TV-Tipp: „betrifft: Nürburgring“

An diesem Mittwochabend ist zwischendurch mal Platz und Zeit für was Fußballfernes und sehr Empfehlenswertes im Fernsehen: Der SWR sendet in seinem „Dritten“ ab 20.15 Uhr die Dokumentation „betrifft: Nürburgring„. Spätestens um 21 Uhr dürfte auch dem letzten Laien klar sein, dass der „Ring“ weit mehr ist als nur eine Rennstrecke und ein Mythos – er war und ist auch Schauplatz für einen mindestens 330 Millionen Euro teuren Halbwelt-Krimi namens „Nürburgring-Affäre„, der zu einem finanziellen und politischen Debakel führte.

Nürburgring-Luftbild 2004
Der Nürburgring – wie auf diesem Luftbild liegt auch hinter den Kulissen Einiges im Halbdunkel. (Foto: Stahlkocher@WikimediasCommons)

Besonders weh tat mir diese Entwicklung in den letzten Jahren gerade auch als aktiver Motorsport-Freund; ich hatte das Vergnügen, noch vor dem monströsen Umbau zum Erlebnis- und Freizeitpark einen Tag lang auf dem Grand-Prix-Kurs herumzukurven – bei typisch wechselhaftem Eifelwetter, aber unbelästigt von der pannenträchtigen „schnellsten Achterbahn der Welt“ und den zahlreichen neuen und nicht immer geschmackssicheren Gebäuden. Ich gehöre halt zu den unverbesserlichen Puristen, die eine Rennstrecke primär als Sportplatz sehen und nicht als Hallodri-Zirkus für die ganze Familie.

NSX@Nürburgring
August 2004: Der Autor dieses Blogs im Honda NSX auf dem Nürburgring-GP-Kurs. (Foto: PVW – Michael Pietsch)

Der damalige Nürburgring-GmbH-Geschäftsführer Dr. Walter Kafitz galt unter Motorsportlern bis 2009 noch als ehrenwerter, engagierter Mann, der nichts unversucht ließ, die Anlage zu vermarkten und das schon traditionelle Defizit zu minimieren. Inzwischen wurde Kafitz fristlos entlassen und soll rund 7 Millionen Euro Schadenersatz an die GmbH bezahlen. Das allein macht schon die Dimension des Debakels deutlich, ist aber nur ein kleines Puzzleteil des Skandals, in den die SPD-geführte Landesregierung ebenso verwickelt ist wie dubiose Investoren und Geschäftemacher im Halbdunkeln.

Die Finanzierung der „Erlebniswelt Nürburgring“ war von Anfang an eine Luftnummer, aber alle, die den Crash hätten verhindern können, schauten weg, kassierten vielleicht sogar mit und waschen nun ihre Hände in Unschuld. Die ganze Komplexität der Ereignisse kann eine 45minütige TV-Sendung natürlich nicht beleuchten – wahrscheinlich gelingt das nicht mal den damit befassten Ermittlungsbehörden und Gerichten -, aber der Film von Christoph Würzburger gibt einen erhellenden Einblick in den unfassbaren Finanz- und Polit-Krimi rund um die „grüne Hölle“.

Gäbe es da nicht die einzigartige Nordschleife und den ebenfalls sehr unterhaltsamen Grand-Prix-Kurs, man müsste den Nürburgring in diesem Licht leider den „Ring, der nie gelungen“ nennen.

4 Gedanken zu „TV-Tipp: „betrifft: Nürburgring“

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