ohne Pensionsansprüche) wollte sie hier wohl die gleichen Rechte haben wie etwa ZDF-Kollege Thomas Gottschalk als Werbebotschafter für „Haribo„. Chefredakteur Frey sieht das jedoch anders:

 Der Vertrag enspricht nicht den Vorstellungen des ZDF von Auftritten seiner journalistischen Köpfe. Ich gehe davon aus, dass dieser Internet-Auftritt schon bald Geschichte ist.

Kein Wort darüber, dass auch die Wettervorhersagen im ZDF-Morgenmagazin von der Molkerei Weihenstephan präsentiert wurden, obwohl sich diese noch bis 2008 irreführend als „Staatliche Molkerei Weihenstephan“ bezeichnet hatte und illegal das bayerische Staatswappen verwendet hatte. Kein Wort auch darüber, warum sich ein durch knallharte politische Intervention ins Amt gehievter Chefredakteur öffentlich Gedanken über die möglicherweise fehlende Unabhängigkeit oder Glaubwürdigkeit von „Journalisten“ machen muss.

Immerhin hat das ZDF ja auch kein Problem damit, dass seine WM-Berichterstattung teilweise durch Sponsoren finanziert wird und dass der Experte an der Seite von Katrin Müller-Hohenstein, Oliver Kahn, hochgeschätzter Werbepartner von Unternehmen wie Boehringer Ingelheim, DWS Investments, Riva-Verlag und Sonax ist. In diesem Umfeld dürfte es öffentlich-rechtlichen Sender schwerfallen, eine Grenze zwischen „hui“ und „pfui“ zu ziehen; bisherige Versuche erinnern eher an eine diffuse Doppelmoral. Peter Frey erklärte im medium magazin dazu:

Wir müssen, vielleicht in einer Art Selbstverpflichtung, uns die Kriterien noch klarer machen.

Vielleicht sollte beim ZDF auch mal über die unternehmensinterne Kommunikation geredet werden. Katrin Müller-Hohenstein will nämlich laut Spiegel-Online erst an diesem Freitag telefonisch von Peter Frey über dessen Kritik unterrichtet worden sein, als die Vorwürfe schon längst publik gemacht worden waren. Und weil sie ihren Job beim ZDF natürlich ungern verlieren will, muss sie sich jetzt hektisch darum bemühen, den noch bis Jahresende laufenden Vertrag mit der Molkerei Weihenstephan vorzeitig aufzulösen.

Update 13.30 Uhr: Inzwischen hat sich KMH für ihren Werbeauftritt entschuldigt und ihre „Schirmherrschaft“ niedergelegt: „Das Engagement war ein Fehler, den ich bedaure“, erklärte sie an diesem Samstag dem „Spiegel“.

Update 4.7.: Ebenfalls im „Spiegel“ widersprach sie allerdings auch ihrem eigenen Management, das (wie oben geschrieben) dem „medium magazin“ von einer vorherigen Absprache mit Nikolaus Brender berichtet hatte. Brender selbst erklärte dem „Spiegel“, er habe die Genehmigung „für die Mitwirkung bei einer unabhängigen Stiftung zur gesunden Ernährung von Kindern“ erteilt: „Eine Aktion für irgendein Produkt hätte ich niemals genehmigt.“ Nach eigenen Angaben war Katrin Müller-Hohenstein selbst nicht klar, dass sie für Werbezwecke verwendet werden würde, was allerdings für einen Medienprofi sehr naiv wäre. Spätestens bei der Umsetzung der Zusammenarbeit (wie bereits erwähnt auch mit Werbespots im Radio) hätte sie es wissen müssen.

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